Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
anderem sicher erwähnt, daß es sich bei mir um eines der drei Entführungsopfer handelte - er hat mir das später sogar ausdrücklich bestätigt -, und da hätte man sich doch eigentlich erwarten können, von diesem hohen Polizeioffizier, der er garantiert war, freudig begrüßt zu werden oder irgend sowas - was meint ihr? Aber nein - nichts dergleichen. Die einzige Reaktion des Dickwanstes waren ein paar an Ruschdi gerichtete Worte, verbunden mit einer Handbewegung, die aussah, als ob er jetzt entlassen wäre. Und wirklich wandte sich Ruschdi zu mir um und sagte leise auf englisch: 'Ich gehe nur einmal schnell telefonieren. Du weißt schon: ich brauche Verstärkung.'
    'Na, dann viel Erfolg!' versetzte ich und klopfte ihm jovial auf die Schulter, und damit war er auch schon fort. Aber kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, als der Dickwanst mit einemmal wie ein Rohrspatz zu schimpfen anfing. Nanu? Was paßte ihm denn nicht? Da merkte ich zu meiner Überraschung, daß ihm an mir irgendwas nicht paßte; jedenfalls war das Donnerwetter, das er da losließ, eindeutig an mich gerichtet. Natürlich verstand ich kein Wort, denn das war klarerweise ein arabisches Donnerwetter, aber ich konnte mir's denken: offenbar nahm er entweder an meinem kurzen Geplauder mit Ruschdi oder an meinem jovialen Schulterklopfen oder an beidem Anstoß. Wahrscheinlich war beides zuwenig ehrerbietig. Aber was soll's! Ruschdi war inzwischen eh schon längst draußen, und mit wem hätte ich denn jetzt sonst noch plaudern können? Oder sollte ich vor ihm meine großartigen Arabischkenntnisse auspacken? Na, doch lieber nicht! Und so deutete ich ihm, er möge sich nur abregen, und machte ein entsprechendes Gesicht. Aber irgendwie hatte ich damit nicht den gewünschten Erfolg, denn das arabische Donnerwetter ging lustig weiter, ja, es steigerte sich sogar noch. Was will er denn eigentlich, der blöde Kerl? dachte ich. Soll er sich doch gescheiter um die zwei Delinquenten kümmern und dazuschauen, daß der Verwundete schleunigst ins Spital kommt!
    Konnte er Gedanken lesen? Es schien so, denn er war im nächsten Moment verstummt, und das arabische Donnerwetter war beendet. Seine Miene allerdings - die blieb höchst ungnädig. Aber das konnte mir eigentlich scheißegal sein, oder nicht? Leider nicht. Aber das wußte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.
    Als nächstes redete er den Verwundeten an, und zwar in einem ganz anderen Ton, nicht übertrieben freundlich, aber auch nicht direkt unfreundlich, und dann redete der Verwundete, nicht so kurz wie beim ersten Mal, sondern mindestens ein paar Minuten lang, mit einer leisen und schwachen, aber deutlich verständlichen Stimme, und im übrigen war's im Raum herinnen mucksmäuschenstill - kein Räuspern, kein Husten, kein Niesen, kein Füßescharren - nichts. Und der Dickwanst? Der hörte schweigend zu und machte auf einmal ein höchst zufriedenes Gesicht und begann dann plötzlich zwischen dem Verwundeten und mir hin- und herzuschauen, so daß ich mir dachte: Na, jetzt weiß er endlich, was er an mir hat! Das machte er auch noch ein Weilchen, nachdem der Verwundete geendet hatte, und schließlich bückte er sich, öffnete, wie deutlich zu hören war, eine Schublade und holte mit einem Grinsen, das ich nicht anders als hämisch nennen kann, irgendwas heraus und legte es auf den Tisch vor sich. Was war's denn? Ah, na endlich! Handschellen waren's! Endlich schien er zu wissen, was er zu tun hatte! Er redete in schnarrendem Kasernenhofton einfach in den Raum hinein, ohne jemanden Bestimmten anzuschauen, und es klang wie ein Kommando. Und daraufhin löste sich einer meiner Mitaufgefädelten aus unserer Reihe, marschierte auf den Dickwanst zu, schnappte sich die Handschellen und ... ja hoppla, wo ging er denn mit denen hin? Er ging mit ihnen nicht zum Herrn Inspektor der Altertümer und auch nicht zu unserem lieben Freund und Helfer, diesem Schwein - aber andererseits waren die ja eh nach wie vor mit Achmads und Ibrahims Stricken gefesselt -; nein, stellt euch vor, er ging schnurstracks auf mich zu, packte, während ich noch vor Überraschung wie gelähmt dastand, ohne mit der Wimper zu zucken, meine Hände, und dann machte es schnapp! und noch einmal schnapp!, und diese süßen, lieben, entzückenden Handschellen waren rund um meine Handgelenke zugeschnappt - einfach zugeschnappt! Und dazu sagte er irgendein Sprüchlein auf - aber verstand ich Arabisch? Und außerdem war ich dermaßen verblüfft - ich

Weitere Kostenlose Bücher