Geliebte Nanny
Schnuller ins Maul zu stecken. Im Übrigen hat er sich, meiner Haarpracht gegenüber, die ganze Zeit wenig beeindruckt gezeigt.
Wie jeden Morgen komme ich meinen Pflichten als Nanny nach. Doch heute Morgen habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Was, wenn ich Klodia begegne? Wie soll ich mich ihr gegenüber verhalten? Und wie verhält sie sich mir gegenüber?
Ich helfe Pauline beim Anziehen und Zähneputzen und übe mit ihr Schleifenbinden, an ihren neuen Turnschuhen. Danach wechsele ich Gerald die Windel. Puh . Als ich den vollen Windeleimer zur Mülltonne in den Hinterhof bringe, schaue ich mich nach Klodias Auto um. Ihr kleiner schwarzer Flitzer ist nirgends zu sehen. Sie scheint nicht daheim zu sein. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Sie wird doch wohl nicht auf dem Weg nach München sein, um ihren Gatten dort persönlich abzuholen. Ich würde es ihr glatt zutrauen.
Beim Frühstück bestätigt mir Howard , dass die »gnädige Frau« bereits in den Morgenstunden das Haus verlassen habe. Mit ihrer Rückkehr sei bis zum späten Nachmittag nicht zu rechnen. Soll mir nur Recht sein.
Howard schenkt mir Kaffee ein und stellt ein zweites Gedeck auf den Tisch. Dann füllt er auch die zweite Tasse mit Kaffee.
Einen Augenblick später höre ich Schritte und nehme einen betörenden Herrenduft wahr.
»Einen schönen guten Morgen«, wünscht David, als er sich an den Esstisch setzt. Er zieht Pauline neckisch am Pferdeschwanz und drückt Gerald einen Kuss auf die Backe.
»Guten Morgen, Herr von Degenhausen«, begrüßt der Butler David förmlich und reicht ihm einen Zettel. »Das Fax ist gerade für Sie gekommen. Es ist von Ihrem werten Schwager, dem gnädigen Herrn.«
Ich finde, jetzt übertreibt Howard es aber ein bisschen mit seiner Etikette. Wir sind doch nicht bei Hofe. Im Gegensatz zu Howard gebärdet sich David alles andere als höflich.
»Jepp, lassen Se mal sehen!« Mit diesen Worten rupft er dem Butler das Fax aus der Hand. Er fliegt mit den Augen kurz darüber hinweg und legt es neben seinen Frühstücksteller.
»Arndt ist in München geblieben«, sagt er, während er Milch und zwei Löffel Zucker in seinen Kaffee gibt; Sören würde ihn deswegen ein Weichei nennen.
»Bis er zurückkommt, soll ich die Stellung halten in der Firma.«
»Aha, und wann wird das sein?«
»Gute Frage.« David kratzt sich am Kinn.
»Ich schätze, erst wenn deine Schwester Arndt beweist, dass sie eine vorbildliche Mutter geworden ist«, erwäge ich.
»Oh, das kann dauern. Es wartet also viel Arbeit auf mich in der Firma.« Er kneift die Lippen aufeinander. Dann trinkt er einen Schluck Kaffee und gibt noch einen vollen Löffel Zucker hinein. Da kommt mir Klodias ungewohnte nächtliche Aktion wieder in den Sinn.
»Vielleicht sind Hopfen und Malz bei Klodia doch noch nicht verloren.«
»Wie kommst du darauf, Mel?« Er blickt mir tief in die Augen.
Ich trinke meinen Kaffee aus und beginne, ihm die ganze Geschichte inklusive meines Wutanfalls in Klodias Büro zu berichten. David staunt nicht schlecht.
»Also, das hätte ich dir gar nicht zugetraut. Klodia ist keine Person, der man so mir nichts dir nichts die Meinung pfeifen kann. Ich persönlich habe mich noch nie richtig mit ihr angelegt. Arndt übrigens auch nicht. An deiner Stelle, würde ich ihr die nächsten paar Tage aus dem Weg gehen.«
Das sind ja tolle Aussichten.
»Zum Glück habe ich dieses Wochenende frei. Aber wer kümmert sich in der Zeit um die Kinder?«
»Vielleicht hat deine Moralpredigt ja doch gefruchtet und sie nimmt sich selbst Zeit für die Beiden.«
»Das hoffe ich wirklich sehr!« , sage ich inständig.
»Noch Kaffee, Fräulein Yildiz?« Howard steht stramm vor mir und schwenkt die Kanne vor meiner Nase herum. Ach so, das bin ja ich, das Fräulein Yildiz.
»Gern«, äußere ich kopfnickend. Und schon füllt sich meine Tasse.
»Übrigens, hast du dir schon einen Film für heute Abend ausgesucht Melek?«
Ach du je. Seine Einladung ins Kino! Die hätte ich beinahe vergessen. Melek Yildiz hat ein Date mit David von Degenhausen. Kaum zu fassen!
***
Endlich, Gerald und Pauline schlafen. David hat mir dabei geholfen, die beiden ins Bett zu bringen und Pauline hat solange gebettelt, bis er schließlich nachgab und ihr eine Geschichte vorlas. Dieser hartnäckige Charakter, wird Pauline später einmal gute Erfolgschancen auf eine Führungsposition bescheren.
Nachdem ich meine Tasche für mein freies
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