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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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haben sich zu Besuch angemeldet und Paulines strahlende Freude darüber ist mir nicht entgangen. Das erleichtert mich ungemein.
     Am Abend vor meiner Abreise sitze ich bei Pauline am Bett und lese ihr vor. Sie kuschelt sich dicht an mich und schläft dabei fast ein.
    Ich lege das Buch zur Seite und sage – wie jeden Abend: »Gute Nacht Süße.« Doch auf einmal klammert Pauline sich ganz fest an meinen Arm.
     »Du kommst doch wieder Mel, oder?«, fragt sie mich mit sorgenvollem Ausdruck im Gesicht.
     »Aber sicher komme ich wieder. Schon am Montagmorgen, bevor du wach wirst!«, versichere ich ihr und drücke sie.
     »Schwör’ es! Und versprich mir, dass du niiie weggehst. Du sollst immer bei uns bleiben!«
    Sie schlingt ihre Arme um meinen Oberkörper und drückt mir dabei die Luft ab. Ich bin so verblüfft, dass ich im ersten Moment gar nicht weiß wie mir geschieht. Natürlich ist es mir aufgefallen, dass Pauline mich jetzt viel mehr mag, als am Anfang. Aber dass sie sooo sehr an mir hängt, habe ich nicht erwartet. Und auch Gerald zeigt einige denkwürdige Verhaltensänderungen. Immer seltener streckt er seine flehenden Ärmchen nach Klodia aus, wenn sie in der Nähe ist. Dafür klammert er sich jetzt wie ein Äffchen an mir fest. Neuerdings kann ich nicht einmal mehr alleine auf’s Klo gehen. Lasse ich ihn vor der Tür stehen, brüllt er sofort wie verrückt nach mir. Bei diesem Gedanken wird mein Herz ganz schwer. Wenn ich ehrlich bin, lasse ich die Kleinen nur ungern allein mit einer unfähigen Mutter zurück. Einer Mutter, der Luxusmode, stundenlanges Pilates und exzessive Shoppingtouren auf der Kö wichtiger sind, als ihre wunderbaren und einzigartigen Kinder. Kinder, die allmählich aufhören sie zu lieben und zu bewundern und stattdessen ihre ganze Zuneigung der türkischen Nanny zukommen lassen. In meinen Augen eine bedenkliche Tendenz. Gleichzeitig packt mich ein schlechtes Gewissen, wenngleich ich mir ja eigentlich gar nichts zu Schulden habe kommen lassen. Ich habe Gerald und Pauline schließlich nicht darum gebeten, mich mehr zu mögen als ihre eigene Mutter. Klodia ist doch selbst schuld. Mit ihrem inkompetenten Gehabe zerstört sie das Verhältnis zu ihren Kindern ganz allein. Herrje, ich hoffe, dass es sich bei Oma und Opa Vorschulze um bilderbuchmäßige Großeltern handelt. So wie bei meinen. Am Meisten habe ich meine Oma als Kind dafür geliebt, dass sie meiner Mutter direkt eins auf den Deckel gab, wenn sie (Omas Meinung nach) wieder mal zu streng mit mir war. Der Lieblingssatz meiner Großeltern war übrigens: » Nun lass das Kind doch machen!« Außerdem bekam ich von ihnen alles, was ich mir wünschte. Wirklich ALLES! Einmal brachte ich, nach einem Streichelzoo-Besuch mit Oma und Opa, zum Leidwesen meiner Eltern, ein Dutzend Kaninchen mit nach Hause, das sich binnen einer Woche vervierfacht hatte. Ein anderes Mal, war es eine inkontinente Katze. Angeblich waren meine Eltern ja während meiner Kinder - und Jugendtage allergisch gegen alles und jeden gewesen. Und der obercoole Nachbarsjunge, mit den grüngefärbten Haaren, bei dem meine Mutter vorgeblich besonders heftigen Ausschlag bekam, durfte mich jedes Mal besuchen, wenn meine Eltern außer Haus waren und Omi auf mich aufpasste. »Was deine Mutter nicht weiß, macht sie nicht heiß«, lautete ihre Devise. Das waren wirklich unvergessliche Zeiten!
    Übrigens hat der schrille Nachbarsjunge von damals mittlerweile ein abgeschlossenes Theologiestudium hinter sich und ist, wie ich gehört habe, Gemeindepfarrer von Sankt Kunibert in Grevenbroich. Ich kann mich noch genau an den grenzdebilen Gesichtsausdruck meiner Mutter erinnern, als die Nachbarin uns über diesen erstaunlichen Wandel ihres Sohnes berichtete.
     Ich bin zuversichtlich, dass Arndts Eltern gute Großeltern sind. Arndt ist ein warmherziger Mensch. Zu einem gewissen Prozentsatz hat er das mit Sicherheit der Erziehung seiner Eltern zu verdanken. Und dass er (angeblich) fremdgeht, ist ja beinahe schon wieder verständlich; bei so einem Drachen wie Klodia. Mit der hält es ja kein Mensch aus, egal ob Ehemann, Kind oder Angestellte. Fernerhin kommt mir das Verhältnis zwischen David und seiner Halbschwester auch etwas unterkühlt vor. Diese Frau versteht es wirklich ihre Angehörigen zu vergraulen.
     Nachdem Pauline endlich eingeschlafen ist, hole ich meine Tasche aus meinem Zimmer. Yasemin wartet sicher schon an der Straße auf mich. Sie hat sich freundlicher Weise dazu

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