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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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begegnet zu sein.“
    „Nun“, meinte Smite und steckte vorsichtig einen Finger aus. „Eine entfernte Ähnlichkeit mag ich erkennen. Meiner Erfahrung nach haben Welpen aber in aller Regel … Augen. Das hier besteht nur aus Fell, gekrönt von einer großen schwarzen Nase.“ Zaghaft teilte er die grauen Zotteln. „Ah, da sieh an. Dort verstecken sich ja doch zwei Augen.“
    Mark drückte ihm das Bündel in die Arme, Smite nahm es mit noch immer argwöhnischer Miene entgegen. „Was soll das sein? Ist das eine Hunderasse oder eine Laune der Natur?“
    Viel war tatsächlich nicht zu erkennen, außer langem, zotteligem Fell, das an Brust und Pfoten weiß, ansonsten grau war. „Es handelt sich hier um den Nachfahren der besten Hirtenhündin in ganz Somerset. Aber keine Sorge, du brauchst dir keine Herde anzuschaffen. Der Besitzer hat ihn einer Hütehundeprüfung unterzogen, bei der unser kleiner Freund hier glatt durchgefallen ist – die Wiese umzuwühlen, fand er weitaus interessanter.“
    „Hmmm.“ Smite setzte den Hund auf dem Boden ab, wo er auf wackligen Beinen stand. „Und du dachtest, ich wollte einen Welpen, der mir auf den Teppich pinkelt? Du hast dir gedacht, ich bräuchte ein Tier, das mir jeden Tag einen großen Auslauf abverlangt? Du willst mich zum Sklaven apportierter Stöckchen machen! Hast du überhaupt eine Ahnung, wie viel Arbeit ein Hund bedeutet?“ Seine Worte waren verdrießlich, sein Ton war es nicht. Er kraulte dem kleinen Tier den Nacken, das ihm zum Dank seine Zähne in die Manschette grub. Als Smite seine Hand zurückziehen wollte, stemmt der Kleine die Pfoten in den Boden und knurrte im Spiel. „Gib es zu, du willst nur, dass mir das kleine Biest all meine Schuhe zerkaut.“
    „Weit gefehlt“, erwiderte Mark. „Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass du einen Hund bräuchtest. Aber ich dachte mir, der Hund braucht vielleicht dich.“
    Smite schaute auf, sein Blick unergründlich, dann sah er wieder den Welpen an. „Danke“, sagte er schließlich. Mark genügte es. Er wusste, dass für seinen Bruder damit alles gesagt war.
    Behutsam befreite Smite seinen Ärmel aus dem Hundemaul. „Lass das, Ghost“, schalt er sanft. „Hier – da hast du was zum Beißen.“
    Mark gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „He, das ist meine Tasche, du Trottel.“
    Smite erwiderte nichts. Als der Welpe sich das eine Ende des Lederriemens schnappte und kräftig daran zu zerren begann, huschte aber ein Lächeln über sein Gesicht. „Guter Hund.“
    Es verging fast eine Stunde – während der man den Hund zweimal Gassi geführt, ihn mit Hühnerresten gefüttert, ihm einen Ball aus alten Lumpen gebastelt und auf dem Boden hin und her gerollt sowie eine Kiste für ihn gefunden und sie mit Decken ausgelegt hatte –, bis Smite seine Aufmerksamkeit wieder Mark zuwandte. „Normalerweise“, sagte er, „würde ich dich ins Hotel schicken, denn dort hättest du es gewiss angenehmer. Aber heute scheint mir das keine gute Idee.“
    Fast hätte Mark es vergessen. Doch diese Worte ließen die Ereignisse der vergangenen Wochen mit erneuter Wucht auf ihn einstürmen. So sicher war er sich gewesen, dass Jessica die Richtige für ihn wäre – bis er zu der erschreckenden, lähmenden Erkenntnis gelangt war, dass sie es eben nicht war. Der Schmerz war unvermindert.
    „Wahrscheinlich“, sagte Mark betont leichthin. „Aber mach dir keine Sorgen um mich. Es geht schon.“
    „Hmmm.“ Smite stopfte einen Zipfel des Lumpenballs fest. „Du hast geschrieben, sie wäre umwerfend und intelligent. Ich vermute, dass sie zudem ein Ausbund an Tugend ist. Wo ist dann das Problem? Sag bloß nicht, dass ihre Eltern nicht mit dir einverstanden sind. Überlass das nur Ash, der wird sie um den kleinen Finger wickeln.“
    „Nicht du auch noch!“ Mark vergrub das Gesicht in den Händen. „Warum glaubt alle Welt, dass mein sehnlichster Wunsch eine unbedarfte Jungfrau ist?“
    „Tja, da bin ich ehrlich überfragt“, meinte Smite trocken. „Könnte es zufällig damit zu tun haben, dass du ein Buch über Keuschheit geschrieben hast?“
    Sarkasmus. Er war ihnen so selbstverständlich und unerlässlich wie die Luft zum Atmen. Mark merkte erst jetzt, wie sehr ihm das gefehlt hatte. Genau das brauchte er – etwas Altbewährtes, Vertrautes, an dem er sich festhalten konnte, das ihn ablenkte von seinem Zorn und diesem tiefen, dunklen, unergründlichen Verlangen.
    „Wie sich herausstellte, hat George Weston sie angeheuert, um

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