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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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lehnte sich zusätzlich an mich an und schien es absolut zu genießen. Und so schlenderten wir nun dahin, immer noch begafft von diesen Gaffern, wenn nicht noch mehr als zuvor.
    Aber irgendwie hat sich der Spaziergang doch gelohnt. Denn erstens tat uns die Bewegung in der frischen, lauen Luft natürlich gut und stärkte uns für das, was anschließend kommen sollte. Zweitens erlebten wir eine tolle Überraschung: denn auf einmal traten die Häuser zurück, und wir standen vor dem festlich beleuchteten Luxor-Tempel. Na, da rissen wir Augen, Mund und Nase auf und glaubten wahrhaftig zu träumen! Und drittens machten wir, oder besser: machte ich, eine wichtige Entdeckung: ich entdeckte eine ganze Reihe richtiger Antiquitätenläden, wo man also nicht nachgemachte Skarabäen und so weiter erstehen konnte, sondern echte Erzeugnisse der alten Ägypter oder vielleicht auch der alten Griechen. Und das war natürlich ungleich interessanter als alles, was Mister Philippe in seinem Kramladen anzubieten hatte, oder vielmehr kann man die Bereiche überhaupt nicht vergleichen, und ich hätte mich sicher auf der Stelle in diesen Läden verkrochen, aber der Götzi hielt mich mit witzigen Worten und ernstem, bedeutungsvollem Blick zurück und meinte, dafür hätte ich ja noch reichlich Gelegenheit. Und damit hatte er schließlich nicht unrecht. Aber wie gesagt: aufgeschoben ist nicht aufgehoben!
    Auf Götzis Drängen drehten wir nun also wieder um und wanderten ins Hotel zurück. Und was nun? Jetzt, wo's drauf ankam, wurde unser lieber Götzi auf einmal schüchtern und unentschlossen und hätte möglicherweise alles platzen lassen. Aha, jetzt weiß ich, wozu er einen Helfer braucht! dachte ich und begann: 'Wißt ihr, was ich der Babsi heute schon versprochen habe?' Und während mich Lydia und Götzi noch erwartungsvoll anschauten, zwitscherte Babsi auch schon los: 'Ah ja, ich weiß schon! Daß wir heute abend die für gestern angekündigte Party nachholen werden!' Und sie erzählte von unserer Plauderei auf der Fähre.
    Und nun sprang der Götzi endlich wieder an und sagte: 'Ja, genau! Wozu haben wir denn gestern alle einen Wein eingekauft? Den werden wir doch nicht auf der ganzen Reise mitschleppen!' Nun warf er sich in Positur, verbeugte sich auf urkomische Weise vor unseren zwei Süßen, zeigte mit dem nackten Zeigefinger auf mich und deklamierte: 'Dürfen wir die beiden entzückenden Damen herzlichst zu einem kleinen Umtrunk von unseren bescheidenen Vorräten in unseren noch bescheideneren Gemächern einladen?' Und damit hatte Götzi die Lacher oder vielmehr die Lacherinnen auf seiner Seite, und wir begaben uns alle von der Rezeption, wo nämlich dieser Dialog stattgefunden hatte, hinauf in unser Zimmer; und ich müßte lügen, wenn ich behaupten wollte, daß ich dabei kein Herzklopfen gehabt hätte - im Gegenteil: bis zum Hals klopfte mir das Herz herauf, und meine Knie waren weich und die Blase voll.

    5. Teil

    Comedy of Errors
    (SHAKESPEARE)

    Im Zimmer angekommen, empfahl ich mich daher als allererstes von den anderen und schloß mich im Badezimmer ein, nicht nur, um zu schiffen, sondern auch, um mir die Zähne zu putzen. Letzteres beruhigte mich nämlich enorm und gab mir eine gewisse innere Sicherheit. Als ich, fast wie neugeboren, aus dem Badezimmer wieder heraustrat, hatten sich's die anderen inzwischen schon längst bequem gemacht. Sie saßen in Ermangelung einer gemütlicheren Sitzlegenheit auf unseren Betten, das heißt, auf deren einander zugewandten Rändern, und zwar Lydia und Götzi nebeneinander auf dem einen Bett und Babsi allein auf dem anderen Bett, und Götzi mühte sich gerade mit der einen von unseren beiden Flaschen ab und versuchte sie mit seinem Schweizermesser, das nämlich einen Flaschenöffner enthielt, zu entkorken. In einer Ecke stand ein einziger, vereinsamter Stuhl - vereinsamt, weil ohne zugehörigen Tisch -; den holte ich mir, stellte ihn zwischen die Betten quer zu den anderen und setzte mich zu ihnen. Ich mußte aber gleich wieder aufspringen, denn inzwischen hatte Götzi mit seinen Entkorkungsversuchen durchschlagenden Erfolg gehabt, und jetzt erhob sich die Frage nach den Gläsern. Über die hatten wir uns nämlich bisher noch nicht den Kopf zerbrochen, und jetzt merkten wir plötzlich, daß wir welche brauchten, aber nicht zur Verfügung hatten. Da fiel mir ein, was ich soeben beim Zähneputzen entdeckt hatte: da gab's im Badezimmer zwar keine normalen Zahnputzbecher, dafür aber einen

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