Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Geliebte Myriam, geliebte Lydia

Titel: Geliebte Myriam, geliebte Lydia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Plepelits
Vom Netzwerk:
Myriam war - aha, sie war schon längst eingestiegen und betrachtete geistesabwesend irgendwas in weiter Ferne; hierauf schaute ich schmunzelnd Machmut an und achtete auf seinen Mund, dann riefen wir im Chor: 'Ana ... bádrab ... áschara!' und erstickten beide fast vor Lachen, und der Taxler schlug sich auf die Schenkel und wieherte laut, und dann zeigte er mit der einen Hand auf Machmut und mit der anderen auf mich, und dann schrien wir alle drei im Chor noch einmal: 'Ana ... bádrab ... áschara!', und wir machten vor Lachen beinahe in die Hose.
    Als sich dann Machmut, immer noch lachend, anschickte, sich von uns zu verabschieden und einzusteigen, drückte ich ihm noch rasch das erwähnte Bakschisch in die Hand: ein Packerl Zigaretten und ein Feuerzeug. Daraufhin fiel er mir wieder um den Hals und busselte mich ab, daß mir Hören und Sehen verging, schüttelte mir zusätzlich noch kräftig die Hand, stieg ein, sagte irgendwas zu Myriam, klemmte sich, immer noch lachend, hinters Lenkrad und kurvte unter heftigem Winken davon. Und Myriam? Die lachte zwar nicht und winkte auch nicht heftig, aber sie winkte, und zwar winkte sie mir mit einer unglaublich zarten, um nicht zu sagen: zärtlichen, Grazie zu, und während ich zurückwinkte, fühlte ich mich gleichzeitig irgendwie deprimiert und euphorisch.
    So entschwand Myriam meinen Blicken, und nachdem ich ihr lang genug gedankenverloren nachgestarrt hatte, wandte ich mich um - und wer stand da hinter mir und grinste übers ganze Gesicht? Na, mein Taxler, wer sonst? Ich hatte ihn aber wirklich total vergessen! Und während ich ihn einigermaßen verblüfft anglotzte, mußte ich plötzlich an unsere wilde Fahrt zur Schwester Sara vorgestern denken - Kinder, wie die Zeit vergeht! - und an seine witzigen Einlagen mit 'habíbi' und 'áschara - ten'. Da fiel mir auf, daß das Wort 'áschara' ja auch in Machmuts lustigem Sprüchlein vorkommt, und ich dachte daran, daß der Taxler ja ein paar Worte Englisch kann, und hatte eine Idee. Ich redete ihn an und sagte nach einigen einleitenden Bemerkungen: 'What does that mean: ána bádrab áschara?'
    Der Erfolg meiner Frage war zunächst ein erneuter Lachanfall, verbunden mit mehrfachem, fast zwanghaft wirkendem Schulterklopfen; sodann wiederholte er das Sprüchlein mehrere Male, und ich begann schon zu vermuten, daß es sich vielleicht um einen Zauberspruch oder sowas Ähnliches handeln müsse. Aber dann schaute er mir intensiv in die Augen, so daß ich merkte, ah, jetzt kommt's, und ich paßte genau auf, und er sagte: 'Ana - I, ána bádrab - I am knocking, ána bádrab áschara - I am knocking ten.'
    Ich klopfe zehn? Was in drei Teufels Namen soll das heißen? Ich versuchte ihm klarzumachen, daß ich das beim besten Willen nicht kapiere. Da brach er von neuem in fröhliches Lachen aus und machte nun eine Geste, die mir bei ihm schon bestens bekannt war: er klopfte sich ein paarmal zwischen die Beine, also auf den Körperteil, den man gern etwas verschämt 'den Schritt' nennt, und wiederholte seine Übersetzung: 'I am knocking ten.' Und jetzt begann mir ein Licht aufzugehen, und ich fragte zur Bestätigung: 'Habíbi?' Und er antwortete unter wieherndem Gelächter: 'Yes, yes! Habíbi! I am knocking habíbi ten - all night!'
    Aha! Das war also ein sogenanntes Aha-Erlebnis, nicht? Und nun wurde mir auch klar, warum Myriam, die ja schon nervös genug gewesen sein muß, heute so überempfindlich reagierte, als ich ihr dieses Sprüchlein vorsagte und sie bat, es mir zu erklären. Ich dankte dem Taxler herzlich und verabschiedete mich von ihm ebenso herzlich, und er bedauerte es heftig, als er hörte, daß wir gleich am nächsten Morgen Kairo Richtung Oberägypten verlassen würden.
    Hierauf beeilte ich mich, endlich ins Zimmer zu kommen, und ich hatte auch einen höchst triftigen Grund, mich zu beeilen. Naja. Der gute Götzi hatte schon fast angefangen, sich Sorgen zu mich zu machen, und wirkte direkt getröstet, als ich bei ihm auftauchte. Er schien irgendwas auf dem Herzen zu haben, aber ich hatte jetzt natürlich keine Zeit, mir seine Sorgen oder sein Anliegen anzuhören, zumal mir plötzlich einfiel, daß ich mich ja auch noch um den Giftzwerg und seine Alte kümmern muß. Also erledigte ich nur das Allernotwendigste, ließ den Götzi mit seinen Sorgen, oder was immer es war, allein und sauste ans Krankenlager meiner Giftzwerglein. Na, und ging's ihnen schon besser? I wo! Der Pharao hatte seine Rache offenbar noch lange nicht

Weitere Kostenlose Bücher