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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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vorhanden war. Und das blieb unserer Myriam nicht verborgen, und so machte sie dem Spuk rasch ein Ende, schüttelte dem Jüngling kurz die Hand und sprang beinahe in den Autobus herein, fröhlich begrüßt von Machmut, der ihr, während er reversierte, lachend irgendwas zurief. Sie gab ihm aber keine Antwort, schaute nur ernst und winkte auch nicht hinaus.
    Ja, aber jetzt dauerte es nicht mehr lang, und wir erreichten ein sehr hübsches Lokal, mitten im Grünen gelegen, wo man im Freien an langen Tischen sitzen und beim Essen die Palmen und die blühenden Sträucher betrachten konnte ... Was ist?“
    Giggerle unterbricht sich abrupt und horcht; und jetzt hört er es deutlich, wie seine Mutter zum Mittagessen ruft.
    „Also gut!“ sagt er und seufzt. „Gehen wir halt zuerst selber essen und hören uns eben erst nachher an, was es über unser damaliges Mittagessen zu berichten gibt!“

    3. Teil

    Das Rätsel der Sphinx
    (EURIPIDES)

    „Also, wie gesagt“, nimmt Giggerle anschließend seinen Bericht wieder auf, „wir kamen zu einem sehr hübschen Restaurant, mitten im Grünen, wo man im Freien sitzen und beim Essen die Palmen und blühenden Sträucher betrachten konnte; oder, und das war auch hochinteressant zum Zuschauen und fand vor allem bei unseren Fotografen großen Anklang, in der Nähe der Tische entdeckten wir einen gemauerten Backofen mit einem lustigen Feuerchen im Innern, und davor hockte ein Weiblein in einer Art Galabeja, formte aus Teig dünne, kreisrunde Fladen und buk diese in dem Backofen zu köstlichen und herrlich knusprigen Fladenbroten, die man ihr, ofenfrisch und brennheiß, entreißen und sich als Vorspeise einverleiben konnte; aber eigentlich sind sie dafür gedacht, daß man während des Essens mit den nackten Fingern davon einzelne Bissen abbricht und mit diesen die köstlichen Saucen und so weiter auftunkt. Was uns da serviert wurde, schmeckte nämlich wirklich hervorragend; ich muß euch sagen, von der ägyptischen Küche war ich höchst angenehm überrascht. Ihr kennt mich ja: ich bin sonst eher von der Sorte 'Was der Bauer nicht kennt ...' und so weiter.
    Was mir in diesem Fall das Essen aber noch zusätzlich - ich will nicht sagen: versüßte, denn das wäre von der Geschmacksrichtung her unzutreffend; sagen wir lieber: zusätzlich zu einem höchst erfreulichen Ereignis machte, das war der Umstand, daß für mich ein Platz reserviert wurde. Das ist nämlich keineswegs selbstverständlich; meistens hat man als Reiseleiter noch so lang zu tun, daß man erst als allerletzter Gelegenheit hat, sich um einen Platz umzuschauen; und dann findet man in der Regel alle angenehmeren Plätze schon besetzt und darf mit einem Platz neben Giftzwergen, alten Tratschen und anderen Langweilern vorlieb nehmen. Na, und wer hat mir diesmal einen Platz neben sich reserviert? Dreimal dürft ihr raten: die liebe Lydia natürlich. Und zwischen ihr und Babsi durfte Götzi sitzen. Na, der strahlte vielleicht! Übrigens hatte Lydia nicht nur für mich reserviert, sondern gleichzeitig auch für Myriam, so daß ich also zwischen Lydia und Myriam zu sitzen kam. Und so war's letztlich doch keine ganz ideale Lösung, denn erstens war so, in der Gruppe, natürlich überhaupt kein persönliches Gespräch möglich, worunter auch Götzi auf die Dauer sichtlich litt, und zweitens war Myriam äußerst wortkarg. Deshalb traute sich auch fast keiner, sie nach dem eben erlebten Vorfall von Memphis zu befragen; nur eine der älteren Damen - die traute sich und fragte ganz ungeniert, ob das ein Verehrer gewesen sei. Aber Myriam lächelte sie nur vielsagend an und hüllte sich weiterhin in geheimnisvolles Schweigen. Das heißt, mit der Zeit taute sie wenigstens ein bißchen auf und begann harmlose Fragen wie zum Beispiel zum Essen oder zum Wetter und dergleichen zu beantworten.
    Ich selber war eigentlich auch nicht gerade gesprächig. Ich fühlte mich irgendwie unbehaglich und war viel zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt. Andererseits war ich von Lydias Aktion ziemlich gerührt und sagte ihr das auch, und darüber schien wieder sie sich sehr zu freuen; und überhaupt kam mir vor, daß sie mir überdurchschnittlich viel Beachtung schenkte, jedenfalls eindeutig mehr als unserem lieben Götzi, der sich seinerseits immer noch viel zuwenig um die liebe Babsi kümmerte.
    Ansonsten herrschte bei diesem Mittagessen nur Frohsinn und Heiterkeit. Erstens schmeckte es allen wirklich wunderbar, zweitens waren wir ja alle

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