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Geliebte Kurtisane

Geliebte Kurtisane

Titel: Geliebte Kurtisane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Milan
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mich zu verführen. Sie ist eine Kurtisane. Können wir jetzt über etwas anderes reden?“
    „Du hast um die Hand einer Kurtisane angehalten?“
    „Worum hatte ich dich gerade gebeten?“
    Smite schwieg eine Weile. „Liebst du sie?“, fragte er schließlich.
    „Ich habe um Ihre Hand angehalten. Was glaubst du wohl?“
    „Die Antwort bezöge sich darauf, ob du sie in der Vergangenheit geliebt hast. Das hatte ich aber nicht gefragt. Ich wollte wissen, ob du sie jetzt noch liebst.“
    „Woher soll ich das wissen? Sie hat mich getäuscht, mich zum Narren gehalten. Wie hatte ich mich nur so sehr in ihr täuschen können?“
    Sein Bruder beugte sich vor und legte Mark die Hand auf die Schulter.
    „Das geht ganz einfach“, sagte Smite. Seine Stimme war ruhig und tröstlich, seine Berührung wohlmeinend.
    Mark wusste es zu schätzen, neigte sein Bruder nicht zu derlei Vertraulichkeiten. Er mied jeden Körperkontakt, der über einen Handschlag hinausging. Wenn Mark ihn umarmte, erstarrte er förmlich. In Anbetracht seiner frühesten Erfahrungen konnte er es seinem Bruder nicht verdenken. Wenn Smite es somit für nötig erachtete, ihn zu trösten, musste es wirklich schlecht um ihn bestellt sein.
    Immer hatte er versucht, Smite zu beschützen. Obwohl sein Bruder der Ältere war, waren sie doch in derselben Schmiede geprägt worden – Mark der Hammer, Smite der Amboss. Oft genug hatten sie in jungen Jahren Schläge einstecken müssen. Aber wenn es darauf ankam, waren sie zusammen durchs Feuer gegangen.
    Vielleicht hatte sein Bruder ja recht, und es war wirklich ganz einfach. Sein Urteilsvermögen war getrübt gewesen, er hatte sich getäuscht.
    Aber oh, wie sehr er sich getäuscht hatte! Natürlich, er hatte sie begehrt, doch war sie nicht die erste Frau, nach der es ihn verlangte. Er wusste, wie Begierde sich anfühlte, und wusste sie zu unterscheiden von … Ja, wovon eigentlich? Bei Jessica war es … anders. Er hatte sie gewollt. Ihre Zuneigung hatte er gewollt. Und er hatte geglaubt, sie würde ihn sehen, wie er war, ihn erkennen mit all seinen guten und schlechten Seiten. Es war nicht einfach nur eine Zurückweisung. Es ging um mehr. Er hatte sie kennenlernen wollen – nicht nur ihren Körper, sondern ihr Wesen hatte er ergründen wollen.
    Sie hingegen … Sie hatte im Grunde gar nichts von ihm gewollt.
    „Ich wünschte, es wäre so einfach.“
    „Es ist einfach“, beharrte sein Bruder. „Ich weiß genau, warum du dich in ihr getäuscht hast.“
    „Ach ja?“
    „Ja.“ Smite klopfte ihm auf die Schulter. „Weil du ein Idiot bist.“
    Das brachte seinem Bruder ein leises Lachen ein, immerhin. Na schön, dachte sich Mark. Es gab vielleicht Hoffnung auf ein Leben nach Jessica. Es fühlte sich nur so an, als sei er in Stücke gerissen. Alles würde sich aber finden. Er würde es schon überstehen.
    „Gut möglich“, gestand er ein. „Aber weißt du was? Das liegt in der Familie.“
    Die Karte, die Jessica wohlweislich aufbewahrt hatte, führte sie zu einer kleinen Wohnung in Cheapside. Ein junges Mädchen – vermutlich das Mädchen für alles – ließ sie ein und hieß sie in einem Salon warten, der bessere Tage gesehen hatte. Das Weiß der Wände war vergilbt, das Braun der Polster verblichen. Selbst das Holz der Möbel schien seltsam stumpf und matt. Jessica nahm auf einem Stuhl Platz, der selbst unter ihrem bescheidenen Gewicht unheilvoll knarrte.
    Sie war furchtbar müde. Nachdem Mark gegangen war, hatten ihr Mädchen Marie und sie in großer Eile ihre Sachen gepackt, um es noch rechtzeitig zum Bahnhof zu schaffen. Der Zug nach London war dann allerdings verspätet gewesen, und sie hatten geschlagene zwei Stunden in dem verrauchten Wartesaal ausharren müssen.
    Von ihrem letzten Geld hatte sie die Fahrkarten für sich und Marie bezahlt. In London angekommen, hatte sie ihrem Anwalt eine kurze Nachricht zukommen lassen, in der sie ihn bat, dem Mädchen ausreichend zum Überleben und eine Referenz zu geben.
    Alle Muskeln schmerzten ihr von der Zugfahrt. Sie hätte nicht gedacht, dass es so anstrengend sein könnte, einfach nur still zu sitzen – wobei still relativ war, denn der Waggon hatte in einem monotonen Rhythmus hin und her geruckelt, und die ungewohnten Geräusche der Dampflok hatten sie keinen Schlaf finden lassen. Dafür hatte sie Zeit gehabt nachzudenken. Als sie in London angelangt waren, wusste sie, wie sie weiter vorgehen würde.
    Sie würde tun, was sie schon immer getan hatte. Sie

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