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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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und der Touristenpolizist die allerärgsten Schwierigkeiten beim Verstehen. Und ich bezweifle sehr, ob die mich betreffenden Daten in der ägyptischen Verbrecherkartei auch wirklich alle ganz korrekt sind.
    Naja, irgendwann war das auch überstanden, und es fielen ihnen offenbar keine weiteren dummen Fragen ein. Sie machten jetzt alle vier ein recht zufriedenes Gesicht; und so wagte ich's jetzt, meinen braven Dolmetsch darauf aufmerksam zu machen, daß ich schon äußerst dringend aufs Klo müßte; vom Essen und Trinken erwähnte ich jetzt vorläufig lieber nichts. Er teilte meinen Wunsch den anderen mit und forderte mich, ohne deren Antwort abzuwarten, auf, ihm zu folgen; und jetzt war er auf einmal wieder die Liebenswürdigkeit in Person. Er erwähnte zwar die vorangegangenen Szenen mit keiner Silbe, aber er hielt mir die Türen auf und fragte mich sichtlich besorgt, ob's mir nicht gut gehe - offenbar sah man mir das an -, und versuchte mich zu trösten, indem er erklärte, ich könne mich nachher wieder anziehen und etwas ausruhen; und bei all dem sagte er wieder 'Sie' zu mir. Aber im Klo ließ er mich nicht allein, sondern wachte mit Argusaugen, daß ich ja keinen Fluchtversuch unternehme - oder vielleicht auch nur, daß ich ja nicht daneben schiffe -; und das störte mich dermaßen, daß ich trotz prall gefüllter Blase die allergrößten Schwierigkeiten hatte. Und je länger ich brauchte, umso ungeduldiger wurde er, und umso größer wurden gleichzeitig meine Schwierigkeiten.
    Aber irgendwann klappte es Gottseidank doch, und mein Argus atmete hörbar auf, als ich ihm erklärte, ich sei so weit, er könne mich wieder zu seinen Komplizen zurückbringen. Ich sagte wirklich 'Komplizen', aber er reagierte nicht darauf; entweder registrierte er's nicht, oder er kannte einfach das Wort nicht. So traten wir also aus dem Klo wieder auf den Gang hinaus - ich voran, er hinter mir -, als es überraschend zu einem sogenannten Beinahe-Zusammenstoß kam. Zwei Mannsbilder fegten nämlich gerade in völlig unorientalischer Hast vorbei, ohne links und rechts zu schauen. Ich schaute zuerst auch nicht, sondern ärgerte mich nur über die Unvorsichtigkeit und Rücksichtslosigkeit mancher Zeitgenossen. Aber dann schaute ich doch und erkannte von hinten - na, wen glaubt ihr? Richtig: Ruschdi und Achmad. 'Ruschdi! Achmad!' rief ich ihnen, wie von der Tarantel gestochen, nach. Sie blieben blitzartig stehen, drehten sich ebenso blitzartig um und stießen für mich leider völlig unverständliche Schreie aus; gleichzeitig warfen sie die Arme in die Höhe und kamen so auf mich zugestürzt und fielen mir abwechselnd um den Hals und schrien mir die Ohren mit arabischen Freudenschreien voll.
    Jetzt schaltete sich allerdings, nach einer relativ ausgedehnten Schrecksekunde, mein Argus ein und herrschte sie in absolut unangebracht barschem Ton an, und als sie darauf gar nicht reagierten, begann er mit ihnen zu brüllen, daß die Wände wackelten und überall die Türen aufgingen und dahinter Köpfe sichtbar wurden, die alle neugierig auf uns gerichtet waren. Nun folgte ein erregter Wortwechsel, oder vielleicht sollte ich sagen: eine wilde Kontroverse zwischen Ruschdi und vor allem Achmad einerseits und meinem Argus andererseits, und es war eigentlich sehr lustig, ihnen zuzuhören, und vor allem, sie zu beobachten; und ein paarmal sah es fast so aus, als würde es im nächsten Moment zu richtigen Handgreiflichkeiten zwischen ihnen kommen. Aber schließlich mußte sich mein Argus zähneknirschend geschlagen geben; es waren ja zwei gegen einen, nicht wahr, und obwohl man ihr Geschrei im ganzen Haus hören mußte und, wie gesagt, zahlreiche Augen- und Ohrenzeugen hinter den Türen dieses Gangs versteckt waren, kam ihm nicht einer zu Hilfe. Also zog er den Schwanz ein, packte mich, wutschnaubend, unnötig grob am Ellbogen und begann mich dorthin zu zerren, wo wir hergekommen waren. Nun besitze ich aber zwei Ellbogen, und am anderen packte mich Ruschdi, und zwar wesentlich gefühlvoller, und marschierte mit und ließ mich nicht aus; und Achmad kam, wie an seinen gelegentlichen zornigen Ausrufen zu erkennen war, hinter uns nachgestapft und paßte offensichtlich auf, daß mich den beiden niemand von hinten wegschnappt.
    Das Zimmer, in das wir gehörten, betraten wir oder genauer meine drei Begleiter derart ungestüm, daß die drei Uniformierten, die dort meiner harrten, so erschreckt dreinschauten, als ob sie an einen Überfall durch Terroristen

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