Geliebte Rebellin
Pläne. Er beabsichtigt, heute Nacht das oberste Stockwerk des Clubs zu durchsuchen«, sagte Charlotte.
Hamilton warf ihr einen Blick zu und schaute dann Baxter direkt in die Augen. »Vielleicht kann ich dir dabei helfen. Ich kenne mich recht gut in dem Gebäude aus, oder zumindest in dem Stockwerk, in dem sich die Clubmitglieder treffen.«
»Ich brauche deine Hilfe nicht«, erwiderte Baxter. Hamiltons Gesichtszüge spannten sich an.
»Baxter, ich bitte dich inständig, noch einmal über sein Angebot nachzudenken«, sagte Charlotte. »Es könnte sich als extrem nützlich erweisen, dass dein Bruder sich in dem Gebäude auskennt.«
Baxter spreizte die Finger und ballte sie dann wieder zur Faust. »Du verstehst das nicht.«
»Doch, natürlich verstehe ich das«, sagte sie forsch. »Du fühlst dich an den Eid gebunden, den du deinem Vater gegeben hast. Du hast ihm versprochen, auf Hamilton aufzupassen, und nicht etwa, ihn in Gefahr zu bringen.«
»Verdammter Mist, ich bin doch kein Kind mehr«, fauchte Hamilton. »Ich brauche kein Kindermädchen.«
»Richtig«, sagte Charlotte und wandte sich an Baxter. »Ich bin ganz sicher, dass dein Vater nicht von dir verlangt hat, du solltest Hamilton sein ganzes Leben lang beschützen. Er wollte lediglich, dass sein legitimer Erbe zu einem Mann heranreift.«
Hamilton bedachte sie mit einem dankbaren Blick. Dann funkelte er Baxter wütend an. »Um Gottes willen, ich bin zweiundzwanzig. Wann wird endlich jemand merken, dass ich längst ein Mann bin?«
Baxter sah ihn lange Zeit durchdringend an. Die Worte, die sein Vater auf dem Sterbebett geäußert hatte, hallten in seinem Kopf wider. Ich weiß, dass Verlass auf dich ist. Deshalb möchte ich, dass du auf Hamilton aufpasst.
»Es könnte sich durchaus als nützlich erweisen, dass du dich so gut in dem Club auskennst«, räumte er widerstrebend ein. »Aber die Situation ist keineswegs ungefährlich.«
»Dieser verdammte Magier hat heute morgen meinen besten Freund beinah in den Tod getrieben«, sagte Hamilton grimmig. »Wer weiß, was er als nächstes tun wird? Ich habe ein Recht darauf, bei seiner Entlarvung zu helfen.«
Baxter warf einen Blick auf Charlotte, und zu seinem Erstaunen hatte sie nichts zu sagen. Sie neigte kaum merklich den Kopf, um ihn wortlos zu ermutigen.
Wann war der Punkt erreicht, an dem ein Junge zu einem Mann herangewachsen war? fragte sich Baxter. Er kannte die Antwort auf diese Frage nicht, weil er sich nicht daran erinnern konnte, jemals ein Kind gewesen zu sein. Ihm schien es, als sei er sein Leben lang gezwungen gewesen, die Verpflichtungen eines Erwachsenen zu übernehmen.
»Also, gut«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Wir werden gemeinsam Pläne schmieden. Aber erzähl, um Gottes willen, deiner Mutter nichts davon.«
»Ich hoffe, diesen Entschluss werde ich nachträglich nicht bereuen«, sagte Baxter am späteren Abend.
Er stand neben Charlotte am Rande der Tanzfläche. Auf dem Hawkmore-Ball herrschte dichtes Gedränge. Morgen würden die oberen Zehntausend über nichts anderes reden, aber heute Nacht bot ihnen der Ball die perfekte Deckung.
Falls Morgan Judd Spione beschäftigte, dann würde es ihnen schwerfallen, in diesem Gewühl jemanden im Auge zu behalten. Mit etwas Glück würde es keinem Menschen auffallen, wenn Baxter und Hamilton sich davonschlichen, um dem Club einen Besuch abzustatten.
»Ich weiß, dass es dir nicht leichtgefallen ist, auf Hamiltons Angebot einzugehen und seine Hilfe anzunehmen«, sagte Charlotte. »Aber eine bessere Gelegenheit könntest du gar nicht finden, um ihm zu zeigen, dass du Vertrauen in ihn setzt.«
»Er scheint mir in vielerlei Hinsicht immer noch so verdammt jung zu sein. Allein schon der Umstand, dass er diesem Club überhaupt beigetreten ist, ist ein Beweis für seine mangelnde Reife.«
»Ich habe den Eindruck, Hamilton hat aus dieser Erfahrung viel gelernt. Offensichtlich hat es eine sehr ernüchternde Wirkung auf ihn gehabt, dass Norris nur knapp dem Tod entgangen ist.«
»Das lässt sich nicht leugnen. Und doch . . .«
»Sieh es doch einmal von der positiven Seite, Baxter. Wenn du Hamilton heute Abend mitnimmst, dann liefert dir das einen idealen Vorwand, um meine Hilfe bei diesem Unternehmen abzulehnen.«
Baxter lächelte, obwohl ihm unbehaglich zumute war. »Du verstehst es wirklich, eine Situation kurz und prägnant auf den Punkt zu bringen, meine Liebe. Ich hatte mich schon gefragt, warum du nicht mehr verlangst, dass ich dich
Weitere Kostenlose Bücher