Geliebte Myriam, geliebte Lydia
freundlicherweise peinlichst, sich als Dolmetscherin oder so einzumischen. Und er war ein zäher Bursche, das muß ich sagen, - fast so zäh wie ich. Naja, und um es kurz zu machen: bei 200 ägyptischen Pfund einigten wir uns schließlich, und so wurde ich stolzer Besitzer eines wunderbar erhaltenen Papyrusfragments und freute mich schon auf den Zeitpunkt, wo ich mich geruhsam und genüßlich aufs Bett legen und mich dem Studium des Textes hingeben würde.
Ich verstaute meine kostbare Neuerwerbung behutsam in meiner Umhängetasche und trank meinen inzwischen schon zur Genüge abgekühlten Tee aus, und da Lydia und Myriam ihre Gläser bereits geleert hatten und sonst nichts mehr zu tun war, blies ich eben zum Aufbruch, und wir erhoben uns und verabschiedeten uns mit der gebührenden Höflichkeit von unserem Gastgeber. Dieser geleitete uns zuerst zur Tür und war dann blitzartig verschwunden, um, wie Myriam dolmetschte, seinen Neffen zu holen, der uns wieder sicher und zuverlässig nach Luxor zurückbringen sollte. Da wir uns alle drei schon auf frische, unverqualmte Luft freuten und ich mich nach einem derartigen Erfolg absolut euphorisch fühlte, traten wir gleich auf den Hof hinaus, und ich umarmte meine Lydia und küßte sie heftig, und dann faßte ich sie mit der einen Hand um die Taille und faßte mit der anderen Hand Myriam um die Taille, wie ich's ganz ähnlich schon vorhin im Taxi gemacht hatte, und in dieser vergnüglichen Form gingen wir langsam in Richtung Taxi und sogen gierig die herrliche, reine, kühle Nachtluft ein - was heißt 'gingen': wir hüpften und tanzten kreuz und quer über den Hof, und Lydia und Myriam machten bei meinem ausgelassenen Gehüpfe mit Begeisterung und Hingabe mit und kicherten übermütig, und währenddessen stieg meine Euphorie ins Unermeßliche; denn ich wurde mir bei aller Ausgelassenheit der Nähe dieser zwei appetitlichen jungen Frauen überdeutlich bewußt und spürte ihre weichen, geschmeidigen Körper an meinem Körper und spürte zeitweise sogar ihre Brüste an meiner Brust.
2. Teil
Des Lebens ungemischte Freude
ward keinem Irdischen zuteil
(SCHILLER)
„Und so hüpften und tanzten wir, wie gesagt, kichernd und gackernd über den Hof in Richtung Taxi. Doch halt - wo ist das Taxi? Welches ist denn das Taxi? Etwas verblüfft halten wir in unseren Darbietungen inne und schauen uns um, und ich nehme meine Hände von Lydias und Myriams Körper wieder weg - einfach, weil mir das jetzt auf einmal irgendwie unpassend vorkommt.
Und ich denke mir gerade: Ach was, dann gehen wir halt zu Fuß zurück! Ich könnt' heut' noch stundenlang marschieren und die höchsten Berge besteigen, so wohl ist mir - einfach sauwohl, oder ... wie heißt's im Faust? ... ganz kannibalisch wohl als wie fünfhundert Säuen -, da spüre ich auf einmal, wie mir irgendwas in den Mund gesteckt wird, so daß ich keinen Laut mehr herausbringe. Na, das sind Scherze! denke ich noch bei mir. Aber fast im selben Moment reißt mir jemand die Hände nach hinten und bindet sie blitzschnell am Rücken zusammen, und dann stößt mich einer ganz schön grob zur Seite, und ehe ich mich's versehe, sitze ich im Taxi. Naja, es ist halt Fasching, denke ich nachsichtig. Aber komische Scherze sind das schon. Und dann erkenne ich schlagartig: halt, das ist ja gar nicht unser Taxi, und der Taxler hier ist gar nicht unser Taxler!
Aber ich habe keine Zeit, mir zu überlegen, was dieser Scherz bedeuten soll, denn im nächsten Moment bekomme ich erneut einen Stoß - irgend jemand stößt gegen meine Schulter, und halblange Haare streifen meine Wange, und ich erkenne die Haare als Lydias Haare. Und wieder ein paar Zehntelsekunden später plumpst ein Körper über meine Knie, und im selben Augenblick werden die Autotüren zugeschlagen, der Motor heult auf, die Räder quietschen zwar nicht, erzeugen aber auf dem steinigen Boden ein häßliches Geräusch, und wir, nämlich Lydia und ich und der Körper auf meinen Knien, werden wie wild hin- und hergebeutelt.
Mit der Zeit wird mir bewußt, das heißt, ich spüre es an den weiblichen Formen, daß dieser Körper auf meinen Knien eine Frau ist, und dann rappelt sich diese mühselig auf und fällt mir gegen das Gesicht und lehnt sich dann gegen mich, und ich erkenne, daß das die Myriam ist. Und ich sehe im Mondlicht, daß Lydia und Myriam genauso zugerichtet sind wie ich: die Hände auf den Rücken gebunden, der Mund geknebelt, und das Gesicht - ja, im Gesicht steht ihnen der
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