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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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schwarzlockiger Jüngling langsam und mit irgendwie linkischen Bewegungen auf unseren Bus zustelzte, und gleichzeitig merkte ich, wie ihn Myriam ihrerseits scharf beobachtete und dabei von neuem einen knallroten Kopf bekam und richtig nervös wurde. Und dann stand der Bus, und die Tür ging auf, und Myriam stieg als erste aus, wobei sie den schwarzlockigen Jüngling ständig im Auge behielt. Und der eilte jetzt zielstrebig auf sie zu und grinste dabei übers ganze Gesicht, und Myriam lächelte ebenfalls und verriet zugleich durch ihr ganzes Gehabe, daß ihr diese Begegnung furchtbar peinlich war; sicher mußte sie daran denken, daß wir alle dabei zuschauten - na, alle vielleicht nicht, aber die Vorderen bestimmt, und die, die auf der rechten Seite saßen. Und dann streckte er ihr seine rechte Hand hin, und sie ergriff sie zögernd, und er redete längere Zeit auf sie ein, und sie schaute meistens auf den Boden und machte nur hie und da eine kurze Bemerkung, und schließlich drückte er ihr den, wie schon erwähnt, reichlich mickrigen Blumenstrauß in die Hand. Ich war inzwischen natürlich ebenso wie die meisten anderen schon längst ausgestiegen und hörte deutlich, wie sich Myriam schüchtern oder verlegen, oder vielleicht war's auch verärgert, mit dem mir bekannten Wörtchen 'schokran' bedankte. Dann tat er noch einen Moment lang, als ob er sich auf sie werfen und sie verschlingen wollte - so kam's mir halt vor -, drehte sich anschließend um und stelzte gemächlich davon.
    Das Ganze hatte kürzer gedauert als der Bericht, den ich jetzt davon gegeben habe. Myriam schaute dem Jüngling noch einen Augenblick nach, dann betrachtete sie, ebenfalls nur einen Augenblick lang, die Blumen in ihrer Hand und überlegte vermutlich kurz, wohin damit, und schließlich drehte sie sich um und schmiß sie - anders kann man das nicht nennen - auf die Ablage vor dem Reiseleitersitz, wandte sich der andächtig schweigenden Gruppe zu, und jetzt bewunderte ich ehrlich ihre tolle Beherrschung; sie lächelte nämlich in die Runde, als ob nichts gewesen wäre, und rief mit gespieltem Ernst: 'Bitte, folgen Sie mir unauffällig!'
    Da hatte sie nun natürlich die Lacher auf ihrer Seite, und wir setzten uns gemeinsam in Bewegung, und keiner fragte, wer denn das gewesen sei. Sie führte uns zu einem Eingang mit Ticketschalter, wo sie für uns den Eintritt bezahlte, und dahinter erstreckte sich ein ausgedehnter, von hohen Palmen umgebener freier Platz, in dessen Mitte sich eine wunderbare Sphinx erhob; an den Seiten waren Souvenirstandln aufgebaut, und ohnehin waren wir schon längst wieder von sogenannten fliegenden Souvenirhändlern umlagert. Und außerdem gab's da auf der einen Seite noch ein nicht allzu großes Gebäude, in das uns unsere liebe Myriam jetzt zielsicher hineinlotste. Und was gab's da drinnen zu sehen? Eine riesige, umgestürzte und auf dem Rücken liegende Kolossalstatue, die, wie uns Myriam erklärte, den Pharao Ramses den Zweiten darstellt und die man von einem erhöhten Umgang aus bequem betrachten kann. Das ging aber ganz schnell, und hierauf trieb uns Myriam gleich wieder hinaus und zu der wunderschönen Sphinx in der Mitte des großen Platzes, die, wie sie unter anderem erklärte, aus Alabaster besteht und deshalb allgemein als Alabastersphinx bekannt ist. Wenn ich sage 'trieb', so ist das keineswegs übertrieben: sie trieb uns jetzt wirklich zur Eile an, damit wir nicht zu spät zum Mittagessen kämen; und wir kennen ja inzwischen einen der Gründe, warum wir nicht zu spät zum Mittagessen kommen sollten, nicht wahr? Sie redete also nicht lang herum, und wahrscheinlich gibt's zur Alabastersphinx auch nicht viel zu sagen. Nur eins: sie forderte die Fotografen auf, hier mit der Alabastersphinx und den herrlichen Palmen als Hintergrund ein Gruppenfoto zu machen, und das war sicher eine Superidee, und unsere Fotografen griffen diese auch begeistert auf und setzten sie auf der Stelle in die Tat um.
    Ja, und wer erwartete uns beim Bus? Ihr werdet es erraten haben: der schwarzgelockte Jüngling! Er stand immer noch da und tratschte angeregt mit Machmut, und man hatte den Eindruck, als ob sich die zwei schon bestens kennen würden. Aber kaum hatte er uns erblickt, da ließ er Machmut stehen und machte sich an Myriam heran. Naja, jetzt beachteten unsere Leute diese Vorgänge gar nicht mehr besonders, sondern stiegen schnurstracks ein; offenbar drückte die Blase schon so arg, daß für Sensationen kein rechtes Interesse mehr

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