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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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den dezenten Minirock erst so richtig zur Geltung kommt.
    Erst nach viel zu langem Zögern, so scheint es ihnen, rafft sich Giggerle auf, sich von ihr zu lösen und sie ihnen vorzustellen. „Darf ich vorstellen?“ beginnt er. „Meine lieben, alten Schulfreunde Klaus alias Johnny aus Bregenz und Felix alias 'die Henne' aus Brüssel - meine Lydia, von der ich euch, wenn ich mich nicht irre, schon einiges erzählt habe!“
    „Oh - soeben zurück vom Fortbildungsseminar?“ ruft Johnny, sichtlich überrascht oder von Lydias Erscheinung angetan oder auch beides, und die Henne bringt außer einem gestammelten „Sehr erfreut!“ gar nichts heraus. Lydia selbst scheint sich demgegenüber weit besser in der Hand zu haben und außerdem zu wissen, was „Mann“ von ihr erwartet, denn sie erwidert mit fröhlichem Lächeln: „Jawohl, soeben zurück vom Fortbildungsseminar! ... Die Herren haben sicher noch nichts zu Abend gegessen - stimmt's?“
    „Oh - stimmt ganz auffallend!“ lacht Giggerle.
    „Und zu Mittag sicher nur Butterbrot oder so gespeist?“
    „Stimmt ebenfalls ganz auffallend!“
    „Na, dann werd' ich ganz schnell in der Küche verschwinden, um die Herren nicht weiter darben zu lassen!“
    Spricht's, dreht sich auf dem Absatz um und eilt davon. Da erwacht die Henne mit einem Schlag aus seiner Erstarrung oder Betäubung und ruft: „Oh ... darf ich Ihnen dabei ein wenig behilflich sein?“
    Lydia hält inne, schenkt ihm ein bezauberndes Lächeln und antwortet: „Aber sehr gern!“
    „He - mach sie mir ja nicht abspenstig!“ ruft ihm Giggerle lachend nach; aber da ist er auch schon mit ihr im Innern des Hauses verschwunden. Doch fast gleichzeitig brummt Johnny: „Deiner Lydia beim Kochen behilflich sein? Na, das kann ich auch! Außerdem darf man doch nicht die Henne allein ...“
    Der Rest ist Schweigen, das heißt, Johnnys restliche Worte sind nicht mehr zu hören; denn inzwischen ist er ebenfalls, und zwar in auffallender Eile, im Hausinnern verschwunden, und Giggerle sieht sich plötzlich einsam und von allen verlassen. Seufzend und zugleich amüsiert schmunzelnd läßt er sich nach einer kleinen Schrecksekunde in seinen Liegestuhl fallen, hört wieder den Erzählungen der Vöglein zu und versucht sich von seinen eigenen Erzählungen zu erholen. Mit diesen ist er ja endlich fertig geworden, und nun beginnt er auch allmählich die rein körperlichen Anstrengungen, die mit ihnen verbunden waren, zu spüren.
    Kaum eine Dreiviertelstunde später erscheint Lydia mit einem verführerischen Lächeln auf der Terrasse, um ihn höchstpersönlich und noch dazu mit einem süßen Kuß zum gemeinsamen Abendessen abzuholen. „Deine zwei Freunde sind aber sehr brauchbar!“ schwärmt sie mit unüberhörbarer Begeisterung. „Sie haben mir einen beachtlichen Teil der Arbeit abgenommen, anstatt mich bei ihr zu behindern. Vielleicht sollten wir sie vom Fleck weg fix engagieren?“
    „Ach, du mein Spaßvögelchen!“ lacht Giggerle und erwidert ihren Kuß. Danach japst sie noch ganz außer Atem: „Ha - das gefällt mir ja so an dir, daß du einen Spaß verstehst!“ Und nach einer kurzen Pause, sehr zärtlich: „Eine ganze Woche hab' ich dich jetzt nicht gehabt! ... Hast du mich auch so vermißt?“
    „Wahrscheinlich noch mehr als du mich, denn ich hab' die ganze Woche pausenlos an dich gedacht.“
    „Ach, du Schwindler!“ schimpft sie zum Spaß und klopft ihm zärtlich auf die Finger. „Komm jetzt lieber, damit nicht das Essen kalt wird oder deine Freunde es allein aufessen!“
    Unterwegs und während des Essens erklärt ihr Giggerle jedoch, wie er die letzte Bemerkung gemeint hat und daß er und auch seine Freunde tatsächlich die ganze Woche pausenlos an sie gedacht haben. Da wird Lydia plötzlich ernst, blickt von ihrem Teller auf, wendet sich an Giggerle und sagt: „Hast du schon bei Dr. Sidarús angerufen?“
    „Bei Dr. Sidarús?“ ruft dieser und greift sich an den Kopf. „Herrgott, nein! Darauf hab' ich jetzt ganz vergessen! Eine ganze Woche haben wir uns jetzt schon nicht mehr bei ihm gemeldet!“
    „Na, das kann man ja jederzeit nachholen!“ erwidert sie wie zum Trost. „Rufen wir halt nach dem Essen an!“
    „Wer ist Dr. Sidarús?“ fragt die Henne mit unverhohlener Neugier.
    „Dr. Sidarús“, antwortet Giggerle, „das ist der Freund von Myriams Papa, der Rechtsanwalt, der ihn in dem Prozeß gegen die Bagage, oder wenn ihr wollt, die Halunken von Heluan vertritt ... Wißt ihr was? Ich ruf'

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