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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Lydia: 'Übrigens, das österreichische Fernsehen ist auch da! Die haben uns auch schon interviewt!'
    'Was!' rief ich aus. Jetzt war ich aber echt überrascht. 'Na, das find' ich ja direkt rührend!' Und nach einer kurzen Nachdenkpause: 'Und du hast ihnen auch nichts verraten?'
    'Wo denkst du hin? Natürlich nichts! Kein Sterbenswörtchen!' Und dabei lächelte sie mich - ich kann nur sagen: verführerisch - an, und mir wurde trotz meinem nassen Zeug richtig warm ums Herz.
    Diesmal ging ich, um Zeit zu sparen, nicht mit in das Zimmer der beiden, sondern ließ sie in ihrem Stockwerk aussteigen und fuhr direkt in meines weiter, nicht ohne ihnen vorher noch eingeschärft zu haben, sofort ihre Koffer zu packen; außerdem versprach ich, sie zum Abendessen abzuholen, sobald ich so weit sei. Sie hatten nämlich selber mit dem Abendessen zugewartet, bis ich zurückkäme. Na, ist das nicht nett von ihnen?
    In meinem Zimmer angekommen, riß ich mir als allererstes die nassen Fetzen vom Leib und klemmte mich dann so, wie ich war, sofort hinters Telefon, wählte die Nummer der Rezeption und verlangte Mister Philippe zu sprechen. Es ärgerte mich, das nicht gleich unten erledigt zu haben, aber die Fernsehheinis hatten mich da ganz durcheinandergebracht, noch dazu in meinem wirklich angeschlagenen Zustand. Nun, Mister Philippe war zur Zeit eh nicht zu sprechen, aber als ich betonte, es sei sehr dringend, versprach man mir, ihn zu suchen, und er werde dann mich anrufen. Also gut. Ich legte auf und stürmte ins Bad, und ich stand gerade unter der Dusche und dachte mit Schaudern an die grauenhafte Szene im Hof des Polizeikommissariats zurück, als ich das Telefon läuten hörte. Nun war das keines von diesen ganz tollen Hotels, wo's auch im Bad ein Telefon gibt. Also blieb mir nichts anderes übrig, als, naß von Kopf bis Fuß, aus der Wanne zu springen und ans Telefon zu sausen. Es war Mister Philippe. Er hatte sich schon gewundert, wieso ich nicht abhebe, wenn's doch angeblich so dringend sei. Ich erklärte ihm, daß ich gerade unter der Dusche gestanden sei und das Läuten des Telefons wahrscheinlich nicht früher gehört hätte. Dann kam ich aber gleich zur Sache und teilte ihm mit, daß wir noch heute abend Luxor verlassen müßten, und bat ihn, umgehend die Rechnung auszustellen. Da bedauerte er, daß wir nicht länger bleiben wollten, und versicherte hoch und heilig, wir seien seine Gäste, und er habe nie vorgehabt, uns den Aufenthalt in seinem Haus zu berechnen, und jetzt schon gar nicht, wo unseretwegen so viele zusätzliche Gäste abgestiegen seien. Ja, welche zusätzlichen Gäste denn? Nun, das Personal mehrerer Fernsehanstalten. Die seien schon heute morgen im Hotel eingetroffen. Und jetzt noch zusätzlich jede Menge Leute, die entweder an der Demonstration teilnehmen wollten oder über sie berichten sollten. Ah, diese Demonstration - aber was habe die denn mit uns zu tun? Oh, sehr viel! Es sei eine Demonstration, nicht nur der Christen, sondern - da sei er ganz sicher - auch vieler gemäßigter und vernünftiger Moslems, gegen das beängstigende Anwachsen des islamischen Fundamentalismus und des damit zusammenhängenden Terrorismus, und wir seien eben der Anlaß dafür gewesen.
    Na, jetzt wurde mir mit einem Schlag allerhand klar. Aber ich hütete mich, ihm das in aller Ausführlichkeit zu erzählen. Dazu hatte ich erstens keine Zeit, und zweitens war ich ja waschelnaß und fing schon wieder zu frieren an. Also bedankte ich mich sehr herzlich und beendete schleunigst das Gespräch, um mich fertigzuduschen, mich in frisches Gewand zu werfen und meinen Koffer zu packen. Und sobald ich so weit war, nahm ich ihn und eilte mit ihm, so rasch es eben meine Kopfschmerzen erlaubten, zu meinen zwei Süßen. Und siehe da, die hatten sich meinen Auftrag wirklich zu Herzen genommen und empfingen mich geschniegelt und gestriegelt und mit fertiggepackten Koffern. Offenbar hatte ich ihnen und besonders der Myriam durch meine Drohung mit der Polizei einen gehörigen Schrecken eingejagt. Aber sie kannte sehr wahrscheinlich ihre Pappenheimer zur Genüge.
    Ich stellte also meinen Koffer zu den ihrigen, küßte sie ganz rasch, nicht die Koffer, sondern meine Süßen, und eilte unverzüglich gemeinsam mit ihnen hinunter in den Speisesaal. Als wir in der Hotelhalle aus dem Lift traten, stießen wir noch einmal auf die Fernsehheinis, diesmal auch auf die österreichischen, und die lechzten alle schon sehr nach einem Interview mit mir und

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