Geliebte Myriam, geliebte Lydia
daß sie auf mich steht! Warum ist es dann so schwierig, ihr Komplimente zu machen oder, meinetwegen, ein wenig zu schmeicheln?
So überlegte ich also hin und her und hatte mich, quasi zum Trotz, eben entschlossen, zu ihr zu sagen: 'Und ich bewundere dich doch!' - da merkte ich zu meinem nicht geringen Ärger, daß wir schon wieder am Ziel waren. Also unterließ ich die Bemerkung und begnügte mich mit Banalitäten wie 'Ah, sind wir schon da?' und ähnlichem.
Was nun folgte, war hochinteressant und wunderschön. Man könnte sagen: ein Bilderbuch des Alltagslebens im alten Ägypten, und zwar im Alten Reich, denn die Bilder stammen aus der ersten Blütezeit der ägyptischen Kultur, derselben Zeit, aus der auch die Pyramiden stammen. Es war aber keine Pyramide, was wir hier besichtigten, sondern ein sogenanntes Mastaba-Grab, dessen Innenwände über und über mit diesen wunderbar erhaltenen Bildern bedeckt sind, und für die Besichtigung mußten wir nicht einmal ein Martyrium auf uns nehmen, sondern man konnte überall bequem stehen und in aller Seelenruhe diese tollen Bilder betrachten und gleichzeitig Myriams angenehmer Stimme zuhören und hie und da ihr Pharaonenprofil bewundern - falls es nicht doch ein griechisches Profil war.
Nach dieser Besichtigung ging's nun aber doch zum Ausgangspunkt des Kamelrittes zurück, und auch wenn's auf einem Kamel nicht gar so günstig zum Flirten ist - es war immerhin für wer weiß wie lang die letzte Gelegenheit dazu. Also blieb ich meinem zuletzt gefaßten Entschluß treu, atmete ein paarmal tief durch, nahm mir ein Herz und sagte: 'Myriam?'
'Ja?'
'Du - ich bewundere dich wirklich!'
'Ach ...'
'O doch, ich bewundere dich! Ich kann mir nicht helfen! Ich finde dich höchst verehrungswürdig!'
'Aber ...'
'Du weißt ja gar nicht, Myriam, wie du mich verwirrst, wie du mich aus der Fassung bringst!'
'Bitte, sag doch so etwas nicht!'
'Ich muß es aber sagen! Mein Herz ist voll davon!'
'Du sprichst ja, als ob du verliebt wärst!'
'Ich glaube, ich bin ... o ja, Myriam, ich bin verliebt - in dich verliebt! Bist du mir böse, wenn ich das sage?'
'Ja.'
'Ja? Du bist mir wirklich böse?'
'Ja. So etwas darfst du nicht sagen.'
'... darf ich nicht sagen?'
Ich war echt erschüttert, das könnt ihr mir glauben! Sobald ich mich halbwegs gefaßt hatte, drehte ich mich, so gut's ging, zu ihr um und sagte reichlich kleinlaut: 'Und ich dachte, liebe Myriam, ich gefall' dir ein kleines bißchen! Ich hab' mir das wirklich eingebildet!'
Und sie sagte darauf, und es klang fast ein wenig tröstend: 'O ja, Christian, du gefällst mir ja! Aber nicht so, wie du das anscheinend geglaubt hast!'
'Ah - nicht so ...' Ich fühlte mich bitter enttäuscht. Dann sagte ich mit fast trotziger Stimme: 'Aber bewundern tu' ich dich doch! Auch wenn du mir darum böse bist. Denn du bist bewundernswert!'
Daraufhin sagte sie gar nichts mehr, sondern brummte nur ein bisserl, ich weiß nicht, ob gerührt oder verärgert oder gar verächtlich, was ja auch möglich gewesen wäre, und ich sagte eine Zeitlang auch nichts, sondern war hauptsächlich damit beschäftigt, meine Enttäuschung in mich hineinzufressen und die Wüste anzustarren, und während ich diese eben noch interessant und aufregend gefunden hatte, kam sie mir jetzt nur mehr öd und fad und deprimierend vor. Und dann dachte ich: Wär' ich doch mit der Lydia geritten, dann hätt' ich mir nicht so eine Abfuhr geholt! Schließlich wollte sie ja mit mir reiten! Das ist ja direkt ein Kompliment oder eine Liebeserklärung gewesen, und ich hab's überhaupt nicht gewürdigt! Ich hab' ihr einen Korb gegeben! Und ich nahm mir dort und damals vor, mich in Hinkunft mehr um die Lydia zu kümmern. Dann weiß wenigstens der Götzi mit aller gebotenen Eindeutigkeit, daß er sich um die Babsi kümmern muß! Das heißt also, da tu' ich gleichzeitig ihm was Gutes!
So legten wir also den Rest des Rückwegs in verlegenem Schweigen zurück, denn die Myriam blieb ebenfalls stumm. Diese Situation wurde mir mit der Zeit - ich will nicht sagen: unerträglich, aber doch immer peinlicher, und als wir dann in der Ferne schon unseren Bus und unser Polizeiauto sehen konnten und Machmut und die zwei Polizisten erkannten, da fiel mir was ein, was ich die Myriam fragen konnte, um diese gespannte Atmosphäre wieder zu entkrampfen. Ich erinnerte mich an das Sprüchlein, das mich der gute Machmut hatte wiederholen lassen, und sobald ich mir den genauen Wortlaut ins Gedächtnis
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