Geliebte Myriam, geliebte Lydia
jetzt auch diese Begriff am Anfang erklären zu können. Wie hießen sie schnell?'
'Sie meinen die Orgon-Energie und die orgonischen Generatoren und Prana?'
'Ja, genau!'
'Nun? Was bedeuten sie denn?'
'Gar nichts!'
'Wie bitte?'
'Sie bedeuten gar nichts. Sie haben keine Bedeutung, weil es sie gar nicht gibt.'
'Ja, aber wieso stehen sie dann hier?'
'Was weiß ich? Höchstwahrscheinlich, um den ahnungslosen Leser zu beeindrucken oder zu verwirren oder zu täuschen.'
'Aber ... das ist doch Betrug!'
'Ja, das glaub' ich auch.'
Jetzt meldeten sich die Frau Schroll und auch Klein-Barbara zu Wort. Beide hatten sie dem Gespräch aufmerksam gelauscht, und beide wußten von weiteren Beispielen von Druckwerken, die zum Teil hanebüchene Fehler oder sogar ausgemachten Unsinn enthalten, und speziell erzählte die Barbara, wie oft ihre Lehrer sie auf Fehler oder sonstige Ungereimtheiten in ihren Schulbüchern aufmerksam machen müssen. Und sie fragte sich, wieviele Fehler und Ungereimtheiten sonst noch vorkommen, auf die sie ihre Lehrer nicht aufmerksam machen.
Während sie das sagte, schoß es mir plötzlich durch den Kopf, daß ich ja auch noch jemanden auf etwas aufmerksam zu machen hatte, nämlich meine Leute auf den 'Gift Shop' des Mister Philippe. Darauf hätte ich jetzt tatsächlich beinahe vergessen! Sofort klopfte ich mit dem Messer an mein Weinglas und stand auf, und sobald es still geworden war, hielt ich eine kurze Ansprache, in der ich all das erwähnte, um was mich der Lachende Buddha gebeten hatte. Und damit war ich, wie sich nach dem Essen herausstellte, höchst erfolgreich, denn meine gesamte Großfamilie gab sich anschließend in seinem 'Gift Shop' ein Stelldichein. Nur Myriam - falls ich sie überhaupt zu meiner Großfamilie zählen durfte - erklärte, unverzüglich schlafen gehen zu wollen, denn sie sei vom heutigen Tag total geschafft, und außerdem habe sie in der letzten Nacht sehr schlecht geschlafen. Und damit war sie, begleitet von meinen besten Wünschen und dazu von meinen begehrlichen Blicken, auch schon dahin. Lydia und Babsi zog es, wie es sich gehörte, zu Mister Philippe in den 'Gift Shop', und den Götzi zog es natürlich zu Lydia und Babsi, nicht wahr, und mich zog es eben zum Götzi.
Das wurde mir aber, ehrlich gesagt, bald langweilig. In Wirklichkeit zog es mich hinaus, in die frische Luft; es drängte mich, Bewegung zu machen und gleichzeitig die Umgebung unseres Hotels ein bißchen kennenzulernen. Schließlich gehört das zu den Pflichten eines Reiseleiters, oder sagen wir: zum Ethos eines Reiseleiters; er soll sich ja überall auskennen. Also schlug ich Götzi und unseren zwei Süßen, wie er sie andauernd nannte, vor, noch einen kleinen Spaziergang zu unternehmen, und siehe da: sie waren alle drei sofort und mit Begeisterung dabei. Also dann auf!
Als wir jetzt vor das Hotel traten, wurde mir erst so richtig bewußt, daß wir da ganz im Stadtzentrum residierten. Und auch hier wurde Ramadan gefeiert, und es herrschte ein Leben und Treiben, daß es direkt eine Freude war. Nur eins empfand ich hier als ausgesprochen störend: rundum hörte man durch die allenthalben weit geöffneten Fenster laut und deutlich die Fernsehapparate, und ihr wißt ja, wie scheußlich der TV-Ton meistens ist. Wenn's wenigstens überall dasselbe Programm gewesen wäre! Inzwischen hab' ich mir sagen lassen, daß es nicht weniger als sechs ägyptische Fernsehanstalten gibt.
Ja, also, wie gesagt, auf den Straßen herrschte ein Wahnsinnsbetrieb, und wie schon gewohnt, waren das lauter Mannsbilder. Und wie die uns anglotzten! Mir wurde mit der Zeit direkt unheimlich, und wie immer, wenn mir sowas passiert, ist mein erster Gedanke: Hab' ich vielleicht das Hosentürl offen? Nein, mein Hosentürl war zu. Und dann merkte ich endlich den Grund: mir war noch gar nicht aufgefallen, daß sich unsere zwei Süßen heute abend nicht nur besonders hübsch gemacht hatten, sondern beide wieder miniberockt waren. Also mußten wir sie umgehend in Schutz nehmen, nicht wahr, und der liebe Götzi ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern legte auf der Stelle seinen Arm um die Schulter unserer lieben Lydia. Naja, und ich legte halt daraufhin meinen Arm um die unserer lieben Babsi. Wie sich unsere liebe Lydia dabei fühlte, weiß ich nicht, aber unsere liebe Babsi fühlte sich jedenfalls unter meinem Schutz und Schirm sichtlich, oder vielleicht genauer: spürbar wohl, denn sie sträubte sich nicht im geringsten, im Gegenteil: sie
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