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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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ihr aus. Sie wusste, dass es rein gar nichts zu bedeuten hatte, wusste, dass er sie nur hatte stützen wollen – und doch zuckte sie zurück. Und nun strauchelte sie wirklich und fiel. Schmerzhaft kamen ihre Hände auf dem Fels auf.
    „Haben Sie sich wehgetan?“
    Sie begutachtete ihre Handschuhe – alles war besser, als zu ihm aufzuschauen. Kleine Steinchen waren durch den dünnen Stoff gedrungen und hatten ihre Haut aufgeschürft. Auch ihr Knöchel schmerzte, aber nur ganz leicht. „Nur mein Stolz ist verletzt“, ließ sie ihn wissen.
    Wieder wollte er ihr die Hand reichen, besann sich aber eines Besseren. Stattdessen hockte er sich neben sie, damit er sie ansehen konnte.
    „Hören Sie“, sagte er leise, „ich will Ihnen nicht zu nahetreten. Es wäre schön, würden Sie das endlich verstehen.“
    „Aber …“
    „Nichts aber. Ich will Sie nicht nehmen. Ich will Sie nicht besitzen. Augenblicklich will ich eigentlich nur wissen, ob Sie sich wehgetan haben.“
    Jessica schluckte und blickte zu Boden. Dann, zaghaft, hob sie die Hände und hielt sie ihm hin, die Handflächen nach oben. Er machte keine Anstalten, sie zu berühren. Töricht von ihr, ihm dafür dankbar zu sein. Ganz sacht nur strich er mit den Fingerspitzen über ihren Handschuh, strich die kleinen Steinchen fort, die sich in ihre Haut gegraben hatten.
    „Ich blute nicht mal“, stellte sie fest.
    „Nein.“
    Sie schaute auf. Ihre Blicke trafen sich. Sie wurde wirklich nicht schlau aus ihm – geschweige denn aus sich selbst.
    „Ich jage zum Vergnügen, nicht der Beute wegen“, sagte er. „Weil ich Sie mag . Weil ich in London auf Schritt und Tritt von meinen selbst ernannten Anhängern und sensationslüsternen Reportern verfolgt werde. Wechsele ich auch nur ein Wort mit einer Frau, steht es am Tag darauf in der Zeitung. Rede ich ein weiteres Mal mit ihr, beginnt man Wetten abzuschließen. Ein drittes Mal wage ich kaum noch mit jemandem zu sprechen.“ Seufzend ließ er sich auf einem großen Stein nieder. „Ich werde warten, bis ich die Richtige gefunden habe. Aber mir fehlt weibliche Gesellschaft – und nein, das meint nichts anderes als … das hier. Ich mag Frauen. Ich mag Sie.“
    „Es gibt genügend andere Frauen außer mir.“
    „Das war mir auch schon aufgefallen. Vielleicht ist es das Schlimmste an London. Ich wage nicht einmal mehr, auch nur leises Interesse an jemandem zu bekunden. Eine schier ausweglose Situation, denn wie will ich wissen, ob eine für mich die Richtige ist, wenn ich ihr keine Aufmerksamkeit widmen darf? Doch sowie ich mich auch nur geringfügig zugeneigt gebe, wird in der Öffentlichkeit gleich auf Heirat gesetzt. Sollte ich dann feststellen, dass ich mich getäuscht habe, würde ich besagte Dame in eine sehr unschöne Lage bringen. Ich müsste sie, wiederum öffentlich, brüskieren. Drei Tänze in zwei Wochen – mehr braucht es nicht, um die Gerüchteküche anzuheizen. Ich kann mich nicht aufgrund von drei Tänzen zur Ehe entschließen.“
    Seine Finger verharrten über ihrem Handgelenk, sie spürte, wie ihr Puls daranschlug.
    „Jetzt ist wieder ein Reporter vor Ort.“
    „Den werde ich schon los.“
    Sie nickte schweigend.
    „Verstehen Sie, was ich Ihnen zu sagen versuche? Ich will einfach nur mehr als drei Tänze. Und Sie scheinen mir perfekt dazu.“ Ganz leicht strich er über ihre Hand, ihre Finger, die Fingerspitzen. „Ich kann Sie unmöglich auf Abwege führen, wo Sie mich doch hassen.“ Er lächelte, als er es sagte.
    Jessica schluckte. Es war nur der Kontakt seiner Fingerspitzen, nicht mehr.
    Sie hätte mit Kalkül reagieren können – sie sollte es gar, wollte sie ihn verführen. Aber wie wollte sie das realisieren, wenn die leiseste Berührung sie zurückzucken ließ? Monatelang hatte sie in finsterem Nebel zugebracht. Dieses Gefühl, dieses zarte Flattern im Bauch – das war ihres . Es war die Sonne auf ihrer Haut, die Wärme, von der sie geträumt hatte. Zum ersten Mal seit Jahren verspürte sie wahre, wahrhaftige Anziehung. Und so streckte sie ihm langsam und absichtsvoll ihre Finger entgegen, bis ihre beiden Hände ineinandergriffen.
    Sie ließ Angst und Argwohn durch sich ziehen, spürte den kalten, harten Knoten der Abwehr in sich. Sie hatte Weston Macht über sich eingeräumt, als sie seiner längst schon leid gewesen war. Alles hatte sie gescheut, was gut und wahrhaftig war, selbst diese schlichte Berührung. Aber nun spürte sie es wieder, spürte dieses wundersame Prickeln auf

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