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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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zwinkerte Mrs Farleigh zu. Mark sah es mit Argwohn und verstand nicht mehr, warum er jemals mit ihr hatte flirten, sie überhaupt hatte mögen wollen. Was ging hier vor? Dabei könnte Parret Mrs Farleigh schneller ruinieren, als Mark sich darüber schlüssig werden konnte, was er selbst von ihr wollte.
    Alles hatte ganz anders sein sollen. Er hatte sich vorgestellt, wie er sie nach Hause begleiten würde, wie sie sich unterhielten, spazieren gingen. Ja, gut – er hatte sich noch so einiges anderes vorgestellt. Doch wonach ihn wirklich verlangte, war nicht ihre Berührung, sondern ein Blick hinter ihre Fassade. Er wollte ihr wahres Wesen ergründen, wollte sie in Ruhe kennenlernen, fernab der Londoner Gesellschaft, die nichts Besseres zu tun haben schien, als jedem seiner Schritte zu folgen.
    „Wir haben überhaupt nichts gesagt“, beschied Mark kühl, nickte den Leuten kurz zu, mied Mrs Farleighs Blick und ließ Parret einfach stehen.
    Nicht jetzt. Vielleicht ja nie.
    Sogleich hoben die Stimmen wieder an, drängte man sich erneut um ihn. Aus den Augenwinkeln sah er Mrs Farleigh gehen.
    Nein. Nein. So einfach käme sie ihm nicht davon. Er würde nicht aufgeben.

8. KAPITEL
    A m nächsten Morgen hatte Jessica kaum ihr Frühstück beendet, als ihr Mädchen einen Besucher meldete.
    „ Er ist hier, um Sie sprechen“, flüsterte sie.
    Jessica brauchte einen Moment, um zu begreifen, wer gemeint war. Immerhin hatte Sir Mark sie nach dem Kirchgang nicht wie versprochen heimbegleitet. Nach ihrem allzu öffentlichen Schlagabtausch und Mr Parrets plötzlichem Auftauchen schien er jegliches Interesse an ihr verloren zu haben.
    Das Herz pochte ihr in der Brust vor Erwartung. Was wollte er hier, zumal so früh am Morgen? Das Haar hing ihr offen und frisch gebürstet über die Schultern. Sie hatte noch keine Zeit gehabt, es aufzustecken. Statt sich unnötig damit aufzuhalten, ging sie geradewegs ins vordere Zimmer.
    Und da sah sie Sir Mark, in die Betrachtung der Gegenstände auf dem Wandbord versunken: zwei Porzellanfiguren und eine zerbrochene Muschel – Letztere ein Geschenk ihrer jüngsten Schwester, das diese ihr vor neun Jahren gemacht hatte und das Jessicas einziges Erinnerungsstück an zu Hause war.
    „Sir Mark?“
    Er wandte sich um. Im ersten Moment stand er einfach nur da, wie erstarrt, und schaute sie mit offenem Mund an. Dann schüttelte er den Kopf.
    „Oh nein, das ist nicht fair. Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen und um Vergebung zu bitten. Aber das … das schlägt dem Fass den Boden aus. Ich weiß nicht, ob ich Ihnen das jemals verzeihen kann.“
    „Wie bitte? Was habe ich denn getan?“
    Er rieb sich die Stirn. „Egal. Ich wollte eigentlich fragen, ob Sie Lust hätten, heute Morgen einen Spaziergang mit mir zu machen.“
    „Sir Mark, vielleicht dürfte ich Sie an die letzten Worte erinnern, die wir miteinander gewechselt haben. Vor ziemlich genau vierundzwanzig Stunden haben Sie vor dem halben Dorf verkündet, dass Sie gern mit mir verkehren würden – und Sie erinnern sich vielleicht, was Sie gesagt haben. Nun soll ich also mit Ihnen spazieren gehen?“
    Er sah zur Decke hinauf und hob die Schultern. „Nun ja, so sieht es aus.“
    „Wissen Sie, was die Leute denken werden, wenn Sie uns jetzt zusammen sehen?“
    „Ich beabsichtige nicht, irgendwem zu begegnen. Außer ein paar Kühen vielleicht.“ Er seufzte. „Der Vorteil einer makellosen Reputation ist, dass niemand das Schlechteste von einem denkt. Auch wenn Sie es von sich selbst denken.“ Sein Blick schweifte über sie, ehe er auf ihrem Gesicht verweilte. „Ich muss Sie einfach fragen: Haben Sie Ihr Haar jemals schon abschneiden lassen?“
    Mit einem Mal ergab sein seltsames Gebaren einen Sinn. „Nein“, sagte sie.
    „Hmmm“, erwiderte er nur.
    „Dann werde ich meine Haare mal aufstecken gehen. Und mir Stiefel und meinen Umhang holen.“
    „Ja, tun Sie das“, sagte er zerstreut.
    „Vielleicht finde ich auch noch ein Ferkel, das uns als Anstandsdame begleiten kann.“
    „Hmmm.“
    „Ein Feuer speiendes Ferkel“, setzte Jessica nach.
    Er sah auf und schüttelte verwirrt den Kopf. „Bitte entschuldigen Sie, was sagten Sie eben?“
    „Angenommen, ich hätte mich mit Ihnen auf diese Debatte eingelassen und wäre mit offenem Haar erschienen, hätten Sie überhaupt einen zusammenhängenden Satz zustande gebracht?“
    Mit zerknirschter Miene sah er sie an. „Was glauben Sie wohl?“
    „Kommt es darauf an?“ Sie lächelte

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