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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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ein höchst ungewöhnliches Phänomen sei. Und außerdem hörte ich mit einemmal auch Stimmen - Stimmen, die gar nicht hergehörten, männliche Stimmen, die ich noch nie gehört hatte. Jetzt war ich aber mit einem Schlag hellwach. Ich drehte mich auf den Rücken und hob den Kopf: ich zählte drei Lampen und ebenso viele Gestalten, die diese Lampen herumtrugen und sich außerdem an unseren Wasser- und Lebensmittelvorräten zu schaffen machten. Nanu - waren das Räuber, oder brachten die uns vielleicht einfach den schon heißersehnten Nachschub?
    Inzwischen waren leider Gottes auch meine zwei Süßen aufgewacht und reckten neugierig oder verwundert oder auch erschrocken ihre Hälse, und Myriam begann auf einmal schlaftrunken oder total verschüchtert - das war für mich nicht zu unterscheiden - zu reden, und zwar auf arabisch. Daraufhin schalteten die drei Gestalten urplötzlich die Tonlage ihrer Stimmen um, und ich merkte, daß sie alle drei auf Myriam einredeten - eigentlich gar nicht unfreundlich, kam mir vor. Und dann verstummten sie, und jetzt sprach wieder Myriam, und zwar sprach sie jetzt wieder deutsch, und sie murmelte: 'Sie sagen, sie hätten uns gute Sachen gebracht: Orangen, Datteln, Zuckerrohrsaft, Kuchen und andere Süßigkeiten. Und die hätten sie uns zusätzlich zu den befohlenen Lebensmitteln gebracht, aus eigenem Antrieb, ohne dazu beauftragt worden zu sein. Und dafür erwarten sie sich etwas Dankbarkeit auf unserer Seite.'
    'Was? Dankbarkeit?' sagte ich darauf - was heißt: sagte ich? - fauchte ich; und die Vorstellung, für das alles auch noch dankbar sein zu sollen, empörte mich richtiggehend. Aber genau in diesem Moment ging das Licht aus, das heißt, eine Lampe nach der anderen wurde abgedreht, und es war wieder stockfinster. Na gut, geht nur! dachte ich bei mir und legte mich wieder hin, und laut sagte ich: 'Ja, ja, wir sind ja eh so dankbar, gelt?' Und dann hörte ich noch meine Lydia sagen: 'Wenn sie uns nur weiterschlafen lassen!', da begann Myriam plötzlich wieder auf arabisch zu reden, und zwar ziemlich hektisch - aber gut, Arabisch klingt eigentlich immer ziemlich hektisch -, und im selben Augenblick spüre ich einen fremden Atem mit entsetzlichem Mundgeruch über meinem Gesicht; und dieser fremde Atem kommt meinem Gesicht immer näher, und der Mundgeruch wird immer entsetzlicher, und ein ekliger Bart legt sich auf mein Gesicht - na gut, ich hab' zwar selber auch einen Bart, und vielleicht würden andere meinen Bart auch als eklig empfingen, aber da lass' ich's halt gar nicht so weit kommen -; naja, und dann legen sich noch ekligere Lippen auf meine Lippen, und gleichzeitig spüre ich, wie sich eine grobe Hand auf meine Genitalien legt - zum Glück ist noch meine Galabeja dazwischen. Noch!
    Da steigert sich meine Empörung ins Maßlose, und ich hole mit meiner rechten Hand aus und lenke meine Faust mit aller Wucht genau dorthin, wo ich dieses fremde, bärtige Gesicht vermute, und meine Faust verfehlt ihr Ziel nicht. Es kracht zum Gotterbarmen, und augenblicklich verschwinden die ekligen Lippen und der Atem mit dem entsetzlichen Mundgeruch von meinen Lippen, und ebenso verschwindet die grobe Hand von meinen Genitalien, und der Kerl plumpst in den Zwischenraum zwischen mir und der Myriam und stimmt augenblicklich ein fürchterliches Geheul an. Und jetzt erst merke ich, daß gleichzeitig rechts von mir Lydia in den höchsten Tönen kreischt. Da fällt mir ein, daß ich ja immer noch meine zwei Taschenlampen umgehängt habe. Ich kriege auch sofort die eine von ihnen zu fassen, schalte sie ein und leuchte mit ihr zu Lydia hinüber. Da hat sich doch so ein Schwein über sie hergemacht und ist gerade dabei, ihr die Galabeja hinaufzuziehen! Das heißt, momentan hat er in dieser vortrefflichen Tätigkeit eingehalten und blinzelt mit unsagbar blödem Gesichtsausdruck zu mir oder zu seinem Kumpanen herüber und sieht wahrscheinlich gar nichts, weil er, vermutlich von meiner Taschenlampe geblendet, die Augen fast zu hat. Da springe ich auf und bearbeite ihn genauso wie vorher das andere Schwein, das mich zu belästigen versucht hat, oder eigentlich sogar noch fester, denn jetzt treten beide Fäuste in Aktion, und der Erfolg ist dementsprechend: der Kerl plumpst von meiner Lydia herunter und stimmt ein noch fürchterlicheres Geheul an, und jetzt heulen sie zweistimmig, die Schweine.
    So weit, so gut. Ich versuche mich blitzartig zu fassen. War da nicht noch ein Dritter? Hat sich der vielleicht über

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