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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Fachleute über sie leider geteilt. Wir dürfen nämlich eines nicht vergessen, daß Herodot und seine ägyptischen Gewährsleute zeitlich von den großen Pyramidenbauern genauso weit entfernt waren, wie wir's von Christus oder Kaiser Augustus sind, nämlich zweitausend Jahre, und man muß damit rechnen, daß schon damals keinerlei schriftliche Dokumente existierten und alle diesbezüglichen Mitteilungen der Priester an Herodot sozusagen auf deren eigenem Mist gewachsen waren.
    Und was lesen wir nun also bei Herodot? Folgendes (und ich begann möglichst wörtlich vorzuübersetzen):
    Als Cheops ihr König war, so berichteten sie, trieb dieser die Dinge in jegliche Schlechtigkeit. Er sperrte nämlich alle Tempel zu und hielt sie zuallererst von den Opferfesten ab, und danach gab er Befehl, daß alle Ägypter für ihn arbeiten müßten. Die einen sollten aus den Steinbrüchen im Arabischen Gebirge die Steine bis zum Nil schleppen, und sobald die Steine auf Schiffen über den Fluß transportiert waren, sollten andere diese übernehmen und zum sogenannten Libyschen Gebirge schleppen. Es arbeiteten aber stets 100.000 Menschen jeweils eine Periode von drei Monaten lang. Zehn Jahre baute das Volk unter größten Strapazen allein an der Straße, auf der sie die Steine schleppten; dieses Bauvorhaben war meines Erachtens nicht viel kleiner als die Pyramide ... An der Pyramide selbst aber baute man zwanzig Jahre. Sie ist quadratisch, und jede Fassade mißt acht Plethren (ein Plethron sind 100 Fuß, also 28,80 Meter, mal 8: sind 230,40 Meter), ist gleich hoch und besteht zum überwiegenden Teil aus poliertem und eingepaßtem Stein; keiner der Steine ist kleiner als 30 Fuß (das sind also 8,64 Meter). Gebaut wurde diese Pyramide folgendermaßen: nach Art von Treppen ... Nachdem sie sie zuerst so gebaut hatten, hoben sie die restlichen Steine mit aus kurzen Holzstangen bestehenden Kränen vom Boden auf die erste Stufe der Treppen, und sobald der Stein auf diese heraufkam, wurde er auf einen zweiten Kran gelegt, der auf der ersten Stufe stand, und von dieser wurde er auf einem weiteren Kran auf die zweite Stufe gezogen. Denn so viele Treppenstufen es gab, so viele Kräne gab es auch, oder sie beförderten auch denselben Kran, der nur ein einziger und leicht zu transportieren war, auf jede Stufe, um den Stein in die Höhe zu hieven. Es sollen nämlich beide Methoden genannt sein, wie sie eben erzählt werden. Fertiggestellt wurde als erstes die Spitze der Pyramide, danach stellten sie die an diese anschließenden Teile fertig, und als letztes stellten sie die untersten Teile nahe dem Erdboden fertig. In der Pyramide ist in ägyptischen Buchstaben angegeben, wieviel für die Arbeiter für Rettich, Zwiebel und Knoblauch aufgewendet wurde; und wenn ich mich recht erinnere an das, was mir der Dolmetsch daraus vorlas, so wurden 1600 Talente Silbers bezahlt. Wenn das stimmt, wieviel muß dann für die Arbeiter sonst noch ausgegeben worden sein für das Eisen, mit dem sie arbeiteten, für Brot und für Kleidung? ... In einen solchen Grad an Schlechtigkeit soll sich Cheops verstiegen haben, daß er aus Geldmangel seine eigene Tochter ins Bordell setzte und ihr auftrug, eine wie große Geldsumme auch immer zu verdienen; diese nannten sie nämlich nicht. Und sie führte den Auftrag ihres Vaters aus. Sie wollte aber auch auf eigene Faust für sich selbst ein Denkmal hinterlassen und bat jeden, der zu ihr hereinkam, ihr einen Stein zu schenken. Und aus diesen Steinen, so erzählten sie, wurde dann die Pyramide erbaut, die als mittlere von den dreien vor der Großen Pyramide steht und an jeder Seite eineinhalb Plethren (das sind 43,20 Meter) mißt. Regiert hat dieser Cheops, so berichteten die Ägypter, 50 Jahre, und als er starb, folgte ihm in der Regierung sein Bruder Chephren nach. Auch dieser hatte denselben Charakter wie der andere und erbaute eine Pyramide. Sie reicht an dessen Ausmaße nicht heran; die habe ich nämlich abgemessen ... Er errichtete sie anschließend an die Große, indem er die erste, unterste Steinschicht aus äthiopischem Stein erbaute (damit ist höchstwahrscheinlich Rosengranit aus Assuan gemeint) und 40 Fuß (das sind 11,52 Meter) hinter der Größe der anderen zurückblieb. Sie stehen beide auf demselben, zirka 100 Fuß (oder 28,80 Meter) hohen Hügel. Regiert hat Chephren, so berichteten sie, 56 Jahre ... Nach diesem, so berichteten sie, regierte Mykerinos, der Sohn des Cheops, Ägypten. Ihm mißfiel die

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