Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
meinst! Aber nehmen wir einmal an, sie ließe sich mit ihm wirklich nicht ein, sie könnte das über sich bringen: denkst du, die anderen würden ihr das glauben? O nein, sie hätte ihre Ehre genauso verloren, wie wenn sie sich mit ihm eingelassen hätte, und hätte die Liebe nicht einmal genießen können!'
    Sie sah mich aufmerksam und, so kam mir vor, irgendwie schwermütig an, während ich auf ihr letztes Argument überhaupt nichts zu sagen wußte. Aber dann mußte ich plötzlich an den schwarzlockigen Jüngling von Memphis denken und sagte: 'Und der junge Mann, der dir in Memphis die Blumen überreicht hat - was ist mit dem? Der bewundert dich doch offensichtlich auch! Bringt dich der nicht in Gefahr, die Ehre zu verlieren?'
    Da wurde sie auf einmal rot bis über die Ohren und murmelte kaum hörbar: 'Ach der! Der verfolgt mich schon über ein Jahr mit glühenden Liebesschwüren und Heiratsversprechungen! Aber damit will er mich wahrscheinlich nur herumkriegen! Würde ich seinen Versprechungen Glauben schenken und mich mit ihm einlassen, so würde ich in der Falle sitzen, denn er würde mich nun gerade nicht heiraten, und, jawohl, ich wäre für mein ganzes Leben entehrt, und er würde sich zu neuen Eroberungen aufmachen! Darum muß ich ihm möglichst abweisend begegnen.'
    Da mußte ich schmunzeln und erwiderte: 'Ja, das kann man sagen! Ihm möglichst abweisend begegnen - das ist zutreffend formuliert, das kann ich bestätigen! Irgendwie hat er mir fast leid getan, wie ich ihm so zugeschaut habe. Wohnt er in dem kleinen Dorf, das wir dort gesehen haben?'
    'O nein. Erinnerst du dich an die kleine Stadt, die wir gegenüber der Stufenpyramide auf der anderen Seite des Tales gesehen haben? Die mit den qualmenden Schloten, die du so beklagt hast?'
    'O ja! Wie hieß sie schnell?'
    'Heluan.'
    'Ach ja - Heluan, berühmter Kurort, nicht?'
    'Ja. In Heluan wohnt er und hat sich angewöhnt, mir in Memphis aufzulauern, wenn ich das so nennen darf. Ich möchte gern wissen, wie er es immer herauskriegt, wann ich mit einer Touristengruppe nach Memphis komme.'
    'Hat er denn immer so viel Zeit, auf dich zu warten?'
    'Er ist arbeitslos.'
    'Ach so.'
    'Und darum war ich vorher auf dem Kamel mit dir schon so nervös gewesen, weil ich ständig daran denken mußte, daß er jetzt wahrscheinlich wieder auf mich warten wird! Sonst wäre ich bestimmt nicht so ungnädig zu dir gewesen.'
    'Ach, das ist doch nicht weiter schlimm!'
    'Und du bist so lieb und nimmst mir das nicht einmal übel!'
    'Ich hab' ja gespürt, daß du nervös warst! Sicher gefällt er dir eigentlich sehr!'
    'Ach ...', rief sie aus und hob dabei mit einer ihrer unnachahmlichen Gesten die Hände, wurde von neuem rot und verstummte sofort wieder. Dann wandte sie sich nach unserem Bus um, blickte auf die Uhr und sagte mit völlig veränderter Stimme: 'Aber ich darf Machmut nicht zu lange warten lassen! Du bist mir also nicht böse?' Zugleich streckte sie mir ihre rechte Hand entgegen und schaute mich mit einem schwer zu deutenden Blick an. Ich gab ihr meine Hand, und sie drückte sie lang und fest, und zugleich fühlte sich ihre Hand unheimlich zart und zerbrechlich an, und ich zerschmolz fast unter ihrem Händedruck. Dann murmelte sie mit tonloser Stimme: 'Gute Nacht, Christian! Bis morgen!', entzog mir blitzartig ihre Hand und rannte beinahe zum Bus zurück; eine solche Eile legte sie dabei an den Tag.
    Ich schaute ihr kurze Zeit kopfschüttelnd und reichlich verdattert nach; dann folgte ich ihr in etwas langsamerem Tempo, um mich auch noch von Machmut zu verabschieden und ihm wieder ein kleines Bakschisch in die Hand zu drücken. Der stand vor dem Bus und plauderte gerade, wie's schien, höchst angeregt - na, und mit wem, glaubt ihr, plauderte er höchst angeregt?“
    „Keine Ahnung!“ brummt Johnny.
    „Mit Salam, dem Schwarm aller Frauen?“ versucht die Henne.
    „M-m! Sondern mit 'meinem' Taxler, wenn ich ihn so nennen darf!“ beantwortet Giggerle seine eigene Frage. „Und was glaubt ihr, wie der mich begrüßte! Mit einer Herzlichkeit, als ob er mit mir zusammen die Schulbank gedrückt hätte! Und Machmut lachte dazu - direkt kindlich, könnte man sagen. Und jetzt kommt's: er wurde schlagartig scheinbar ernst und machte ein höchst geheimnisvolles Gesicht, warf zuerst dem Taxler einen seltsamen Blick zu, schaute dann mir tief in die Augen, zeigte mit beiden Händen auf mich, sperrte seinen Mund auf - und jetzt kapierte ich, was er wollte. Ich schaute rasch, wo

Weitere Kostenlose Bücher