Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
Schock geschrieben. Also, von ihnen können diese Scherze offenbar doch nicht ausgehen!
    Eher noch von diesen aufgeregt fuchtelnden Typen vor uns mit diesen witzigen Faschingsmasken über dem Kopf. Und jetzt kommt's mir endlich - jetzt erst kommt mir zu Bewußtsein, daß das, was da soeben passiert ist, möglicherweise doch nicht als Faschingsscherz gedacht ist. Und jetzt überkommt mich, reichlich verspätet, eine gewisse Nervosität, ja vielleicht sogar Panik - aber bitte, das ist ja alles so blitzartig gegangen!
    Die Typen mit den Faschingsmasken vor uns fuchteln total hektisch herum, und dann halten sie uns auf einmal sogar so komische Röhrln unter die Nase, die im Mondlicht sehr hübsch metallisch glänzen und verblüffend den Spielzeugpistolen meiner kleinen Neffen in Graz ähnlich sehen - andere kenne ich zu dem Zeitpunkt ja noch nicht -, und dazu brüllen sie uns mit ihren fürchterlichen arabischen Kehllauten die Ohren voll, und wir können nicht einmal zurückbrüllen, wo wir doch dieses Zeug im Mund stecken haben!
    Wieviel sind's denn eigentlich? Ich zähle zwei Spielzeugpistolen, ebenso viele Köpfe mit Faschingsmasken und einen Kopf ohne Faschingsmaske - das ist der hinter dem Lenkrad. Na freilich, wie der dahinrast und noch dazu ohne Licht - der kann keine Faschingsmaske über seinem Kopf brauchen! Die würde ihn nur behindern. Aber offenbar fühlen sich die anderen zwei durch ihre Maske mit der Zeit ebenfalls behindert, denn nacheinander nimmt sie jetzt der eine und dann der andere ab - na, gar so hübsch oder lustig waren die eh nicht: einfach ein Strumpf über den Kopf gestülpt, und Augen und Mund ausgeschnitten - eigentlich ausgesprochen phantasielos. Und es ist ganz gut, daß sie sich diese dummen Masken abnehmen, denn dadurch werden sie deutlich ruhiger und hören auf zu brüllen. Allerdings kommen sie jetzt auf eine andere, nicht weniger unerquickliche Idee: sie fangen alle drei zu qualmen an, ganz so, als ob ihr penetranter Körpergeruch noch nicht gereicht hätte.
    Na, wenigstens unterlassen sie's, uns ihre stinkenden Giftnudeln anzubieten. Außerdem - wo sollten wir die auch hinstecken? Schließlich steckt in unserem Mund schon was. Die Nasenlöcher gingen eventuell, und da könnte man auch gelegentlich abwechseln - aber wie soll man das bewerkstelligen, wenn die Hände auf den Rücken gebunden sind? - was übrigens mit der Zeit ausgesprochen unbequem wird, und bald tun mir die Hände, aber auch die Arme und schließlich sogar die Schultern und der ganze Rücken weh.
    Was aber noch lästiger ist als der bloße Schmerz: man kann sich nicht einmal kratzen, wenn's einen irgendwo juckt, und wenn man niesen muß ... Also entweder hab' ich denen ihren Zigarettenrauch nicht vertragen oder aber die kalte Zugluft, denn natürlich hat's gezogen wie in einem Vogelkäfig, oder vielleicht war's auch bloß die Aufregung - na, jedenfalls hab' ich urplötzlich einen fürchterlichen Niesanfall bekommen, und, mit Verlaub, der Rotz rann mir aus der Nase und kitzelte mich entsetzlich, und ich konnte mir nicht einmal die Nase putzen! Könnt ihr euch das vorstellen, wie das unangenehm war? Ich meine nicht nur rein körperlich - das auch -, sondern vor allem wegen Lydia und Myriam. Mein Gott, wie ich mich damals vor ihnen geniert habe! Furchtbar!
    Dabei saßen sie beide eng an mich gelehnt, als ob sie dadurch von mir Schutz oder zumindest Trost erhalten könnten, und ich spürte, wie Myriam die ganze Zeit entweder heftig schluchzte oder am ganzen Körper zitterte. Lydia hingegen zitterte nicht, und als ich einmal trotz meinem Problem mit der rinnenden Nase den Kopf nach ihr umdrehte, drehte sie auch den ihren nach mir um und versuchte dann - stellt euch vor! - mit ihren Haaren meine Nase abzuwischen. Da hätte ich sie am liebsten umarmt und zärtlich geküßt und ihr liebe Worte ins Ohr geflüstert - aber das ging alles nicht, und außerdem beobachteten uns diese Typen vor uns nach wie vor scharf.
    Und da begann ich mich zu fragen, was die eigentlich von uns wollen. Wenn ich hinausblickte und mir die vom Mond gespenstisch beleuchtete Szenerie anschaute, hatte ich eigentlich nicht den Eindruck, als ob die uns ins Hotel oder zumindest zu den Fährbooten bringen würden. Und da wurde mir schlagartig bewußt - und das war vielleicht der allergrößte Schock -, hoppla, gleich morgen früh soll's ja von Luxor weitergehen nach Assuan, und was machen dann unsere Leute ohne Myriam und ohne mich - die sind ja total

Weitere Kostenlose Bücher