Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
Mumie - und alles völlig unberührt! Ist das nicht phantastisch? Was sagt ihr?' Und dabei strahlte er uns alle an, und sein Gesicht war wie von einer göttlichen Offenbarung erleuchtet.
    'Genau!' rief ich begeistert, von Ruschdis Enthusiasmus angesteckt. 'Ist dir die zugemauerte Tür aufgefallen?'
    'Hab' ich sofort gesehen!' antwortete er mit triumphierender Stimme. 'Die führt bestimmt zu einer oder gar mehreren weiteren Grabkammern!'
    'Genau wie bei den übrigen, ausgeplünderten Gräbern!' erklärte Lydia und nickte zustimmend. Und ich sagte, fast gleichzeitig, anerkennend: 'Na, da sieht man den Fachmann! Alle Achtung!'
    Hier mußten wir unsere Plauderei leider abbrechen, denn jetzt wurde unser Flug aufgerufen, und es war Zeit, uns von Ruschdi endgültig zu verabschieden. Es wurde ein überaus herzlicher Abschied. Wir dankten ihm überschwenglich, und er wollte unseren Dank gar nicht annehmen, sondern bestand darauf, daß er sich bei uns zu bedanken habe. Sodann wünschten wir ihm noch viel Erfolg bei seiner Arbeit und vor allem noch weitere schöne Entdeckungen, und er wünschte uns eine angenehme und befriedigende Lösung aller noch bestehenden Probleme, und der Lydia und mir speziell wünschte er noch gute Besserung, und daß das verabscheuenswerte Verhalten der Polizei von Luxor für mich nicht ein Anlaß sein möge, alle Ägypter in einen Topf zu werfen und schlecht über sie zu denken. Und schließlich fiel er mir richtiggehend um den Hals und busselte mich ab, daß es eine Freude war, schüttelte meinen zwei Süßen ausgiebig die Hand und eilte hierauf mit großen Schritten dem Ausgang zu, während wir ihm gerührt nachblickten.
    Nachdem er unseren Augen entschwunden war, atmete ich erst einmal tief durch und murmelte dann mehr zu mir selber: 'Nein, nein! Werd' ich nicht!' Und zu Lydia: 'Schließlich haben wir ja auch eine gewisse Myriam Girgis kennengelernt, nicht?'
    'Hm? Was meinst du?' erwiderte Lydia. Offenbar war sie selber in Gedanken versunken gewesen.
    'Na, alle Ägypter in einen Topf werfen und schlecht über sie denken! Schließlich kennen wir beide auch eine nicht nur entzückende, sondern auch im höchsten Maße liebenswerte Ägypterin namens Myriam Girgis - stimmt's?'
    Ich beobachtete, wie zuerst Myriam und dann auch Lydia knallrot wurde. Als ich dann nicht einmal eine Antwort bekam, sagte ich kopfschüttelnd: 'Was ist? Hab' ich euch beleidigt?'
    'Nein, nein!' erwiderte jetzt Lydia sehr rasch. 'Nur komm' ich immer noch nicht ganz mit. Was hat er gemeint mit dem verabscheuenswerten Verhalten der Polizei von Luxor, das für dich nicht zum Anlaß werden möge, alle Ägypter in einen Topf zu werfen, und so weiter?'
    'Ach so, das wißt ihr ja noch gar nicht!' rief ich aus und griff mir an den noch immer unentwegt schmerzenden Kopf. 'Ich hab' ja noch gar keine Gelegenheit gehabt, euch zu erzählen, was ich heute alles erlebt habe - und warum mir mein Schädel so brummt! Na, im Flugzeug dann! Jetzt müssen wir schnell schauen, daß wir hineinkommen!'
    Und ich packte sie beide und schob sie in Richtung Kontrollstelle. Diese passierten wir, Gott sei Dank, ohne weitere Schwierigkeiten, und saßen bald darauf, wohlverstaut, angegurtet und unendlich erleichtert, auf den uns zugewiesenen Sitzen im Flugzeug. Und jetzt erst begann ich meinen zwei Süßen zu erzählen, was ich heute alles erlebt hatte und was es mit dem verabscheuenswerten Verhalten der Polizei von Luxor für eine Bewandtnis hat.
    Als die Maschine dann startete und abhob, lehnten wir uns, so sehr wir uns auch erleichtert fühlten, nicht erleichtert zurück, sondern steigerten uns noch einmal in eine Miniaufregung hinein. Wir hingen nämlich allesamt am Fenster und schauten uns die Augen aus, in der Hoffnung, vielleicht wenigstens einen Blick von oben auf das Thebanische Gebirge tun zu können, das wir ja seit unserer Ankunft in Luxor vor elf Tagen so gut kennengelernt hatten - man könnte direkt von intimer Kenntnis sprechen, nicht? Aber es war vergebliche Liebesmüh. Es war stockfinstere Nacht, und es schien nicht einmal der Mond, und eine andere Beleuchtung gibt's ja, wie wir aus eigener Erfahrung nur zu gut wußten, im Thebanischen Gebirge nicht. Für dieses Manko wurden wir zwar reichlich entschädigt, als wir, ungefähr eine Stunde später, über das allem Anschein nach festlich beleuchtete Kairo flogen, aber das, muß ich leider sagen, interessierte uns dann nicht annähernd so, wie uns das Thebanische Gebirge interessiert hätte -

Weitere Kostenlose Bücher