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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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dazu mit diesem Sandsturm, zumindest ordentlich duschen und in frische Klamotten schlüpfen, nicht? Und das dauerte eben seine Zeit, und ich konnte nur hoffen, daß man mir noch ein wenig überlassen würde. Aber wie es sich herausstellte, war ich keineswegs der letzte, denn als ich dann, zwar nicht geschniegelt und gestriegelt, aber wenigstens geduscht und umgezogen, durch die langen Gänge trabte, ging knapp vor mir eine Tür auf, und wer, glaubt ihr, trat heraus? Klein-Barbara trat heraus. Und wie die sich erst hübsch gemacht hatte! Neben ihr konnte sich der Götzi ja direkt verstecken!
    'Hallo, Barbara!' begrüßte ich sie fröhlich, weil ich mich freute, nicht allein zu spät kommen zu müssen. 'Du bist heute abend ja richtig zum Anbeißen! Gehst du noch aus?'
    Da wurde sie, das sah ich trotz dem spärlichen Ganglicht ganz deutlich, krebsrot in ihrem Madonnengesicht und antwortete tapfer: 'Ja. Mit dem Clemens.'
    'Ah, schön!' sagte ich anerkennend.
    'Finden Sie?'
    'O ja, unbedingt! Er ist ja, was ich gemerkt hab', ein äußerst netter Bursch, findest du nicht auch?'
    'O ja!' hauchte sie und wurde noch röter. Dann sagte sie mit völlig veränderter Stimme: 'Übrigens ... mein Vater hätte da noch ein paar Fragen an Sie. Er hat sich nämlich dieses komische Pyramidenbuch vom Herrn Heuberger ausgeliehen und heute die ganze Zeit im Bus darin geschmökert. Und jetzt hat er's sogar zum Abendessen mitgenommen, um Sie damit zu belästigen.'
    Inzwischen hatten wir den Speisesaal erreicht. Ich erkannte auf den ersten Blick, daß wir zwei wirklich die letzten waren; alle anderen schnabulierten schon eifrig. Was mir ebenfalls sofort auffiel: hier war man auf lauter Vierertische aufgeteilt. Und noch was: an einem von diesen Vierertischen saß Götzi, wie gewohnt, umringt von Lydia und Babsi, und ihm gegenüber saß Myriam. Lydia entdeckte mich gleich als erste und winkte mir heftig zu, und danach begannen auch die drei anderen zu winken. Ich ging zu ihnen hin und wünschte ihnen guten Appetit, und Myriam fragte mich treuherzig, ob ich eh nicht böse sei, wenn sie auf diesem Platz sitze, aber sie habe es mit unseren Polizisten an einem Tisch nicht länger ausgehalten. Nein, nein, natürlich sei ich ihr nicht böse, versicherte ich ihr; erstens könne man ihr einfach nicht böse sein, und zweitens müsse ich heute sowieso am Tisch der Familie Schroll sitzen, weil der Herr Schroll noch irgendwelche Fragen zum Thema Pyramiden habe. Die drei anderen blickten mich derweil nur bedauernd an.
    Klein-Barbara war inzwischen keineswegs zu ihren Eltern weitergegangen, um sich auf ihr Essen zu stürzen, sondern hatte mich begleitet und harrte getreulich an meiner Seite aus. Als wir uns dann zum Gehen wandten, rief uns die Frau Ellegast, eine der älteren Damen, die mit den drei anderen älteren Damen am Nebentisch saß, zu: 'Oh, seid ihr aber ein hübsches Paar! Habt ihr heute noch was vor?'
    Während Klein-Barbara schon wieder bis über die Ohren rot wurde, wurde ich, glaub' ich, nicht rot, sondern antwortete übermütig: 'O ja, gelt, Barbara, wir zwei haben heute noch was vor!' Und dabei blinzelte ich ihr zu und war dann bei weitem nicht der einzige, der schallend lachte; nur Klein-Barbara lachte nicht schallend, sondern lächelte nur verschämt. Und wen lächelte sie verschämt an? Nein, nicht mich und auch nicht die Frau Ellegast, sondern den Clemens; der saß nämlich, und das fiel mir erst jetzt auf, mit seiner Familie an einem Tisch gleich daneben und lächelte nicht mehr ganz so verschämt zurück.
    Jetzt wurde es aber wirklich Zeit, etwas für unser körperliches Heil zu tun, und ich fragte die Barbara, ob sie nicht schon verhungert sei. Sie nickte nur schmunzelnd, und ich sagte: 'Na, dann wollen wir!' und folgte ihr an den Tisch ihrer Eltern. Diese hatten offenbar schon sehr auf sie gewartet und rügten sie ein bißchen für ihr spätes Kommen, ließen sich aber durch mein Eintreten für sie und durch meinen Hinweis, ich sei ja auch nicht früher dran, leicht besänftigen. Hierauf luden sie mich ein, an ihrem Tisch Platz zu nehmen, und ich dankte ihnen und bemerkte, während ich mir's bequem machte, sogleich, daß mir ihr Töchterlein verraten habe, daß mich der Herr Papa was fragen wolle. Na, ich möge doch zuerst einmal was essen! Aber inzwischen hatte ich schon gemerkt, daß dieses Essen eh keine Offenbarung war, jedenfalls für meinen Geschmack, und außerdem durfte ich mir ja nicht zuviel Zeit lassen, und so tat ich

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