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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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Erinnerung bewahren. Seine Liebe war ihr zu kostbar, als dass sie sie zerstören wollte.
    „Ich mag dich“, sagte er. „Ich schätze dich. Ich möchte für dich sorgen und dich beschützen.“
    „Ich will keinen Beschützer“, empörte sie sich. „Und es ist mir ganz gleich, ob du dich mein Gemahl nennst oder mein Geliebter oder du einfach nur der Mann bist, der mir Geld für meine Gefälligkeiten gibt. Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn einem alle Entscheidung abgenommen wird. Wenn man keine Macht mehr über seine Zukunft hat. Wenn jemand einen beschützt. Das hatte ich schon zu oft, das will ich nicht mehr.“
    „Du weißt, wie ich es meine“, sagte er ruhig. „Und ich werde mich nicht dafür entschuldigen, nur dein Bestes zu wollen, mich um dein Glück und dein Wohlergehen zu sorgen. Was um alles in der Welt ist eigentlich in dich gefahren? Weshalb regst du dich so auf? Warum reißt du mich in Stücke?“
    „Weil du mich gerade sehr an George Weston erinnerst“, schrie sie ihn an.
    Etwas Schlimmeres hätte sie kaum sagen können. Sie sah es daran, wie er mit ein Mal die Schultern straffte, an dem zornigen Zug um seinen Mund. Vermutlich war dies nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was sie in den Jahren mit ihm erwarten würde – Zorn, nicht Zuneigung würde er für sie empfinden. Seine Liebe konnte nicht dauern, nicht für sie.
    Dann zerstöre sie jetzt. Für ihn ist es besser so – und für dich dürfte eine Lüge mehr oder weniger keinen Unterschied mehr machen.
    Und so, auch wenn sie wusste, dass es falsch war, auch wenn sie wusste, wie sehr sie ihn damit verletzte, bohrte sie ihm den Finger in die Brust. „Du bist genau wie er“, sagte sie. „Du meinst, meine Probleme lösen zu müssen, ohne mich nur zu fragen. Du wirfst mir Geld hinterher, ohne dass ich darum gebeten hätte. Ich will deine Hilfe nicht, ich habe dich nie danach gefragt. Es ist mir unerträglich.“
    „Das meinst du nicht so“, stieß er wie benommen hervor.
    „Was meine ich nicht so? Dass du mir das Gefühl gibst, ein Nichts zu sein, ein Niemand? Dass du mich der Möglichkeit beraubst, selbst über meine Zukunft zu entscheiden? Dass du es damit schaffst, dass ich mich schwach und ohnmächtig fühle? Dass du der letzte Mann auf Erden bist, der mich jemals glücklich machen wird?“
    „Jessica“, flüsterte er. „Bitte.“
    Ein letzter Hieb, und sie würde sich von allem künftigen Kummer befreit haben. „Du und Weston, ihr seid aus demselben Holz geschnitzt. Ich fasse es nicht, dass ich so lange brauchte, um das zu merken. Ich werde dich nicht heiraten, denn ich könnte es nicht ertragen, mit dir zu leben.“
    Sein Gesicht war aschfahl geworden. „Vermutlich gibt es nichts, was ich jetzt noch tun könnte“, schloss er erschreckend ruhig.
    „Nein, außer auf der Stelle mein Haus zu verlassen.“
    Und er ging. Natürlich ging er. Nachdem er fort war, fuhr sie mit einem Handstreich über ihren Schreibtisch, sodass alles zu Boden ging, was darauf war. Tinte, Papier und Schreibfedern flogen durchs Zimmer. Aber auch das half nicht, nicht einmal, als sie sich mitten hinein auf den Boden warf, mit den Fäusten auf den Teppich schlug und laut schluchzend nach Atem rang.
    Sie hatte es geschafft, sagte sie sich. Sie hatte sich seiner und aller Ängste vor der Zukunft entledigt. Sie war frei.
    Nun, da das geschafft war, würde sie alles schaffen. Sie würde überleben.

22. KAPITEL
    J essica hätte nicht sagen können, wie lange sie so saß und auf das Chaos starrte, das sie angerichtet hatte. Das Tintenfass war zerbrochen, die dunkle Tinte in den Teppich gesickert. Sie fühlte sich genau so – befleckt, unwiederbringlich zerstört.
    Erst als sie die Turmglocken Mitternacht schlagen hörte, löste sie sich mit einem Kopfschütteln aus ihrer Erstarrung und sah sich um. Es blieb wenig mehr, als nun aufzuräumen, was sie angerichtet hatte.
    Seufzend hob sie das Glas auf. Ihre Hände zitterten, und die Scherben waren feucht von Tinte. Als eine ihr aus den Fingern glitt, versuchte sie, sie festzuhalten. Das Glas schnitt ihr in die Haut. Jessica schrie leise auf und hielt ihren schmerzenden Finger.
    Schmerz. Vor wenigen Monaten noch hatte sie gemeint, nie wieder etwas empfinden zu können. Ihr war, als wäre sie zu Stein erstarrt. Schmerz war keine schöne Empfindung, er tat weh, war aber allemal besser als diese Leere, erstrebenswerter als dieses Nichts, das sie zu verschlingen gedroht hatte.
    Ja, sie hatte Mark verloren. Aber

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