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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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natürlich auch mit meinen zwei Süßen - ist ja auch ganz klar; zu dritt waren wir eindeutig fotogener als ich allein! Aber wir vertrösteten sie auf die Zeit nach dem Abendessen und ließen sie dann einfach stehen, eilten an den Futtertrog und machten uns blitzartig über die dort aufgehäuften Köstlichkeiten her; heute gab's nämlich, vermutlich in Anbetracht des ungewöhnlichen Gästeansturms und vielleicht auch in der Hoffnung auf eine schöne Gratiswerbung durch die Anwesenheit so vieler Fernseh- und Zeitungsheinis, ein tolles Buffet. Und wir hatten's uns tatsächlich kaum an einem Tisch bequem gemacht und mit dem Schnabulieren begonnen, als sich schon wieder irgendwelche einschlägigen Heinis auf uns stürzten, uns von allen Seiten und sozusagen in allen Stellungen fotografierten und uns interviewen wollten. Und wir hatten ganz schön zu tun, um sie zu verjagen und sie - angeblich - auf nachher zu vertrösten. Nicht einmal sein wohlverdientes Abendessen konnte man ungestört und in Ruhe genießen! Na, denen würden wir's noch zeigen!
    Sobald wir die Vorspeise hinuntergeschlungen hatten, standen wir auf und holten uns am Buffet den zweiten Gang. Kaum hatten wir uns wieder an unseren Tisch gesetzt, wurden wir schon wieder gestört, und ich war schon nahe dran, aus der Haut zu fahren und den Störenfried ungnädig anzufauchen, schaute aber gerade noch rechtzeitig, wer's war, und sah, daß es der gute, treue Ruschdi war.
    'Ah, Ruschdi!' rief ich entzückt aus; mein ganzer Unmut war mit einem Schlag verraucht. 'Da bist du ja! Wir haben deinen Rat befolgt und sind reisefertig, sogar die beiden Ladys!' Und ich lächelte meinen 'beiden Ladys' gönnerhaft zu. 'Bringst du mir meinen Paß?'
    Nun, das entzückte, gönnerhafte Lächeln sollte mir schnell vergehen. Ruschdi machte nämlich ein ausgesprochen mißvergnügtes, bekümmertes Gesicht und sagte: 'Nein. Ich habe den Paß nicht.'
    'Du hast den Paß nicht? Hat ihn dir dieser Dickwanst nicht geben wollen?'
    'Unter keinen Umständen. Obwohl wir eine geschlagene Stunde mit ihm verhandelt haben und obwohl er schon so ungeduldig war - aber er war nicht bereit, den Paß herauszugeben.'
    'Ein so ein sturer Bock!'
    'Ja, was machen wir jetzt?'
    'Ja, da ist guter Rat teuer! Was rätst du uns?'
    'Wenn du mich fragst: auf der Stelle aufstehen und zum Flughafen fahren. Das Taxi steht bereit.'
    'Ohne Paß?'
    'Ja, wenn es irgendwie möglich ist. Hast du die Demonstration da draußen gesehen?'
    Da mußte ich trotz meinem Ärger lachen. 'O ja, die hab' ich gesehen! Ich hab' sie sogar miterlebt - und wie! Aber das erzähle ich dir später. Ist sie denn noch immer im Gang?'
    'Ja, sie ist noch immer im Gang, und darum mußte der Taxifahrer zum Hintereingang des Hotels fahren, was uns weitere kostbare Zeit gekostet hat.'
    'Oh - beim Hintereingang? He, das ist die Idee! Weißt du, Ruschdi, hier im Hotel lauern schon jede Menge Reporter und Fernsehleute darauf, mich zu interviewen und so weiter.'
    'Ah, darum! Die sind mir nämlich aufgefallen. Nein, dafür haben wir jetzt absolut keine Zeit! Weißt du, es ist acht vorbei!'
    'Und wann ginge das Flugzeug?'
    'Um neun, falls es pünktlich fliegt.'
    'Aha, um neun. Aber ohne Paß?' Jetzt wandte ich mich meinen Süßen zu und fragte sie um ihren Rat. Und es war Lydia, die die Sache auf den Punkt brachte, indem sie darauf hinwies, daß ich, wie die Dinge momentan stünden, so oder so Scherereien haben würde, aber die bei weitem größeren höchstwahrscheinlich dann, wenn wir bleiben; und dann würden bestimmt auch sie, also Myriam und sie selber, zusätzlich Scherereien haben. Und könne man nicht ein Ersatzdokument auf der Botschaft bekommen? Dabei fiel mir ein, daß ich ja extra für solche Fälle, also wenn der Paß gestohlen werden sollte oder sowas, ständig Fotokopien der wichtigsten Seiten meines Passes auf allen meinen Reisen dabei habe. Das sollte also wirklich das geringste Problem sein. Wenn ich dem hingegen die Aussicht gegenüberstellte, mich noch einmal in die Höhle des Löwen zu begeben und um meinen Paß zu feilschen, noch dazu, wo ich doch jetzt als Rädelsführer oder auch nur als Anlaß der heutigen Demonstration erkannt bin, und dabei vielleicht noch meine zwei Süßen dem Löwen in den Rachen zu werfen ... Nein, danke! Darauf konnte ich verzichten, und freiwillig noch dazu!
    Ich wandte mich wieder Ruschdi zu. 'Okay, ohne Paß! Und was ich vorher sagen wollte: das ist die Idee, daß das Taxi vor dem Hintereingang wartet. So

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