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Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
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Quere kamen, und bedankte sich mit großer Herzlichkeit für unsere Freundlichkeit und Aufmerksamkeit und auch für meine schönen Worte - und dabei warf sie mir einen schwer zu beschreibenden, irgendwie rätselhaften Blick zu - und wünschte uns auch weiterhin eine gute und gedeihliche Zusammenarbeit.

    4. Teil

    Eros, unbesiegt im Kampf,
    der du in des Mädchens zarten Wangen lauerst
    (SOPHOKLES)

    Als ich dann nach dem Aussteigen aus dem Bus der Myriam eine recht gute Nacht wünschen wollte und gerade überlegte, ob ich ihr vielleicht nicht doch wieder irgendwas Nettes sagen solle, da fragte sie mich - und es klang auf einmal überraschend schüchtern, um nicht zu sagen: unsicher - sie fragte mich also, ob ich noch einen Moment Zeit hätte.
    'Oh - für dich immer!' antwortete ich charmant - oder keck, wie man's nimmt.
    Sie lächelte nur ein bißchen, bat mich, mit ihr ein paar Schritte zur Seite zu gehen, wo wir ungestört seien, und fuhr unbeeindruckt fort: 'Nur kurz! Ich will ja Machmut nicht unnötig warten lassen. Der ist nämlich so nett und bringt mich in die Nähe meiner Wohnung.'
    Sie verstummte wieder und betrachtete eine Zeitlang intensiv ihre Schuhspitzen - oder meine? Vielleicht doch meine; denn plötzlich fuhr sie mit ihren Augen über die ganze Länge meines Körpers von den Füßen bis zu den Augen herauf, und bei denen machte sie halt, und nachdem sie mir lang genug in die Augen geschaut hatte, begann sie mit der gleichen Stimme wie zuvor: 'Ich habe dich heute beleidigt, nicht wahr?'
    'Du mich beleidigt?' erwiderte ich überrascht, fast erschrocken. 'Nein, du hast mich doch nicht beleidigt!'
    'O doch, ich habe dich beleidigt! Ich habe es dir ja angesehen. Kannst du mir verzeihen?'
    'Aber du hast mich wirklich nicht ...'
    'Es tut mir aufrichtig leid. Zu dem Zeitpunkt glaubte ich noch, du seist wie alle anderen Männer und wollest mich nur ... Aber in der Zwischenzeit habe ich gemerkt, daß du gar keine bösen Absicht hast.'
    'Böse Absichten?' Ich war jetzt echt konsterniert. 'Meinst du, weil ich gesagt habe, daß ich dich bewundere?'
    'Du hast mir Schmeicheleien gesagt und versucht, mit mir anzubandeln, wie man auf deutsch sagt. Aber das ist völlig ausgeschlossen.'
    'Mir dir anzubandeln? Ja, wieso denn? Findest du mich so abstoßend?'
    'Ich finde dich überhaupt nicht abstoßend! Sonst hätte ich dich nicht aufgefordert, dich zu mir auf den Reiseleitersitz zu setzen. Nein, das hat nichts mit dir zu tun. Sondern ich möchte mich einfach nicht unnötigen Gefahren aussetzen. Verstehst du mich?'
    'Welchen Gefahren denn? Nein, ich versteh' dich überhaupt nicht!'
    'Nun, du kannst mich wahrscheinlich nicht verstehen, weil du ja zum ersten Mal in Ägypten bist. Bei uns ist es für ein Mädchen sehr gefährlich, mit einem Mann ... wie sagt man da? ... sich mit einem Mann einzulassen.'
    'Einlassen! Ich wollte dir ja nur ...'
    'Nur? Und was ist, wenn du mir zu gefallen beginnst?'
    Da ich sie jetzt nur entgeistert anstarrte, fuhr sie nach einiger Zeit mit leiserer Stimme als bisher fort: 'Glaubst du, ich sei aus Eisen? Glaubst du, ich könne unbeeindruckt bleiben, wenn ein Mann mich bewundert, mir Schmeicheleien sagt und mit mir anbandelt, noch dazu einer, der mir selbst ... der mir selbst nicht völlig unsympathisch ist?' Und da ich weiterhin völlig sprachlos war, sagte sie schließlich: 'Weißt du, was mir aufgefallen ist? Daß die eine junge Dame - ich weiß ihren Namen noch nicht - sehr gern in deiner Nähe ist und sehr gern mit dir spricht - du weißt schon, welche ich meine. Warum bandelst du nicht mit ihr an? Ich bin überzeugt, daß sie das sehr begrüßen würde.'
    'So?' Das war alles, was ich zunächst herausbrachte. Dann schluckte ich und sagte: 'Aber wieso denn gefährlich?'
    'Wieso es bei uns für ein Mädchen gefährlich ist, sich mit einem Mann einzulassen? Weil sie dadurch ihre eigene Ehre verliert und die Ehre ihrer Familie zerstört.'
    'Was? Wirklich? Du meinst, sie findet dann keinen Ehemann mehr?'
    'Ja, und möglicherweise noch Schlimmeres.`
    'Und was ist, wenn der Mann, mit dem sie sich eingelassen hat, sie heiratet?'
    'Das wäre der einzige Ausweg aus der Misere. Aber es ist sehr unwahrscheinlich.'
    'Wieso?'
    'Wieso? Weil er sie höchstwahrscheinlich verachten wird.'
    'So? Na sowas! Das versteh' ich nicht ... Aber wenn sie sich mit ihm gar nicht einläßt, wie du das nennst, und er mit ihr nur ein bißchen flirten möchte, weil er sie eben bewundert?'
    'Ah - ich weiß schon, was du

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