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Geliebte Nanny

Geliebte Nanny

Titel: Geliebte Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Schlueter
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bereit erklärt, mich abzuholen, da ich bedenken hatte, so spät am Abend ganz allein die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen.
    Ich schließe leise die Tür meines Zimmers und drehe mich um. Im selben Moment sehe ich David den Flur entlang kommen.
     »Hallo...«, sage ich reflexartig, als David mir ins Gesicht sieht. »...und tschüss.« Ich schwinge die Tasche über die Schulter und setze meinen Weg fort.
     »Wo geht’s denn hin?«
    Nanu, er redet mit mir?
     »Nach Hause.«
     »Ah«, macht er. »Zurück zur Familie, nehme ich an.«
     »Ähm...ja, genau. Zu meinen Eltern und den Brüdern!« Dass ich, nachdem mein machomäßiger Ex ausgezogen ist, meine Wohnung kurz entschlossen zur WG umfunktioniert habe und nun mit meiner durchgeknallten besten Freundin zusammen wohne, würde wahrscheinlich eher unglaubhaft auf ihn wirken.
     »Und was machen Sie dann? Ich meine…äh…wenn Sie zu Hause bei ihrer Familie sind?«
    Das ist eine gute Frage. Fieberhaft überlege ich, was ich ihm vorschwindeln könnte. Die Wahrheit kann ich ja wohl kaum sagen; Yasi und ich wollen nämlich morgen Abend ausgehen. In den e.Club . Yasi hat sich noch einmal mit diesem Gorilla, Cengiz, dort verabredet. Anscheinend hat er seinen Entschluss, mit Yasi Schluss zu machen, doch bereut und trauert ihr nun angeblich hinterher. Und die gute Yasi fällt darauf rein. Leider konnte ich sie von dem Vorhaben, Cengiz zu treffen, nicht abhalten. Deshalb habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, sie morgen zu begleiten und sie direkt vor Ort, vor Cengiz’ (höchstwahrscheinlich) heuchlerischen Schmeicheleien zu bewahren. Immerhin kenne ich so ziemlich jeden Trick der Männer, eine Frau rumzukriegen.
     »Ich werde für meine Familie kochen...und mich um meine Neffen kümmern und ein bisschen Handarbeit machen...Sie wissen schon, Kopftücher besticken und so...« schwadroniere ich wie wild drauf los, um Davids Frage zu beantworten.
     »Ah«, macht er wieder und diesmal lächelt er für eine Sekunde.
    Ich spüre, wie sich ein Hauch von Nervosität in mir ausbreitet.
     »Ihre Kopftücher sind wirklich hübsch, haben Sie die alle selbst bestickt?«
    Will er mich jetzt verarschen? Die ganze Zeit über war ich Luft für ihn und auf einmal interessieren ihn meine Kopftücher?
    Und überhaupt ist es höchst verwunderlich, dass David sich plötzlich dazu herablässt mit mir zu reden. Einerseits bringt mich das ja irgendwie in Verzückung, immerhin ist er rein äußerlich gesehen wahnsinnig attraktiv und noch dazu adelig (zumindest zur Hälfte). Andererseits sehe ich überhaupt nicht ein, warum ich ausgerechnet jetzt auf seinen Plauschversuch eingehen sollte. Das Timing ist wirklich unpassend. Yasi kann sehr ungemütlich werden, wenn man sie warten lässt. Ihr türkisches Temperament lässt sich eben nicht leugnen, egal wie sehr sie sich in die deutsche Rolle einfügt.
    Ich beschließe, Yasi keine Minute länger warten zu lassen und setze mich in Bewegung. Soll David es von mir aus ein anderes Mal versuchen, nett zu mir zu sein. Heute kriegt er jedenfalls meine kalte Schulter zu spüren.
     »Wenn Sie möchten zeige ich Ihnen alle meine Kopftücher, wenn ich wieder zurück bin. Ich muss jetzt nämlich los! Meine…äh… Cousine wartet draußen!« Ich schenke ihm ein zuvorkommendes Lächeln und rausche an ihm vorbei.
    Yasi steht mit laufendem Motor und qualmender Zigarette am Straßenrand. Sie schnipst die Kippe weg, als ich ihr entgegenkomme und krakeelt sofort los: »Na, endlich Mel! Ich warte hier seit ‛ner halben Ewigkeit auf dich. Schon mal was von Pünktlichkeit gehört? Ich dachte, ihr Deutschen legt so großen Wert darauf.«
    Wir steigen ein. Sie löst die Handbremse und braust los.
     »Tut mir leid. David hat mich urplötzlich in ein Gespräch verwickelt«, rechtfertige ich mich. Yasi blickt mich erstaunt an.
     »Hast du nicht letztens am Telefon erzählt, du vermutest er habe eine Abneigung gegen dich?« Sie kräuselt die Stirn und kratzt sich verschroben am Kopf.
     »Das dachte ich auch. Aber heute war er ausnahmsweise viel netter als sonst.«
     »Hm. Vielleicht hat er herausgefunden, dass du in Wirklichkeit seine Traumfrau aus dem e.Club bist.« Yasi grinst verschwörerisch.
     »Quatsch...Dafür bin ich viel zu gut in meiner Rolle. Er hat keine Ahnung.«
     »Vielleicht steht er auf Türkinnen«, stichelt sie weiter.
     »Allenfalls auf solche wie dich !«, bemerke ich spitz. »Mal im Ernst, Yasi. Ich hätte nicht gedacht, dass es so

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