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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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die Myriam ...? Und in dem Moment höre ich über dem zweistimmigen Geheul noch ein schreckliches Gebrüll aus der Richtung, wo ich die Myriam weiß. Ich leuchte rasch zu ihr hin und sehe sie bereits fast vollständig entblößt, und neben ihr krümmt sich auf der einen Seite das Schwein Nummer 1 und jammert nur vor sich hin. Aber auf der anderen Seite kniet der Dritte, macht ein Gesicht zum Fürchten, brüllt, wie gesagt, schrecklich und hält mir doch tatsächlich so ein Schießeisen entgegen! Und da fällt mir im selben Moment die Trompete ein, die da irgendwo zu meinen Füßen liegen muß, bücke mich blitzartig, schnappe sie mir, richte mich sofort wieder auf, hole gleichzeitig aus und lasse sie mit aller Kraft gegen das Objekt krachen, das sich ihr in den Weg stellt - so von unten nach oben, um die Myriam nicht zu erwischen; all das vollkommen spontan, automatisch, ohne nachzudenken. Es kracht tatsächlich, und im selben Moment stößt dieser Kerl einen gräßlichen Schrei aus, und dann kracht's noch einmal, aber anders, ohrenbetäubend, wie ein Schuß, und dazu gibt's ein tolles Minifeuerwerk, und es blitzt in allen Farben. Und dann kracht's - aller guten Dinge sind drei - noch ein drittes Mal, aber wieder anders, metallisch und bedeutend leiser, und ich komme im Moment zwar nicht dahinter, wieso, nehme mir aber auch nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Denn jetzt langt's mir wirklich, und ich gerate schlagartig voll in Rage. Nachdem ich schon dabei bin, schlage ich mit meiner braven Trompete noch einmal zu, und noch einmal, und noch einmal, und jetzt stößt dieser Kerl keine gräßlichen Schreie mehr aus, sondern ein genauso fürchterliches Geheul wie die zwei anderen oder ein noch viel fürchterlicheres Geheul, und jetzt heulen sie dreistimmig, die Schweine.
    Da beobachte ich aus dem Augenwinkel, wie sich Schwein Nummer 1 - eben jenes, das mir an die Genitalien wollte - aus seiner bequemen Liegestellung aufrichtet und aus den Tiefen seiner Galabeja langsam und bedächtig ein langes Messer hervorzieht; dieses blitzt nämlich herrlich im Schein meiner Taschenlampe. Nun, es blitzt nicht sehr lange. Im nächsten Moment kracht nämlich meine brave Trompete gegen die Hand, die besagtes Messer hält, und das Messer fliegt in hohem Bogen durch die Luft; was mit der Hand, die sie gehalten hat, passiert, kann ich leider nicht genau sagen. Ich weiß nur: das Schwein, dem die Hand gehört, verdoppelt und verdreifacht sein Geheul, springt auf und rennt davon. Inzwischen hat nämlich Schwein Nummer 2 - jenes, das meine Lydia herzunehmen gedachte - seine Lampe angeknipst, sich aufgerappelt und sich noch vor den anderen aus dem Staub gemacht. Ihm saust also, wie gesagt, Schwein Nummer 1 nach. Und da ist auch Myriams Schwein Nummer 3 durch nichts mehr zu halten und saust Hals über Kopf den anderen nach. Und weil er eben Hals über Kopf nachsaust und außerdem sein Licht einzuschalten vergißt oder sich dafür keine Zeit nimmt, kracht's bei ihm noch einmal, und zwar kracht er volles Rohr in die von ihm selber aus eigenem Antrieb zusätzlich zu den befohlenen Lebensmitteln mitgebrachten guten Sachen, für die er sich auf unserer Seite etwas Dankbarkeit erwartete; in die krachte er also und schlug einen lustigen Salto. Aber er rappelte sich sofort wieder auf, warf mir noch einen bitterbösen Blick zu, knipste seine Lampe an und jagte, immer noch gräßlich heulend, seinen Kumpanen nach, die sich inzwischen aus dem Staub gemacht hatten, ohne auf ihn zu warten. Das weiß ich deshalb so genau, weil sie, während sie ihr Heil in der Flucht suchten, weiterhin unentwegt heulten, und am Leiserwerden des jeweiligen Geheuls konnte man eben erkennen, wie weit jeder einzelne schon entfernt war und wohin die Reise ging.
    So, das wär' also geschafft! Ich atmete erleichtert auf. Aber der Blick, den der mir zugeworfen hat, bevor er das Weite suchte! So ein bitterböser, haßerfüllter, ja, rachelüsterner Blick! Mich schauderte richtig, als ich mir diesen noch einmal vergegenwärtigte, und ich versuchte die Vision abzuschütteln, indem ich mich nach Lydia und Myriam umdrehte und nachschaute, wie's ihnen geht. Am liebsten hätte ich sie gefragt, wie's ihnen geht, aber ich brachte komischerweise kein Wort heraus, und so schaute ich sie eben nur an. Sie schauten beide mich an, und zwar schauten sie mich mit großen und weit aufgerissenen Augen an und machten ein ziemlich erschrockenes Gesicht, aber ansonsten schienen sie okay zu sein. Na,

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