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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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brauchen.
    Soweit also Myriam. Und für weitere Erklärungen war kaum mehr Zeit, denn Freund Machmut führte uns praktisch nur um den Luxor-Tempel, den wir jetzt also zum ersten Mal bei Tageslicht sehen konnten, herum, und damit erreichten wir auch schon eine sehr hübsche Promenade entlang dem Nil, an dessen Ufer jede Menge Boote und Schiffe, darunter auch blendend weiße Kreuzfahrtschiffe, vertäut waren und über dessen anderem Ufer aus langen Reihen von Palmen ein phantastisches Wüstengebirge mit senkrechten, wild zerklüfteten, in der Morgensonne goldgelb leuchtenden Felswänden hervortauchte. Und hier nun noch ein kurzes Stück, und schon bremste Machmut und parkte ein, und wir verabschiedeten uns von ihm und stiegen aus, und hier schauten wir uns erst einmal die Augen aus, um dieses herrliche Bild in uns aufzunehmen und zu bewundern. Sodann gingen wir langsam zur Anlegestelle der Fähre hinunter, die schon auf uns wartete. Und heute bestand nun keine Gefahr mehr, daß sich der Götzi mit der Lydia auf der einen Seite der Fähre herumtreiben würde und ich mit der Myriam und der Babsi auf der anderen, sondern meine liebe Lydia folgte nun Myriam und mir getreulich auf Schritt und Tritt, und ihr folgte Babsi, und dieser der Götzi. Und mir fiel auf, daß uns - oder mir - noch jemand getreulich auf Schritt und Tritt folgte; und das waren Clemens und Klein-Barbara, in entzückender Weise Händchen haltend. Ich verstand ihre wortlose Aufforderung und sprach sie gleich bei der ersten Gelegenheit an. 'Na, ihr zwei Hübschen', sagte ich in möglichst jovialem Ton, 'wie geht's, wie steht's? Alles okay?'
    'O ja, danke!' antwortete Clemens noch immer etwas verlegen, aber trotzdem bereits mit einer gewissen unverkennbaren Selbstsicherheit. 'Alles okay.'
    'Und?' Jetzt wandte ich mich an Klein-Barbara. 'Was haben deine Eltern gesagt?'
    Sie lächelte verschämt und antwortete: 'Ah, eigentlich gar nichts.'
    'Das heißt also, sie haben nicht geschimpft oder so?'
    'Naja, ein bisserl schon ... weil ich halt so spät gekommen bin.'
    'Na, und wo du gewesen bist - haben sie das nicht wissen wollen?'
    'O ja, schon.'
    'Und was hast du gesagt?'
    'Die Wahrheit: daß ich bei Florian und Clemens gewesen bin.'
    'Aha, sehr gut! Aber - sind sie nicht mißtrauisch geworden? Ich meine: haben sie nicht wissen wollen, was ihr ... womit ihr euch beschäftigt habt?'
    'O ja, sicher!'
    'Und was hast du erzählt?'
    'Na, die Wahrheit eben: daß wir zuerst ferngesehen und später Karten gespielt haben. Der Florian hat nämlich mehrere Kartenspiele auf die Reise mitgenommen.'
    'Und sie haben's geglaubt?'
    'Na klar! Es stimmt ja auch!'
    'Sicher, solang der Florian munter war, nicht?'
    Als Antwort kicherte sie ganz entzückend und schaute wieder einmal bewundernd zu ihrem Clemens auf; aber in diesem Blick erkannte ich jetzt noch bedeutend mehr als pure Bewunderung. Und bevor ich noch weitere Fragen stellen konnte, bedankte sie sich bei mir, verabschiedete sich überaus höflich und zog ihren Clemens von mir weg. Und der dankte mir ebenfalls noch einmal äußerst ... ja, ehrerbietig - ich finde keinen passenderen Ausdruck - und tat dann das, was alle wohldressierten Männer tun: er folgte hold errötend ihren Spuren.
    Myriam hatte während dieses Dialogs, genau wie die anderen, zwar völlig unbeteiligt getan, aber offenbar trotzdem aufgepaßt wie ein Haftelmacher. Jedenfalls drehte sie sich jetzt sofort zu mir um und fragte, sobald die zwei außer Hörweite waren, um was es denn da gegangen sei. Und ich erklärte es ihr und gab ihr darüber hinaus einen zwar gedrängten, aber in allen wesentlichen Dingen vollständigen Bericht von dem, was sich in der vergangenen Nacht sonst noch zugetragen hatte. Da machte sie zuerst große Augen und brachte ihren entzückenden Mund kaum mehr zu, aber dann gratulierte sie mir und auch meiner Lydia mit einer Herzlichkeit, die mir fast verdächtig vorkam.
    Aber natürlich vergaßen wir über all diesen Gesprächen nicht, das großartige und faszinierende Panorama, das sich uns während der Überfahrt bot, in uns aufzunehmen und zu genießen. Dabei fiel uns in Fahrtrichtung, also auf der Westseite, zweierlei auf: erstens sind die Berghänge auf weite Strecken durchlöchert wie ein Sieb, und zweitens entdeckten wir am Fuß einer hohen, senkrechten Felswand, aber ein bißchen versteckt in einem kleinen Tal liegend, ein phantastisches Bauwerk, bestehend aus drei riesigen Pfeilerreihen übereinander, die durch eindrucksvolle

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