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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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Windel und bringe ihn anschließend ins Esszimmer. Zu meiner Überraschung hat Howard auch ein Gedeck für mich aufgetragen. Ich muss zugeben, meine Erwartung entsprach eher einem personalüblichen, restlos ungemütlichen Platz in der hintersten Ecke der Küche, bei trocken Brot und Haferschleim. Stattdessen gibt es an der geschmackvoll gedeckten Tafel Spargelcremesuppe als Vorspeise. Dann geschmorte Poulardenbrust in Orangen - Honigsoße mit Ofenkartoffeln und Wildkräutersalat mit Baguette.
     Ich habe ordentlich zugelangt und bin proppenvoll. Dabei gibt es zum Nachtisch noch Mousse au Chocolat, die ich mir ungern entgehen lassen würde. Unwillkürlich drängt sich mir der triebhafte Gedanke auf, mich unbedingt aufzuraffen und mehr Sport zu treiben oder anzufangen Geld zu sparen. Für eine Fettabsaugung. Bleibt zu hoffen, dieses außerordentlich üppige Vier - Gänge - Menü war nur eine einmalige Ausnahme. Sozusagen ein Willkommensessen für mich.
    Ich füttere Gerald. Paulines Tischmanieren lassen zu wünschen übrig. Entweder sitzt sie wie ein nasser Sack am Esstisch, oder sie zappelt unentwegt herum. Einmal landet sogar eine Kartoffel auf dem gewienerten Parkettboden. Mein beklommener Blick, angesichts Paulines Disziplinlosigkeit, wandert unmerklich zu Klodia herüber. Doch die Eltern sind simultan in geschäftliche Handytelefonate vertieft und haben nichts von alldem mitbekommen. Sie erwecken praktisch den Eindruck, als gehörten sie gar nicht dazu. Irgendwann zwischen Hauptgang und Dessert kehrt Klodia, quasi aus ihrer Parallelwelt, zurück an den Esstisch und sagt zu mir: »Ich werde den ganzen Nachmittag im Spa verbringen und danach habe ich noch einige wichtige Dinge zu erledigen. Bringen Sie die Kinder pünktlich ins Bett, Sie brauchen nicht auf mich zu warten. Ich werde es nicht vor halb zehn schaffen.« Sie klingt nicht so, als würde sie es sonderlich bedauern, ihren Kindern heute Abend nicht »Gute Nacht« sagen zu können.
     »Und ich bin bis zehn im Büro. Wichtige Besprechung«, äußert Arndt beiläufig, ohne mich dabei anzusehen.
    Pauline senkt den Kopf und schiebt ihre Unterlippe so weit vor, wie es nur geht. Sie wirkt enttäuscht, und ich habe diese Ahnung, dass ich die Einzige an diesem Tisch bin, der es auffällt.
    Gerald wird allmählich unruhig in seinem Hochstuhl. Ich versuche, ihm noch einen Löffel Mousse au Chocolat in den Mund zu schieben, doch er spuckt mir alles in hohem Bogen entgegen. Braune Schokoflecken spicken meine Tunika und das Kopftuch. Pauline fängt an zu kichern.
     »Sie können Ihre schmutzige Wäsche in den Wäschekeller bringen. Dort wird sie gewaschen und gebügelt«, klärt Howard mich auf, der gerade die leeren Teller abräumt. Also, der Service hier ist einfach phänomenal.
    Mit Gerald auf dem Arm verlasse ich das Esszimmer. Pauline bummelt hinter mir her.
     »Ich muss gleich zur Reitstunde«, eröffnet sie mir.
     »Ich weiß, aber wir haben noch ein bisschen Zeit.«
     »Was? Kommst du etwa mit?«, fragt sie schrill.
    Da ich das stark annehme, da beide Elternteile anderweitig beschäftigt sind und der Butler sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch nicht zur Reitstunde begleitet, nicke ich bejahend mit dem Kopf.
    Pauline verschränkt die Arme vor der Brust und zieht eine Schnute.
     »Ich wollte Mama und Papa doch zeigen, wie gut ich galoppieren kann.« Ihre Enttäuschung spiegelt sich in ihren glasigen Augen wider.
     »Dann zeig mir doch einfach wie toll du galoppierst, okay«, versuche ich sie aufzumuntern.
    Sie holt tief Luft und will, wie mir scheint, gehörig Protest dagegen einlegen, doch dann überlegt sie es sich offenbar anders, denn auf einmal nimmt ihr schmales Gesichtchen diesen Besser -die- als - gar - keiner - Ausdruck an.
     »Okay«, leiert sie. »Aber nur ausnahmsweise«.
     »Einverstanden. Und weißt du was, Gerald kommt auch mit, was sagst du dazu?«, versuche ich sie noch weiter zu erheitern.
    Ich meine, einen Funken Optimismus bei ihr aufkeimen zu sehen.
     »Ich ziehe schnell meine Reitsachen an!«, ruft sie und eilt den Flur entlang zu ihrem Zimmer.
    Ich begebe mich mit Gerald in meine Suite, stelle ihn auf dem Boden ab und gehe schnurstracks ins Bad, wo ich das Kopftuch entferne, unter dem man ohne Weiteres einen Schmorbraten hätte zubereiten können. Ich schüttele meine Haare. Ist das ein wunderbares, befreiendes Gefühl!
    Es ist doch wirklich bescheuert. Jeden Sommer jammert man über das miese Wetter, das es einem nicht vergönnt,

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