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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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los; dann die liebe Myriam - das war einerseits schmerzlich, aber hatte sie mir nicht eh deutlich erklärt, daß sie davon nichts wissen wolle? -; und schließlich meine liebe Kleinfamilie, wenn ich sie so nennen durfte, also Frau und Kind daheim in Melk - nun, soweit ich das jetzt schon beurteilen konnte, würde sich das wohl als das allergrößte Problem erweisen. Würde sich der Götzi als Problem erweisen? Ach, eher nicht. Naja, und so überlegte ich eben eine Zeitlang hin und her, und schließlich wurde es mir zu blöd, und um mich wieder aufzuheitern, zwang ich mich, wieder an Lydia zu denken. Und im selben Moment ging die Badezimmertür auf, und sie trat heraus, meine Lydia höchstpersönlich, leibhaftig und in voller Lebensgröße, geschniegelt und gestriegelt, gekämmt und bekleidet, aber, soweit ich das beurteilen konnte, überhaupt nicht geschminkt oder so, dafür aber mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht (was hundertmal wirksamer war als das beste Make-up, das kann ich euch flüstern!) und schön wie eine griechische Göttin. Und ohne zu zögern, stürzte sie sich auf mich, warf ihre Arme um meinen Hals und um meinen Kopf und küßte mich stürmisch. Und nachdem sie mir noch einmal ihre Liebe beteuert hatte, verabschiedete sie sich von mir und erklärte, sie werde jetzt auf den Gang hinausgehen und dort geduldig warten, bis der Götzi aus ihrem Zimmer herauskomme und sie in selbiges wieder hineinkönne. Und in dem Moment hatte ich die Idee, die mir vorher, wo ich zum Nachdenken Zeit gehabt hatte, schon längst hätte einfallen können und nicht eingefallen war. Aber jetzt, wo zum Nachdenken eigentlich keine Zeit war, da fiel sie mir ein. 'Weißt du was, Liebste?' sagte ich. 'Du bleibst bei mir im Zimmer, und der Götzi bleibt bei der Babsi im Zimmer! Was sagst du dazu?'
    Nun, von dieser Idee war sie sofort überzeugt, ja, begeistert - vorausgesetzt natürlich, Babsi und Götzi seien einverstanden; man müsse dann eigentlich nur das Gepäck auswechseln. Darüber freute ich mich wieder sehr, wies aber darauf hin, daß die anderen das ja nicht merken dürfen, das heißt, wir müssen nach außen immer so tun, als ob die bisherige Zimmereinteilung gelten würde. Ach, meinte sie darauf, das sei überhaupt kein Problem! Hauptsache, sie könne möglichst viel mit mir zusammen sein.
    Na, da hab' ich mir aber einen Schatz geangelt! dachte ich mit einem gewissen Gefühl der Rührung, als sie mich dann endgültig verließ und, mir liebevoll zurückwinkend, auf den Gang hinaustrat. Sodann raffte ich mich auf, um ebenfalls ins Bad zu gehen. Als ich wieder herauskam, um mich anzukleiden, stand der Götzi im Zimmer und machte sich an seinem Koffer zu schaffen. 'Oh!' rief ich fröhlich und zugleich überrascht aus. 'Da bist du ja! Ich dachte schon, du bist entführt worden oder sowas! Alles in Ordnung?'
    'Ja, ja!' brummte er, wenig überzeugend.
    'Oje!' sagte ich, ein wenig bestürzt. 'Geht's dir nicht gut? Hast du einen Kater?'
    'Hm - das auch.'
    'Auch? Und was noch?'
    'Naja - ich hab' halt grad die Lydia getroffen.'
    'Ja, und? Sie wird dich doch nicht gebissen haben oder sowas?'
    'Sehr witzig! Gefragt hat sie mich, ob's mir was ausmacht, wenn ich ganz zur Babsi übersiedle und sie ganz zu dir.'
    'Ah, und drum tust du jetzt kofferpacken, stimmt's? Aber warum machst du dann so ein Gesicht? Ist denn das nicht in deinem Sinn?'
    'Na, du bist gut! Wen hab' ich denn vom ersten Tag an verehrt wie ein Verrückter, die Babsi oder die Lydia?'
    'Soso. Und mit wem bist du denn in der Nacht im anderen Zimmer verschwunden, mit der Lydia oder mit der Babsi?'
    'Ja, ja, ich geb's ja zu. Aber das hat sich halt im Moment so ergeben.'
    'Soso. Und trotzdem würdest du dir immer noch lieber die Lydia aufzwicken. Seh' ich das richtig?'
    'Das siehst du vollkommen richtig.'
    'Hm, ich fürchte, das geht jetzt nicht mehr.'
    'Ist mir schon klar. Drum mach' ich ja auch so ein Gesicht, wie du dich auszudrücken beliebst.'
    'Aber das versteh' ich nicht!' rief ich direkt bestürzt und wohl auch etwas unwillig aus. 'Du wirst doch mit der Babsi garantiert nicht nur gesoffen haben?!'
    Als Antwort knurrte Götzi zunächst nur und brummte dann: 'Natürlich nicht!'
    'Na also! War's nicht schön?'
    Er zögerte erst und antwortete dann trocken: 'Darüber möchte ich nicht sprechen.'
    'Ach ja!' scherzte ich. 'Der Kavalier genießt und schweigt!' und als er daraufhin gar nichts sagte, versuchte ich ihn ein bißchen zu trösten: 'Na, wirst sehen, Götzi, du

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