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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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hatten. Was mich persönlich besonders interessierte, war die Frage, seit wann der Herr Girgis Witwer war beziehungsweise wann Myriams Mutter gestorben sei. Nun, das war noch gar nicht so lange her: erst im September des Vorjahres. Und sie war natürlich noch gar nicht alt gewesen - gerade eben erst fünfzig vorbei. Und der Grund? Nun, letztlich eine mißlungene Operation. Sie hatte schon lange an Nierensteinen laboriert. Eine Kur war erfolglos geblieben; eine Operation sollte das Übel mit der Wurzel ausrotten und ging schief.
    Während Myriam das erzählte, beobachtete ich, daß sie auffallend rot im Gesicht wurde. Ich dachte erst, das sei eben wegen dem Tod ihrer Mutter, obwohl ich das eigentlich nicht recht glauben konnte, denn die Trauer macht ja normalerweise eher bleich und nicht rot. Natürlich war ich nicht so neugierig oder indiskret, sie auf das hin anzusprechen, aber wie es sich herausstelle, war das gar nicht notwendig; sie verriet es uns nämlich selber. Nach einer verlegenen Schweigeminute brachte sie nämlich, immer noch mit hochrotem Kopf, die Kur ihrer Mutter noch einmal aufs Tapet und begann sie ausführlicher zu beschreiben. Es sei eine Trinkkur gewesen, und es gebe in unmittelbarer Nähe von Kairo einen berühmten Kurort, dessen Thermalquellen als sehr wirksam gelten, unter anderem eben auch bei Nierenleiden. Pause. Er heiße Heluan. Pause. Ob wir diesen Namen schon einmal gehört hätten? Heluan? Ja doch, haben wir schon einmal gehört. Aber in welchem Zusammenhang? Und dann fiel der Groschen: jene schreckliche Industrieansiedlung, die mir Myriam seinerzeit vom Parkplatz der Stufenpyramide aus auf der anderen Seite des Niltals gezeigt hatte; das heißt, eigentlich hatte sie mich auf das herrliche Panorama aufmerksam gemacht, und ich hatte es zwar bewundert, aber gleichzeitig bemängelt, daß die Schönheit der Landschaft durch die Rauchschwaden aus den Fabriksschloten gegenüber stark beeinträchtigt werde; und dann hatte sie mir erklärt, der Ort mit den vielen Fabriken heiße Heluan und sei - jawohl! - ein berühmter Kurort mit heilkräftigen Thermalquellen. Pause. Und in welchem Zusammenhang noch? Hier mußte mir jetzt Myriam auf die Sprünge helfen; von selber wäre ich nicht draufgekommen. Ob ich mich noch an den jungen Mann von Memphis erinnern könne, der sie auf dem Parkplatz erwartet und ihr Blumen überreicht habe? Ah - der schwarzlockige Jüngling mit dem mickrigen Blumenstrauß, der ihr jedesmal in Memphis auflauere und sie mit glühenden Liebesschwüren und Heiratsversprechungen verfolge? Und ob ihr's glaubt oder nicht - in dem Moment verspürte ich tatsächlich sowas wie Eifersucht in mir aufsteigen. Ja, also der wohne in Heluan und habe, bevor er arbeitslos geworden sei, in dem Kurheim, in dem ihre Mutter lange Zeit gewesen sei, als Pfleger gearbeitet; und dadurch habe er sie, nämlich Myriam, kennengelernt. Er sei ihr schon damals nachgestiegen, wenn sie ihre Mutter im Kurheim besuchte, und habe sie mit Blumen und Süßigkeiten überhäuft und sie beschworen, seine Frau zu werden. Aber sie habe immer gezögert. Erstens habe sie seinen Beteuerungen, sie heiraten zu wollen, nie recht getraut, zweitens habe sie stets auch deshalb Bedenken gehabt, weil er Moslem sei; und hätte sie ihn geheiratet, so hätte sie natürlich ihrem eigenen Glauben abschwören und zum Islam übertreten müssen; das sei im Islam so. Und drittens ... Aber den dritten Grund nannte uns Myriam nicht mehr, sondern jetzt verstummte sie plötzlich, und als ich mich, etwas erstaunt, zu ihr umwandte, merkte ich, daß ihr liebes Gesichtchen mit dem Pharaonenprofil auffallend gerötet war.
    Aber mir wird gerade bewußt, daß ich meinem Vorsatz schon wieder untreu geworden bin. Ihr müßt mich in Hinkunft zur Ordnung rufen, sollte wieder einmal mein Erzähltrieb mit mir durchgehen, ja? Also von nun an in aller Kürze!
    Der Besuch in der österreichischen Botschaft gestaltete sich höchst erfreulich. Die Ausstellung eines Ersatzdokuments für meinen von den Schuften in Luxor konfiszierten Reisepaß gestaltete sich vollkommen problemlos. In Österreich würde ich mir halt einen neuen Paß ausstellen lassen müssen. Außerdem ließ ich mir ein bißl ein Geld vorstrecken, damit wir nicht völlig blank dastünden. Der Botschafter ließ es sich übrigens nicht nehmen, uns höchstpersönlich zu begrüßen und uns zu versichern, wie sehr er sich freue, daß alles so glimpflich ausgegangen sei. Lydia und und Myriam kannte er

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