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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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„Du glaubst, ich sei schwach und ohnmächtig. Du hättest gern, dass ich hilflos wäre. Dass du über mich bestimmen kannst, wie es dir gefällt, dass ich dir zur Verfügung stehe, wann immer du meiner bedarfst. Du bildest dir ein, ich wäre dein, ich würde dir gehören. Das habe ich dir viel zu lange durchgehen lassen.“
    „Jetzt beruhige dich, Jess. Du bist ja völlig außer dir. Lass uns vernünftig über alles reden.“
    Ihre Stimme bebte. „Ich bin vernünftig. Und ich bin weder dein Besitz noch dein Opfer. Ich will dich ein für alle Mal loswerden. Wenn du mich ansiehst, siehst du nicht mich, du siehst nur … etwas, von dem du meinst, es würde dir gehören und könnte von dir gebraucht werden, wann und wie es dir gefällt.“
    „Jess, wir wissen beide, wie furchtbar schlecht du schießt. Mach dich nicht lächerlich. Das ist wirklich keine gute Idee, dieses Duell.“
    „Das würdest du wohl gern glauben, Weston. Du glaubst, dir könnte nichts passieren, weil eine Frau dir nicht gefährlich werden könnte. Du sagst dir, du hättest nichts zu befürchten, müsstest nur irgendwie aus dieser unwürdigen Situation herauskommen. Aber vielleicht täuschst du dich ja. Vielleicht schieße ich gar nicht so schlecht. Vielleicht lasse ich mir diesmal nicht einfach gefallen, was du mir und den meinen antun willst.“
    Mit ausdrucksloser Miene sah er sie an. „Gut, wenn du das glauben willst. Meinetwegen, dann sollst du dein Duell haben. Aber wenn ich das hier heil überstehe, sprechen wir uns wieder.“ Er warf einen argwöhnischen Blick auf Mark. „Falls man mich zu Wort kommen lässt. Gewisse Leute haben ja bereits bewiesen, dass sie nicht viel auf Fairness und ehrenhaftes Verhalten geben.“
    „Ich habe nur nicht nach den Regeln der Kunst geboxt“, sagte Mark ruhig. „Überlegen Sie mal, was Sie getan haben.“
    „Was denn? Was habe ich getan?“
    „Weston“, sagte Jessica. „Deinetwegen war ich dem Tode nah. Glaubst du, ich lasse dich so einfach davonkommen?“
    Er gähnte. „Nicht das schon wieder. Gut, bringen wir es hinter uns.“
    Das Blut pochte ihr in den Schläfen, als sie sich umwandten. Ihre Sekundanten – Godwin auf Westons Seite, Mark auf ihrer – zählten die Schritte. Jeder Schritt schien ihr eine Ewigkeit zu dauern. Es war einfach unglaublich, wie ihr das passieren konnte. Doch sie würde es mit ihm aufnehmen. Mit Leichtigkeit.
    Sir Godwin und sie blieben stehen und drehten sich um. Weston war nur als schemenhafte Silhouette im Nebel zu erkennen. Eigentlich war er eine bemitleidenswerte Figur. Sie konnte kaum mehr glauben, sich ihm gegenüber einmal so schwach und ohnmächtig gefühlt zu haben. Sie spürte, wie sie zitterte. Godwin hob ein Taschentuch in die Höhe.
    Sie brauchte nicht den ersten Schuss abzugeben. Ganz ruhig wollte sie bleiben und abwarten, was geschah. Er würde sie sowieso nicht treffen. Nicht auf diese Entfernung, nicht bei diesem Nebel. Das überstieg eindeutig seine Fähigkeiten.
    Das weiße Tuch flatterte zu Boden. In diesem Augenblick, während Jessica mit gespanntem Abzug dastand, wandte Weston sich um zu Mark. Es musste schnell geschehen sein, denn Mark hatte kaum reagieren können, als Weston auch schon auf ihn zielte. Jessica sah es, und das Herz hörte ihr beinah auf zu schlagen. Die Mündung seiner Pistole war mit unheilvoller Gewissheit auf Mark gerichtet. Auf den Mann, den sie liebte …
    Jessica drückte ab. Im selben Augenblick zerschnitt ein lauter Knall die Luft, der ihren Schuss noch übertönte. Jemand schrie. Der Rückstoß riss ihren Arm nach hinten, schwarzer Pulverdampf nahm ihr die Sicht. Jessica lief trotzdem los, sie lief so schnell sie konnte, ihr Herz und ihre Hände kalt wie Eis.
    Sie waren beide zu Boden gegangen, Mark und Weston. Aber Mark schien ganz ruhig und Herr der Lage. Er drückte Weston ein Taschentuch an die Schulter, während der arme Godwin sich ratlos im Hintergrund hielt.
    „Das war immer eine Sache zwischen mir und Sir Mark gewesen“, sagte Weston. „Also mussten wir es auch zu Ende bringen. Alles andere wäre töricht gewesen.“
    „Das ist gegen die Regeln“, murmelte Godwin vor sich hin. „Das ist höchst regelwidrig.“
    „Sage ich doch.“ Weston zuckte kurz zusammen, als Mark fester zudrückte. „Es war eine Frage der Ehre. In einer derartigen Angelegenheit gelten keine Regeln mehr.“
    „Müssen wir … müssen wir das jetzt melden?“, fragte Godwin.
    „Und eingestehen, dass eine Frau mich niedergeschossen

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