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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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nicht sehen kann?“
    „Dann“, meinte er nachdenklich, „regnet es wahrscheinlich schon.“
    Sie musste lachen. „Sie sind mir vielleicht einer.“
    „Allerdings.“ Er stand noch eine Weile in Betrachtung des alten Turms versunken, schließlich schüttelte er den Kopf. „Guinevere“, sagte er unvermittelt, „hätte auf Lancelot warten sollen.“
    „Wie bitte?“
    „Sie hat zu früh geheiratet. Es war nicht Artus, den sie wollte, nur wusste sie das anfangs nicht. Zugegeben, Artus war ein netter Kerl und keine schlechte Partie – König von Britannien, schlagkräftiges Heer, noch schlagkräftigeres Schwert. Da wird sie sich gesagt haben: ‚Nun, dann soll es eben ein König sein.‘ Aber sie hätte warten sollen, auf Lancelot.“
    „Aber was wäre aus Artus geworden? Wen hätte er gehabt?“
    Sie machte sich auf eine spitze Bemerkung gefasst, etwas wie Eine Gemahlin, die keine Ehebrecherin war , doch er kratzte sich nur nachdenklich das Kinn und blickte gedankenverloren ins neblige Tal. „Die Herrin vom See“, meinte er schließlich. „Sie hätte ich an seiner Stelle gewählt.“
    „Die Dame vom See? War die denn überhaupt ein menschliches Wesen?“
    „Mrs Farleigh, bitte, stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ein König und Sie müssten sich eine Gemahlin nehmen. Sie haben die Wahl zwischen einer schönen Frau, die Sie ehren wird und Ihre Macht fürchtet, und einer Frau, die zwar selbst ein wenig zum Fürchten ist, Ihnen aber immerhin schon ein magisches Schwert verschafft hat, dem Sie Ihre Macht verdanken. Sie wissen um die Macht der zweiten Frau und fürchten insgeheim, sie könne größer sein als die Ihre. Für wen entscheiden Sie sich?“
    „Jeder Mann würde sich wohl für die erste Frau entscheiden, die schöne Frau, die Sie ehrt und fürchtet. Welcher Mann wollte eine Frau, die stärker ist als er?“
    „Ein Mann, der sich seiner selbst gewiss ist und anderen ihre Stärke nicht zu neiden braucht“, erwiderte er gleichmütig und sah sie an. „Ich weiß von unattraktiven Männern, die sich eine unattraktive Frau nehmen in dem Glauben, sie könne Ihnen nicht untreu werden. Ich hingegen wollte immer schon eine schöne Frau.“
    Sie lachte leise. „Weil Sie sich selbst so schön finden?“
    „Weil ich sie für mich gewinnen will – ihre Liebe, ihren Geist und ihre Seele.“ Nach kurzem Zögern setzte er hinzu: „Und ihren Körper. Letzterem sehe ich mit besonderer Freude entgegen.“
    „Haben Sie deshalb noch nicht geheiratet?“, fragte sie spöttisch. „Weil keine gut genug für den großartigen Sir Mark ist? Sie meinten, eine ihrer größten Sünden sei Ihr Stolz. Läuft es darauf hinaus?“
    „Nicht ganz.“
    „Nicht ganz. Verstehe.“ Sie lächelte und ging ein paar Schritte, ehe sie sich umdrehte. „Ich begreife Sie nicht. Sie haben Wünsche, Begierden, Sehnsüchte. Und Sie glauben an die Keuschheit. Doch das ist kein unlösbares Problem, Sir Mark. Suchen Sie sich ein nettes Mädchen, heiraten Sie es und tun Sie, wonach Ihr Herz verlangt.“
    „Oh, daran habe ich schon oft gedacht“, meinte er achselzuckend und sah beiseite. „Bisweilen sogar recht ausführlich. Eine solche Ehe würde mich wohl ein paar Monate zufriedenstellen – vielleicht auch einige Jahre. Die Ehe sollte aber ein Bund fürs Leben sein, denn männliche Keuschheit meint auch Treue.“
    „Für einen Mann Ihres Temperaments sollte Treue kein Problem sein.“
    „Ach ja? Aber stellen Sie sich vor, ich würde irgendein nettes Mädchen heiraten, wie Sie es ausdrücken. Und stellen Sie sich dann vor, zwei Jahre später würde ich der Frau meines Lebens begegnen – klug, gütig, schön. Eine Frau, die reif und integer ist und die es vermag, mich zu einem besseren Menschen zu machen. Eine Frau, die über meinen Stolz spotten und mich dennoch lieben würde.“
    Er wandte sich um und sah sie an.
    „Stellen Sie sich das mal vor“, sagte er. „Da begegne ich ihr – und bin gebunden an eine Frau, die einfach nur nett ist. Ich möchte eine Frau, die ich lieben kann, Mrs Farleigh. Eine, der ich treu sein möchte , nicht weil es sich so gehört, sondern weil es einfach niemand anderen für mich gibt. Ich will nicht mit meiner Treue hadern. Oder mit meiner Frau. Und deshalb … warte ich.“
    „Worauf wollen Sie hinaus?“, fragte sie und wich vor der Eindringlichkeit seines Blicks zurück. Dabei rutschte sie auf dem glatten Fels aus, gerade genug, um ein wenig ins Taumeln zu geraten. Er streckte die Hand nach

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