Geliebte Rebellin
mitnehme. Jetzt wird mir klar, dass du einfach die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen konntest, brüderliche Bande zwischen Hamilton und mir zu schmieden.«
»Diese Bande existieren bereits. Du hast es zwar bestritten, aber trotzdem danach gehandelt.« Sie sah ihm mit ernsten Augen ins Gesicht. »Pass heute Nacht gut auf, Baxter.«
»Ich habe dir doch schon oft genug gesagt, dass es meiner Natur nicht entspricht, unsinnige Risiken einzugehen.«
»Ja, das ist wahr. Du ziehst das kalkulierte Risiko vor. Aber meines Erachtens sind kalkulierte Risiken weitaus gefährlicher.« Sie legte eine Hand auf den Ärmel seines Fracks. »Ich werde aufbleiben und auf dich warten.«
»Das ist nicht nötig. Ich komme morgen früh zu dir. Dann kann ich dir berichten, was wir herausgefunden haben, falls wir überhaupt auf etwas stoßen.«
»Nein. Komm bitte heute Nacht noch zu mir, sobald ihr eure Aufgabe erledigt habt. Mir ist ganz gleich, wie spät es ist. Ich werde ohnehin nicht schlafen, solange ich nicht weiß, ob ihr beide unbeschadet aus dem Club zurückgekehrt seid, du und Hamilton.«
»Also, gut.« Er schaute auf ihre Hände, die in Handschuhen auf dem schwarzen Stoff seines Fracks lagen, und unvermittelt durchzuckte ihn ein intensives Gefühl.
Sie macht sich etwas aus mir.
Trotz all ihrer Vorbehalte gegenüber dem männlichen Geschlecht schien Charlotte ihm zu trauen. Und trotz all der langen Jahre seiner selbstauferlegten Einsamkeit wusste er plötzlich, dass er sich sehr einsam fühlen würde, wenn Charlotte aus seinem Leben verschwand.
Was auch immer es für ein Gefühl war, das ihn so abrupt aus seinem wohlgeordneten und friedlichen Dasein herausgerissen hatte, es war weit mehr als nur eine flüchtige Leidenschaft.
Ein übermächtiges Gefühl von Unruhe packte ihn, das aber nichts mit dem Club zu tun hatte. Er legte seine Hand auf Charlottes Hand und drückte sie fest.
»Baxter?« Sie sah ihn seltsam an. »Fehlt dir etwas?«
»Nein. Doch.« Er rang um die Worte, die er dringend brauchte, um das, was er ihr sagen wollte, mit logischen Begründungen zu untermauern. »Wenn wir diese ganze Geschichte hinter uns gebracht haben, möchte ich mich mit dir über die Zukunft unserer Liaison unterhalten.«
Sie blinzelte. »Die Zukunft?«
»Verdammt noch mal, Charlotte, wir können nicht so weitermachen. Das begreifst du doch sicher.«
»Ich fand eigentlich, dass alles recht glatt läuft.«
»Eine Affäre ist für ein paar Wochen schön und gut.«
»Für ein paar Wochen?«
»Vielleicht sogar für ein paar Monate«, räumte er ein. »Aber mit der Zeit stellt sich heraus, dass es reichlich ermüdend ist.«
»Ja, natürlich. Ermüdend«, wiederholte sie.
Baxter war erleichtert, dass sie ihm so schnell folgen konnte, und so redete er unbeirrt weiter. »Zum einen sind da die enormen Unannehmlichkeiten.«
»Unannehmlichkeiten?«
»Dieses ganze verfluchte Suchen nach einem angemessenen Ort, an dem wir, äh, unsere Gefühle füreinander ausleben können«, erklärte er. »Ich meine, es ist ja schön und gut, gelegentlich auf eine Werkbank, die Kutsche oder das Sofa in der Bibliothek zurückzugreifen, aber ich habe den Verdacht, längerfristig wird sich das als außerordentlich lästig erweisen.«
»Ich verstehe. Lästig.«
»Ein Mann in meinem Alter zieht die Bequemlichkeit seines eigenen Bettes vor.« Plötzlich überkam ihn eine extrem lebhafte Erinnerung an die wenigen Male, die er mit Charlotte geschlafen hatte, und auch daran, wie unwichtig ein richtiges Bett in diesen Momenten gewesen war. »Ich meine, im großen und ganzen.«
»Baxter, du bist doch erst zweiunddreißig.«
»Die Jahre haben nichts damit zu tun. Ich habe noch nie den Hang verspürt, als Akrobat Karriere zu machen.«
Sie senkte die Lider. »Ich habe dich immer als sehr agil erlebt.«
Er beschloss, diesen Einwurf zu ignorieren. »Und dann kommt auch noch hinzu, dass ständig die Gefahr droht, die Leute könnten über einen reden, und das kann recht unangenehm werden. Wie wir bereits zu einem früheren Zeitpunkt festgestellt haben, könnte sich das durchaus negativ auf deine Geschäfte auswirken.«
Sie schürzte die Lippen. »Ja, da hast du vermutlich recht.«
Er zermarterte sich das Gehirn nach weiteren logischen Begründungen. Das naheliegendste aller Argumente brach mit einer solchen Wucht über ihn herein, dass seine Eingeweide sich verkrampften. Er holte Atem und rang um Fassung. »Und du musst auch die Möglichkeit einer
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