Geliebte Korsarin
Fernandos Geschäftsbereich. Ich weiß.«
»Und nun ist das Schiff weg …«
»Das ist richtig.«
»McDonald wird Alarm schlagen, Fernando wird Alarm schlagen, weil du geflohen bist; Casillas wird alle Hände voll zu tun haben, auf der einen Seite die Polizei zur Suche auszuschicken, andererseits aber zu verhindern, daß man mein Schiff untersucht …«
»… und die Maschinengewehre, die Kanone, die Granaten findet. Mary-Anne, du hast die Dinge total durcheinandergebracht.«
»Du! Nur Du!« schrie sie und sprang auf.
»Wer hat mich gekapert?«
»Immer die alte Leier …«
»Aber doch eine einprägsame Melodie: Aus einem Menschenraub wird Liebe … Das klingt nach himmlischer Musik …«
»Es kann unsere Todesmelodie werden, Andres …«
»Andres hat mich noch niemand genannt …«
»Dann ist es gut, daß ich die erste bin.«
Sie sah ihn wütend an. Wenn sie erregt war, überstieg ihre Schönheit alles Vorstellbare.
»Wie haben dich denn die anderen Frauen genannt?«
»Welche Frauen?«
»Die du alle gehabt hast …«
»Himmel! Die Palette reicht vom einfachsten Schatz bis zum brennenden Stern!«
»Blöd!«
»Wieso blöd?«
»Brennender Stern …«
»Das war eine zierliche, süße, milchkaffeebraune Indianerin in Yukatan …«
»Und wie hast du sie genannt?«
»Samtpfötchen …«
»So idiotisch kann auch nur ein Mann im reiferen Alter sein!«
»Danke.«
Andreas Rainherr stand ebenfalls auf. »Kann ich jetzt Juan sein Essen auf die Brücke bringen?«
»Das fragst du mich?«
»Du bist der Kommandant!«
»So? Plötzlich?«
»Ist das deine Yacht oder nicht? Ich habe nie die Absicht gehabt, deine Kompetenzen zu beschneiden.«
»Aber klauen wolltest du mein Schiff …«
»Ich wollte nur mein Leben retten. Genau das, was auch du im Sinn hattest. Nur sind wir zwei verschiedene Wege gegangen und haben uns dann zwangsläufig doch getroffen. Mary-Anne, wir können unserm Schicksal nicht davonlaufen!«
»Welchem Schicksal?«
»Wir lieben uns …«
»Nur, weil ich dir erlaubt habe, mich zu küssen und dir nicht dabei ein Messer in den Rücken gestoßen habe?«
»Du hattest doch den gelben Kochlöffel in der Hand«, entgegnete Rainherr sanft. »Ein Kochlöffel mit Saucenresten eignet sich weniger zum Mordwerkzeug.«
»Aber um dir in dein arrogantes Gesicht zu schlagen!« schrie sie. »Nimm das Essen für Juan und verschwinde! Und rühre mich nie wieder an!«
»Ich will versuchen, das durchzuhalten.«
Rainherr stellte Braten, Kartoffeln, Salat und Sauce und eine dicke Gurke auf ein Tablett und legte ein Besteck dazu.
Auf der Treppe zum Deck blieb er stehen und blickte sich um. Mary-Anne stand noch hinter ihrem Sessel und hielt die Lehne umklammert. Ihre wilde Schönheit ergriff Rainherr tief. Sie ist wirklich einmalig, dachte er. Die Welt ist voll schöner Frauen, gerade hier in der Karibik. Wohin man auch blickt – der Puls muß einem Mann höher schlagen!
Aber eine Frau wie Mary-Anne gibt es nur einmal. Eine Piratin! Wie sagen die alten Orchideensammler? Die schönsten Blumen blühen in den Sümpfen …
»Man wird uns suchen?« fragte Rainherr und ging mit seinem Tablett noch einmal ein Stück zurück.
»Selbstverständlich! Fernando läßt das nicht auf sich sitzen. Was du anscheinend noch nicht weißt: Wegen der schlechten Straßen und der Urwaldflüsse ist eines der wichtigsten Verkehrsmittel von Belize das Flugzeug. Es gibt eine Reihe von ein- und zweimotorigen Lufttaxis. Hubschrauber gibt es auch. Fernando kann ein ganzes Suchgeschwader einsetzen!«
»Dann wollen wir die wenigen Stunden, die uns noch bleiben, genießen!«
Dr. Rainherr ging an Deck, kletterte ins Ruderhaus und stellte das Essen auf den Kartentisch neben Juan Noales.
»Ich löse dich ab«, sagte er. »Der Braten ist vorzüglich.«
Juan grinste und begann zu essen. Aber schon nach dem ersten Bissen stellte er fest: »Fehlt ein Hauch Salbei! Rosmarin ist auch nicht drin. Die Paprikasauce ist zu scharf …«
»Geh runter und sag es ihr. Aber ich bezweifle, daß sie jetzt in der Stimmung ist, Gespräche über die Kochkunst zu führen.«
»Miss Tolkins ist also an Bord?«
»Spiel nicht den Ahnungslosen, du verfluchter Gauner.«
Rainherr beobachtete die Sonarsignale, denn sie kamen erneut in ein Cay-Gebiet mit Untiefen. Das Meer wurde so flach, daß man die Korallenbänke zum Greifen nahe im blaugrünen Wasser schimmern sah. Schwärme von buntschillernden Fischen umwimmelten das Boot … Es war, als habe der
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