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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Kopfschmerzen und meine jetzt rapid zunehmende Übelkeit zu lindern. Und nun ging das Theater von neuem los, oder sagen wir besser: mein Triumphzug formierte sich von neuem, es kam wieder Ordnung in das bisherige Chaos, und - seien wir bescheiden - Hunderte Kehlen skandierten wieder das gleiche Sprüchlein wie vorhin.
    Das war ja alles recht lustig und interessant - aber irgendwie hatte ich das Gefühl, daß ich jetzt endlich einmal wenigstens eine kleine Labung hätte vertragen können, und zwar eindeutig mehr als nur einen harten Wasserstrahl. Doch da biegen wir um eine Ecke, und was sehe ich vor mir? Unser Hotel Philippe! Da war ich natürlich ungeheuer erleichtert, und ich begann mir zu überlegen, wie ich's anstellen sollte, um meinen munteren Gesellen und der schon wieder angewachsenen Menge zu entschlüpfen, und je länger ich darüber nachdachte, umso schwieriger erschien es mir, und die Euphorie, die ich bisher doch bis zu einem gewissen Grad empfunden hatte, verging mir zusehends. Aber es sollte sich rasch herausstellen, daß ich mir ganz unnötigerweise Sorgen machte, denn sie, nämlich meine munteren Gesellen, schienen sowieso nichts anderes vorzuhaben, als mich vor dem Hotel Philippe abzuliefern. Und überhaupt, aber das merkte ich erst ganz zum Schluß, schien das Hotel Philippe das Ziel der ganzen Demonstration zu sein, jedenfalls das Ziel im geographischen Sinn, wenn ich so sagen darf; was ihr eigentliches, ihr inhaltliches Ziel war, das sollte ich erst etwas später erfahren.
    Ich musterte die Fassade unseres Hotels. Auf zahlreichen Balkonen sah man in der Dunkelheit Gestalten stehen, die die seltsamen Vorgänge unter ihnen offenbar beobachteten. Ich überlegte, welcher davon wohl der Balkon meiner zwei Süßen sein könnte - ihr Zimmer war nämlich straßenseitig -, aber ausgerechnet im zweiten Stock entdeckte ich mehrere Balkone mit zwei Zuschauern. Aber wie wir dann näher kamen, fingen auf einem dieser Balkone im zweiten Stock zwei Gestalten heftig zu winken an, und da war ich überzeugt, daß sie's waren, und winkte voller Freude zurück und freute mich außerdem, weil ich daraus kombinierte, daß sie sich weiterhin auf dem Weg der Besserung befanden und daß überdies der Lydia meine morgendliche Injektion nicht geschadet und, wer weiß, vielleicht sogar gut getan hatte. Und dann hörten sie mit einemmal einmütig zu winken auf, drehten sich um und waren im nächsten Moment verschwunden.
    Inzwischen waren wir schon ganz nah an unser Hotel herangekommen. Meine munteren Gesellen marschierten, nach wie vor unentwegt ihr Sprüchlein skandierend, tatsächlich direkt auf den Hoteleingang zu. Dort angelangt, machten sie halt, luden mich ab, schüttelten mir alle der Reihe nach mit unglaublicher Herzlichkeit die Hand, drehten sich um, begannen erneut ihr Sprüchlein zu skandieren und waren alsbald in der wogenden Menge untergetaucht, und alles, was mir von ihnen geblieben war, waren ihre Stimmen, die ich noch im Ohr hatte, und war das Gefühl, von sechs oder sieben Bürschlein auf einmal getragen zu werden; das hatte ich zwar nicht im Ohr, aber noch lange in den Knochen oder, anatomisch betrachtet, wahrscheinlich nur in der Haut. Dieses Gefühl versuchte ich also, so gut ich's konnte, quasi zu konservieren, während ich ihnen in das Gewoge nachschaute - da registrierte meine Haut, mein Tastsinn plötzlich ein neues und noch tausendmal angenehmeres Gefühl. Was war geschehen? Meine zwei lieben Süßen hatten sich von hinten angeschlichen und mich buchstäblich überfallen, und die eine hing von hinten an meinem Hals und preßte ihre Lippen in meinen Nacken, und die andere preßte sich gegen meine Brust, schlang ihre Arme um meinen Po und drückte ihre Lippen auf meine Lippen. Ich war von Glück und zugleich von Überraschung so sehr überwältigt, daß ich einen kurzen Moment fast benommen war und nicht einmal meine Kopfschmerzen oder meine Übelkeit spürte und übrigens auch nicht auf Anhieb merkte, welche nun die Lydia und welche die Myriam war. Ich erkannte es erst an ihren Stimmen; sie küßten mich nämlich nicht nur, sondern jubelten zwischen den Küssen auch, und so registrierte ich, daß vor mir die Lydia und hinter mir die Myriam jubelte.
    Leider dauerte diese Liebesszene zu dritt nur ein paar Sekunden, nicht länger. Wenn's nach der Lydia gegangen wäre, hätte sie vielleicht eh noch länger gedauert, aber die Myriam, die sich als erste von mir gelöst hatte, begann uns plötzlich zu ziehen,

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