Geliebte magische Lilie
„Und das haben wir jetzt davon, sie wird Schande über uns alle bringen, weil sie keinen Sinn für die Überlieferungen und unser Erbe hat, gerade sie, sie werden uns verbannen, wir werden Ausgestoßene sein.“ Ihre Mutter sackte immer weiter in sich zusammen, Anna schaltete sich ein: „Moment mal, jetzt übertreibst du aber, die werden doch nicht euch rauswerfen, weil ich etwas Verbotenes mache.“ Die Blicke der Beiden richteten sich auf sie, der ihrer Mutter tränenblind, der ihres Vaters eisig, er sagte kalt: „Es ist unser Versagen, wenn der Zirkel das Erbe des Erdenkindes verliert, also gebührt uns diese Strafe.“ „Erdenkind? Was soll das jetzt wieder sein?“, fragte Anna verwirrt. Susanne Steiner antwortete flüsternd: „Ich habe dir doch als Kind oft von unseren Vorfahren erzählt, auch von Salia und von ihrer Prophezeiung, du erinnerst dich sicher.“ Anna kramte in ihren Erinnerungen, ihr ganzes Leben war von Magie geprägt, sie brauchte eine Weile um sich auf die Richtige zu besinnen. Ihre Augen weiteten sich, „ihr denkt ernsthaft ich wäre das weisgesagte Mädchen?“ Ihre Mutter nickte nur stumm, während ihr Vater antwortete: „Alle drei Zeichen stimmen, vor deiner Geburt träumte deine Mutter sie würde eine Wurzel des alten Baumes gebären, dort wo du deine ersten Schritte gemacht hast, hat der Boden begonnen zu blühen, und deine Verbindung mit dem alten Baum kennst du ja. Du siehst, die ganze Hexenwelt blickt auf uns, du kannst diese Familie groß machen, oder du kannst uns zerstören.“ Verdammt, verdammt, verdammt, da hatte sie gedacht das Schlimmste wäre vorbei. Und falls die Beiden die Wahrheit sagten, könnte ihre Vision durchaus eine Warnung sein, aber wovor bloß, ihr fehlte immer noch der Hinweis, den brauchte sie jetzt, und zwar flott. Sie krächzte: „Wäre …, wäre euch denn geholfen, wenn ich es mir überlegen würde?“ Ihr Vater runzelte missbilligend die Stirn, aber ihre Mutter sagte rasch: „Das ist gut, wir werden David einladen, wenn ihr euch wieder trefft, wirst du erkennen, wie gut ihr zusammenpasst, du wirst schon sehen.“ Daran zweifelte Anna, und zwar ernsthaft. Sie hatte den Briten als Teenie sehr gemocht, aber nur als Freund, da müsste der Funke schon blitzartig überspringen, damit sie sich verliebte, aber sie konnte damit immerhin Zeit schinden, um vielleicht doch noch einen Ausweg zu finden, auch wenn die Chancen sehr schlecht standen. Vernunftehe und vielleicht Weltuntergang, oder alles inklusive ihrer Eltern zu verlieren und vielleicht Weltuntergang, das waren entzückende Aussichten, die Magie hatte offenbar wirklich beschlossen, sie zu bestrafen. Zum ersten Mal in ihrem Leben verfluchte Anna ihr Hexenerbe.
2.Kapitel
David Namarra stand am Fenster und starrte in die Nacht hinaus, aber er sah nicht den großen Park vor dem Anwesen, sondern seinen Weg von hier fort. Die meisten Leute hätten das prachtvolle Anwesen im Norden Englands als Schloss betrachtet, für ihn war es ein Gefängnis, zwar eines mit goldenen Gitterstäben aber dennoch ein Gefängnis, und zwar eines, in dem er schon sein ganzes Leben eingekerkert war, oder besser gesagt fast sein ganzes Leben. Seit er denken konnte, bestand Davids Leben aus Pflichten. Kaum hatte er das Lesen und Schreiben erlernt, hatte er begonnen die Bücher des Zirkels zu studieren, die Geschichte und die Magie. Sein Vater, der Zirkelherr, hatte ihn selbst unterrichtet und ihm auch seine Verantwortung nahe gebracht, was auch die Leitung des Familienunternehmens betraf. David hatte noch nie in seinem Leben etwas außerhalb dieser strengen von Pflichten behafteten Welt des Zirkels getan, bis auf diese wenigen kostbaren Monate, damals vor fast fünfzehn Jahren. Ihm war schon früh beigebracht worden, dass eine spätere Verbindung zum Wohle des Zirkels zu erfolgen hatte, da der Zirkel sein einziger Lebenszweck war, hatte er das akzeptiert. Seine Magie, sein Wissen und das Geld seiner Familie würden ihn eines Tages zu einem der mächtigsten Männer dieser Welt machen, aber im Grunde genommen war er ein Sklave, ein Sklave des Zirkels. Es wäre ihm nie eingefallen sich dagegen aufzulehnen, dazu war die Stabilität der Magie zu wichtig für diese Welt, und er viel zu pflichtbewusst. Also verbrachte er sein Leben damit, seine magischen Fertigkeiten immer weiter zu verbessern, das Unternehmen seines Vaters immer erfolgreicher zu machen, und natürlich damit, Konkurrenten aus dem Weg zu schaffen. Denn Schwäche war
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