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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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angemessenem Respektsabstand herum und machte ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Naja. Und unsere liebe Lydia? Nun, die pirschte sich an mich heran, tat eine Zeitlang unbeteiligt, lächelte mir dann aufmunternd zu und begann schließlich mit deutlich erkennbar besorgter Stimme: 'Christian?'
    'Hm?'
    'Sag, wieso schaust du denn so drein?'
    'Was sagst du?'
    'Wieso du so dreinschaust.'
    'Wie schau' ich denn drein?'
    'Irgendwie trübsinnig.'
    'Aber geh, Lydia! Das bildest du dir bloß ein!'
    'Nein, das bilde ich mir nicht bloß ein! Du schaust irgendwie trübsinnig drein! Wo du doch sonst immer so fröhlich und unbekümmert bist! Ich hab' dich genau beobachtet, wie du herangeritten und abgestiegen bist!'
    'Soso, du hast mich genau beobachtet! Naja, weißt du, was mir leid tut, Lydia?'
    'Nein?'
    'Daß ich nicht mit dir zusammen geritten bin.'
    'Aber du wolltest ja nicht!'
    'Ich hab' mich verpflichtet gefühlt, mit der Myriam zu reiten. Das war's. Aber inzwischen bin ich draufgekommen, daß das gar nicht unbedingt nötig gewesen wäre.' Und ich lächelte ihr dankbar zu.
    'Soso!' meinte sie nach einiger Zeit und warf mir einen irgendwie skeptischen oder mißtrauischen Blick zu. Und um ihre Skepsis oder ihr Mißtrauen zu besänftigen, sagte ich: 'Das nächste Mal reiten wir zusammen, ja?'
    Jetzt lächelte sie wieder und sagte: 'Wenn du magst ...'
    Sie wollte noch mehr sagen, das sah ich ihr deutlich an, aber genau in dem Moment kamen mehrere Damen - Babsi war nicht darunter - aus dem Zelt heraus- und auf uns zugestürmt und riefen mit sichtlicher Empörung: 'Auf so ein Klo kann man uns doch nicht schicken!' und 'So eine Toilette ist eine Zumutung!' und 'Da mach' ich mich lieber an, bevor ich dieses Häusl benutze!' Und dabei warfen sie mir vorwurfsvolle Blicke zu, ganz so, als ob ich an dieser Misere schuld wäre. Aber bevor ich noch dazukam, ein Wort zu sagen - ich muß ziemlich blöd dreingeschaut haben -, kam Myriam angewetzt und fragte leicht bestürzt, was denn los sei. Naja, irgendwie ist sie doch ein Schatz, dachte ich mir im stillen. Sie hörte sich die Klagelieder der empörten Damen mit stoischer Miene an und erklärte hierauf, wenn sie's bis zum Mittagessen noch aushalten könnten ... Dort gebe es nämlich ein sehr schönes Klo. Da machten sie ein langes Gesicht und schickten sich nolens volens ins Unvermeidliche.
    Ich bedankte mich anschließend bei Myriam für die prompte Rettung, und sie - sie schenkte mir wieder ein kurzes, aber süßes Lächeln. Und was glaubt ihr, wie mir das wohltat! Ich war augenblicklich schon wieder beinahe getröstet und fühlte mich unendlich erleichtert. Beim Einsteigen in den Bus flüsterte ich daher der Lydia, die zufällig - oder auch nicht - in meiner Nähe stand, zu: 'Na? Schau' ich noch immer trübsinnig drein?'
    Wieder schaute sie mich irgendwie skeptisch an und flüsterte zurück: 'Nein, jetzt nicht mehr. Aber vorher hast du trübsinnig dreingeschaut - da kannst du sagen, was du willst!'
    Machmut ersparte mir glücklicherweise eine Antwort. Er hatte sich unbemerkt angeschlichen und überraschte mich genau in diesem Moment, indem er mir auf die Schulter schlug und nur ein Wort sagte, nämlich 'ána'; und dabei strahlte er mich lachend und zugleich fragend oder erwartungsvoll an. Na, ich bin ja kein Spielverderber, und so ergänzte ich halt lachend: '... bádrab ... áschara'. Und darüber freute er sich wie ein Schneekönig und überschüttete mich erneut mit seinem kehligen arabischen Wortschwall. Lydia lachte herzlich. Und Myriam, die ebenfalls in meiner Nähe stand - ich schaute mich extra um -, war wieder genauso knallrot wie vorhin und lachte nicht, und sie lächelte auch nicht.
    Und wohin jetzt? Ah, jetzt ging's nach Memphis, der ältesten Hauptstadt Ägyptens. Zu diesem Zweck chauffierte uns Machmut nur denselben Weg zurück, hinunter ins Fruchtland, und dort nur fünf oder zehn Minuten kreuz und quer durch den Palmenwald, vorbei an seltsamen Sandhügeln, die Myriam als Schutthügel und klägliche Überreste der Großstadt Memphis erklärte, und hielt dann gegenüber dem Eingang zu einem bescheidenen Dörfchen auf einem großen Parkplatz, der offenbar schon bessere Zeiten erlebt hatte; denn auf ihm stand ein einziger weiterer Bus und außerdem noch, allein auf weiter Flur, ein schwarzlockiger Jüngling mit einem mickrigen Blumenstrauß in der Hand, der auffällig in unsere Richtung spähte. Und während Machmut fachmännisch einparkte, beobachtete ich, wie besagter

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