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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Segel und Matten, aus ihnen banden sie sich ganze Boote zusammen. Und so lernten sie denn auch, daß man aus dieser nützlichsten aller ihrer Pflanzen einen Stoff herstellen kann, der feiner und glatter ist als die meisten Gewebe und auf dem es sich wunderbar schreiben, zeichnen und malen läßt.
    Und jetzt griff der Vortragende nach einem Messer und bat seine Zuhörer, genau aufzupassen, was er tun werde. Er köpfte als erstes - nein, nicht den Götzi, um den wär' ja schad gewesen, sondern die Papyruspflanze, das heißt, er schnitt ihren obersten Teil mit dem aus Blütenständen bestehenden Schopf ab. Den restlichen Stengel schnitt er darauf der Länge nach in dünne Streifen und legte eine Reihe dieser Streifen so nebeneinander, daß ihre Fasern von oben nach unten liefen, und eine zweite Reihe kreuzweis darüber. Dann band er sich ein Tuch um die Hand und klopfte so lange auf die Papyrusfasern, bis die beiden Schichten fest zusammenklebten. Damit war das Papyrusblatt an und für sich fertig; es müßte nur noch an der Sonne getrocknet werden, und zu stark hervortretende Fasern müßten durch Glätten beseitigt werden.
    Und damit war die Vorführung auch schon wieder zu Ende, und wir wurden eingeladen, die gemalten Kunstwerke auf Papyrus - die Wände waren voll davon - zu bewundern, und sie seien alle käuflich zu erwerben. Na gut, so bewunderten wir halt fleißig, obwohl ich, ehrlich gesagt, viel lieber noch die Myriam bewundert hätte. Und während ich das bei mir noch überlegte, stand sie - o Wunder - auf einmal höchstpersönlich neben mir! Und ich wollte gerade damit anfangen, wie sehr mich das freue, und so weiter, aber sie kam mir zuvor und sagte, ich solle mir ein schönes Bild aussuchen, das sei ein Geschenk des Hauses. Na, ich konnte mich gerade noch rechtzeitig zurückhalten, ihr nicht um den Hals zu fallen, und sobald ich mich von meiner Gefühlsbewegung halbwegs erholt hatte, fiel mir als zweitbeste Lösung ein, sie zu bitten, an meiner Seite zu bleiben und mich beim Aussuchen zu beraten. Und juhu! Sie blieb an meiner Seite und beriet mich, zwar ganz sachlich, aber das machte gar nichts, oder jedenfalls nicht viel, und ich sagte kein einziges Mal, daß ich sie viel, viel mehr bewunderte als alle diese Papyrusbilder zusammen, sondern hörte ihr ehrfürchtig zu und genoß die Aufmerksamkeit, die sie mir entgegenbrachte, und suchte schließlich genau das Bild aus, das sie mir am meisten empfahl - es zeigt eine Versammlung sitzender schwarzhaariger altägyptischer Schönheiten mit typischem Pharaonenprofil, die sich gegenseitig an Lotosblüten riechen lassen, und vor ihnen steht eine sehr leichtgekleidete Dienerin - also, um ganz genau zu sein, trägt sie nichts anderes als ein Haarband, ein Tuch rund um die Schulter, Armspangen und ein extrem schmales weißes Höschen, das auffallend von der braunen Haut absticht - die Reproduktion eines sehr bekannten Wandgemäldes aus einer der Grabanlagen der Totenstadt von Theben, wie mir Myriam erklärte. Aber wer weiß - vielleicht hat sie mir's nur deshalb so empfohlen, weil ihr nicht entgangen ist, mit welchem Wohlgefallen ich diese Grazien betrachtete? Wenn ihr zu mir kommt, zeig' ich sie euch.
    Als wir das Papyrusinstitut wieder verließen, um in den Bus einzusteigen, war's inzwischen schon finster geworden und der uns nun schon gewohnte allabendliche Ramadanrummel voll ausgebrochen. Jetzt ging's natürlich geradewegs ins Hotel zurück, und ich erinnerte meine Leute daran, daß das jetzt unsere letzte Nacht in diesem Hotel sei und wir am nächsten Morgen Kairo verlassen würden; morgen beginne unsere Busreise in den Süden, nach Oberägypten. Also: eventuelle Schulden bezahlen, Koffer packen, nichts vergessen und morgen früh die Koffer vor die Zimmertür stellen, damit sie zum Bus gebracht und in diesem verstaut werden können, ja? Von Myriam müßten wir uns inzwischen leider verabschieden, aber nur für diese eine Nacht, die sie zu Hause verbringen werde; sie wohne ja in Kairo. Aber morgen werde sie wieder bei uns sein und uns ebenso wie Machmut nach Oberägypten begleiten, und wir haben inzwischen ja beide ins Herz geschlossen, nicht wahr? Und als Antwort gab's rauschenden Applaus, und Myriam wurde richtig rot, stand auf, lächelte eine Zeitlang mit einem Ausdruck von Rührung auf ihrem Pharaonengesicht, griff dann nach dem Mikrophon in meiner Hand, wobei sich meine Finger und ihre Finger - nicht ganz unbeabsichtigt, muß ich zugeben - ein wenig in die

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