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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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traute meinen Augen nicht: im Licht der Taschenlampen glitzerte und funkelte es mir entgegen wie im Märchen. Es glitzerte und funkelte von Gold, von Silber, von Elfenbein, von Edelsteinen und von buntem Glasfluß, und ich glaubte zu träumen. Ich träumte aber nicht, und es wurde mir schlagartig bewußt, daß sich die Hotelsuite oder zumindest dieser äußerste Teil der Hotelsuite seit unserem Auszug vor mehr als vier Tagen grundlegend verändert hatte; und fast gleichzeitig traf mich wie ein Keulenschlag die Erkenntnis, wie diese Veränderung zustande gekommen sein mußte, und durch wen, und wozu. Und während ich wie gelähmt in dieses Glitzern und Funkeln hineinstarrte, soweit eben die Lichtkegel der Taschenlampen reichten, glaubte ich sogar das eine und das andere der wunderbaren Dinge aus dem von uns entdeckten Grab wiederzuerkennen.
    Ruschdi, der, wie erwähnt, hinter mir nachgetrottet kam, muß mir irgendwie angemerkt haben, daß ich unter Schockeinwirkung stand, und hatte mich inzwischen vom Eingang weg- und zur Seite geschoben und stand nun seinerseits staunend und geblendet im Eingang und mußte seinerseits von seinem Hintermann weg- und zur Seite geschoben werden. Er dürfte aber wirklich nur gestaunt haben und von der Pracht und dem Glanz der wunderbaren Dinge vor uns geblendet worden sein, während ich echt betäubt gewesen sein dürfte; denn er neigte sich mir zu und flüsterte mir irgendwas ins Ohr. Ich kapierte zwar den Sinn seiner Worte nicht, schüttelte aber, wenn ich mich recht erinnere, heftig den Kopf, fast so, als ob er mir einen unzüchtigen Antrag gemacht hätte. Ich hab' keine Ahnung, wie er's auffaßte; ich registrierte nur, daß er hierauf zuerst mit Achmad und dann mit Ibrahim flüsterte. Und dann registrierte ich was ganz anderes: einen schwachen Lichtschimmer an der Stelle, wo ich den Durchgang zu den inneren Hallen der Hotelsuite und letztlich zum unberührten altägyptischen Grab wußte. Unberührt? Das kam mir jetzt leider nur mehr wie ein schlechter Scherz vor. Also: ein schwacher Lichtschimmer im Durchgang! Ich streckte erschrocken meinen Arm aus und zeigte stumm in die Richtung besagten Lichtschimmers. Und dieser wurde langsam, ganz langsam stärker, und bald glaubte ich auch schon schwere, unregelmäßige Schritte zu hören wie von mehreren Personen, die gemeinsam eine schwere Last schleppen, und dazu ein angestrengtes Schnaufen und Keuchen. Gleichzeitig beobachtete ich, wie Ibrahim und Achmad ihre Schießeisen in Anschlag brachten; und durch ihr Beispiel angeregt, holte ich mein eigenes Schießeisen aus meiner Umhängetasche heraus, entsicherte es und brachte es ebenfalls in Anschlag. Inzwischen hatten sie, nämlich Ibrahim und Achmad, ihre eigenen Taschenlampen ausgeknipst und deuteten Ruschdi und mir, wir sollten unsere Lampen ebenfalls ausknipsen. Das machten wir, und nun war's stockfinster und totenstill - abgesehen von besagtem Lichtschimmer, besagten Schritten und besagtem Schnaufen und Keuchen. Das Schnaufen und Keuchen klang zwar immer noch angestrengt, aber die Schritte - die klangen jetzt auf einmal total verändert, nicht mehr so schwer und auch nicht mehr so unregelmäßig wie gerade eben noch, und sie schienen näher zu kommen, und der Lichtschimmer verstärkte sich jetzt rapide.
    Und dann überstürzten sich plötzlich die Ereignisse, und ich bin mir keineswegs sicher, ob sie sich auch wirklich genau in dieser Reihenfolge abgespielt haben. Also: im Durchgang zur nächsten Halle tauchen zwei starke Lichtquellen auf, die unsere oder jedenfalls meine Augen enorm blenden. Dann: ein Schuß, und fast gleichzeitig noch einer, und noch einer. Ich spüre, wie mich einer zu Boden zieht; aber noch, während ich zu Boden gehe, feuere ich selber, so gut ich kann, in die Richtung der zwei blendenden Lichtquellen. Dann: ein Schrei, und noch einmal der gleiche Schrei, und dieser Schrei hört nicht mehr auf, und er klingt wie ein Schmerzensschrei und erzeugt in dieser langen Abfolge unterirdischer Hallen ein schauerliches Echo - doppelt schauerlich in dieser unheimlichen Dunkelheit.
    Kein Schuß mehr? Nein, offenbar nicht! Ibrahim und Achmad schalten wieder ihre Lampen ein und sind im nächsten Moment auch schon auf und davon, und Ruschdi und ich, wir stehen zögernd wieder auf und lugen vorsichtig in die gefährliche Richtung. Nur mehr ein schwacher Lichtschein ist zu erkennen, und diesem nähern sich die Lichter von Ibrahim und Achmad, die sich mit großer Hektik zwischen den

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