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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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gefallen, denn er lachte höhnisch auf und sagte irgendwas zu mir, was ich glücklicherweise nicht verstand und der Touristenpolizist mir nicht übersetzte.
    Nach einiger Zeit redete er mich aber doch wieder an, der Touristenpolizist, und zwar fragte er mich in einigermaßen barschem Ton, ob ich jetzt nicht endlich die Fragen, die man mir stelle, zu beantworten gedenke. Ich schaute ihm aber nur verächtlich ins Gesicht und sagte: 'Ich muß aufs Klo! Außerdem will ich was zum Essen und zum Trinken!' Er machte daraufhin ein äußerst bekümmertes Gesicht und gab was Arabisches von sich, was die zwei anderen zu großer Heiterkeit veranlaßte. Sonst passierte nichts, und als ich ein zweites Mal erklärte, daß ich aufs Klo müsse, reagierte mein Dolmetsch überhaupt nicht mehr. Es sah jetzt ganz danach aus, als ob sie auf irgendwas warteten; sie saßen einfach herum und schauten in die Luft und sagten nicht einmal etwas, als ich auf den einzigen noch freien Stuhl zuging und mich auf ihn draufsetzte. Irgendwann wird's ihnen schon zu blöd werden, dachte mir im stillen und begann gelangweilt aus dem Fenster zu schauen und dabei sehnsüchtig an meine zwei Süßen zu denken. Leider war es vergittert, und obendrein waren die Fensterscheiben ziemlich verdreckt; und überhaupt hätte man - ich hab's ja schon erwähnt - bei der herrschenden Hitze die Fenster ruhig aufmachen können. Um meine braven Betreuer ein bißchen auf Trab zu halten, wandte ich mich wieder an meinen Dolmetsch und sagte: 'Könnte man eigentlich nicht das Fenster aufmachen? Die Scheiben sind so schmutzig, und außerdem ist so eine schlechte Luft herinnen.'
    Genau in diesem Augenblick kam der vierte Mann wieder herein, verscheuchte mich von meinem Stuhl und setzte sich selber drauf. Dann sagte er was Arabisches, und der Touristenpolizist sagte was Arabisches - vermutlich übersetzte er den anderen meinen Wunsch, das Fenster zu öffnen - und erregte damit wieder bei allen größte Heiterkeit. Aber siehe da, der Hereingekommene stand gleich wieder auf, ging zum Fenster und öffnete es tatsächlich. Beide Fensterflügel machte er auf, und zwar so weit es ging. Also, damit hatte ich überhaupt nicht mehr gerechnet, und drum sagte ich zu ihm mit aller Höflichkeit, zu der ich noch fähig war: 'Schokran!', womit ich bei allen, auch beim Fensteröffner, einen wahren Sturm an Heiterkeit auslöste. Er setzte sich dann sogleich wieder nieder, wohlgemerkt, auf meinen Stuhl, und schenkte mir nicht einmal einen kurzen Blick; und wieder taten sie alle, als warteten sie auf irgendwas. Aber das konnte mir natürlich vollkommen egal sein, und ich machte mir auch nichts draus, daß ich wieder stehen mußte; auf diese Weise spürte ich wenigstens meine volle Blase nicht so stark. Viel wichtiger war der Umstand, daß jetzt endlich frische Luft durch das offene Fenster hereinkam und daß ich die Vorgänge im Hof viel besser beobachten konnte, wenn's schon herinnen so stinklangweilig war.
    Was mir im Hof als allererstes auffiel, das war eine Brause - jawohl, eine Duschbrause, wie man sie sonst nur in Schwimmbädern oder an Badestränden antrifft. Sie stand nämlich nur ein paar Meter von unserem Fenster entfernt neben einem kümmerlichen Bäumchen. Ansonsten war der Hof, soweit ich sehen konnte, leer, völlig kahl und entsetzlich staubig. Es schien nämlich momentan zwar nicht gerade einer dieser schrecklichen Sandstürme, aber doch ein ziemlich heftiger Wind zu wehen, der den offensichtlich reichlich vorhandenen Staub im Hof in lustigen Böen in die Höhe riß. Darum hatten sie vermutlich das Fenster trotz der stickigen Luft zugelassen, bis ich gebeten hatte, es aufzumachen. Umso erstaunlicher, daß sie meiner Bitte überhaupt nachgekommen waren, denn auf die Dauer staubte es natürlich auch ganz schön herein.
    Während ich also noch in solche Gedanken vertieft war und ihnen, also meinen vier braven Betreuern, die nichts taten als faul herumsitzen, einen liebevollen Blick zuwarf, wurde es im Hof draußen lebendig, und auch meine vier Betreuer schauten jetzt erwartungsvoll hinaus, und ihre Gesichter wurden von einem rätselhaften Schmunzeln verklärt. Zuerst waren nur mehrere laute Männerstimmen zu hören. Diese kamen immer näher, und dann tauchten sie vor unserem Fenster auf, die Besitzer besagter lauter Männerstimmen. Es waren drei Uniformierte und dazu noch einer, der wie ich nichts als eine Unterhose anhatte und Handschellen trug. Ah, ein Kollege! schoß es mir durch den

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