Geliebte Nanny
Melek.«
»Och…, ja...« Was soll ich sonst sagen? Schön war es weiß Gott nicht. Gerald nuckelt schläfrig an seinem Schnuller.
»Ich glaube, es ist Zeit für Geralds Mittagsschlaf. Ich bringe ihn besser ins Bett«, sage ich zu Klodia. »Und dann würde ich gerne meine Sachen auspacken, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Gut«, stimmt sie zu, und ich setze den Buggy in Bewegung.
»Nicht, dass sie fünf Mal am Tag beten muss…«, höre ich Arndt seiner Frau zuraunen, als ich gerade um die Ecke biege. Ich bleibe automatisch stehen und spitze die Ohren.
» … das wäre wirklich sehr unangebracht… Die Zeit ziehst du ihr doch sicher vom Lohn ab, oder Claudia?«
»Nein, sie betet mit Sicherheit nicht«, antwortet Claudia mit felsenfester Stimme. Sie muss es ja schließlich wissen.
»Woher willst du das wissen? Möglicherweise macht sie’s ja heimlich. Wer weiß, vielleicht animiert sie ja sogar unsere Kinder dazu mitzubeten. Ich meine…, wie die aussieht. So gläubig! Muss das Kopftuch unbedingt sein?«
»Jetzt hör endlich auf, Arndt«, knurrt Klodia. »Ich habe meine Entscheidung getroffen. Sie ist das neue Kindermädchen. Basta!«
»Claudia, ganz ehrlich..., eine muslimische Nanny einzustellen, ist ja wohl das Dümmste, was du je gemacht hast. Immerhin zieht sie sozusagen unsere Kinder groß, was eigentlich deine Aufgabe ist.«
»Ach gib’s doch zu, du hättest an jedem Kindermädchen, das nicht jung, langbeinig und blond ist, was auszusetzen«, stänkert Claudia. »Ich bin nicht blöd, mein Lieber. Und seit wann hast du eigentlich so viele Vorurteile?«
Ich höre, wie die beiden sich in Bewegung setzen. Eilig hebe ich Gerald aus dem Wagen und verschwinde mit ihm im Haus. Howard öffnet mir zuvorkommenderweise die Tür. Wenigstens einer, der mir heute wohlwollend entgegenkommt, aber dafür wird er ja bezahlt. Also zählt das nicht.
Nachdem ich eine gefühlte halbe Stunde im oberen Stockwerk umhergeirrt bin, um Geralds Zimmer zu finden, lege ich den Kleinen ins Bett. Er schläft sofort ein.
Ich begebe mich in meine Luxussuite. Der erste, wirklich erfreuliche Moment an diesem grauenhaften Vormittag.
Es ist total paradox, nun wohne ich komfortabel, wie eine Prinzessin und werde gleichzeitig behandelt wie jemand, der eine ansteckende Krankheit hat.
»Ich werde dafür sorgen, dass diese feindselige Meute mich so akzeptiert, wie ich bin. Inklusive Kopftuch und Strickmantel. «
Ich habe meine Sachen im begehbaren Kleiderschrank meines Zimmers untergebracht. Das Ding ist ja beinahe so groß wie meine gesamte Drei - Zimmer - Wohnung. Hach ja, ich glaube jedes Mädchen wünscht sich einen begehbaren Kleiderschrank. Ätsch! Ich habe jetzt einen.
Nur wozu eigentlich? Um die – ursprünglich für die Altkleidersammlung vorgesehenen – geschmacklosen Klamotten von Yasis Cousine dort zu deponieren. Eine Schande.
Nachdem ich alle Sachen ausgepackt habe, schaue ich mich in Ruhe um. Die Einrichtung ist einfach umwerfend. Dieses Zimmer ist ein Traum. Man könnte glatt annehmen, jeden Augenblick stiefelte ein Fotografenteam herein, um es für die neuste Ausgabe von Schöner Wohnen abzulichten. Der Fußboden ist aus Mahagoni - Parkett. Die edlen Möbel waren bestimmt teurer als die gesamte Wohnungseinrichtung meiner Eltern (in den letzten zwanzig Jahren).
Es gibt sogar eine lauschige Sitzecke mit cappuccinofarbener Sitzgarnitur aus Leder. An einer Wand hängt ein Flachbildfernseher, der es größentechnisch beinahe mit einer Kinoleinwand aufnehmen könnte. Überall sind die Lautsprecher des dazugehörigen Dolby-Surround-Systems installiert und so ein neumodisches Gerät, das sich Blu - ray - Player nennt und unzählige Sonderfunktionen besitzt, fehlt natürlich auch nicht. Außerdem gibt es noch eine hochmoderne Stereoanlage (falls man die Dinger heutzutage überhaupt noch so nennt). Dieses Zimmer ist der reinste High - Tech - Palast. Mal sehen, eventuell kann Sören seinen popeligen DVD - Player ja doch zurück haben.
Ich liebe mein neues Zimmer, vor allem das Kingsize - Himmelbett. Am liebsten möchte ich es gar nicht mehr verlassen. Aber auch das angrenzende Bad mit den weißen Marmorfliesen ist nicht zu verachten. Wer hat schon eine Badewanne mit Whirpoolfunktion, Massagedüsen, Multifunktionsduschkopf und Unterwasserbeleuchtung? Und alles ist blitzsauber und nur vom Feinsten.
Ich werfe einen kurzen Blick auf die Uhr. Es ist kurz nach 12.
Gleich muss ich Pauline vom
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