Geliebte Suenderin
du dich erinnert hast.«
Sabrina lächelte und sah ihn an. Er war wie ein kleiner Junge, dem man sein Lieblingsspielzeug weggenommen hatte. »Reicht es dir denn nicht, daß du den Besitz sicher in Händen hast?«
»Es kann wohl nicht alles nach meinem Willen gehen«, erwiderte er bedauernd, »obwohl es, wie ich schon sagte, eine Schande ist, daß du dich an deine Abneigung mir gegenüber wieder erinnern mußtest.«
Er beugte sich über sie und berührte ihren Nacken mit seinen Lippen, ließ sie einen Augenblick die Zartheit genießen. »Ich habe wunderbare Erinnerungen an dich, Rina«, flüsterte er, und sein warmer Atem kitzelte ihr Ohr.
Sabrina erhob sich und bewegte sich außer Reichweite seiner Lippen, ihre violetten Augen musterten ihn verächtlich. »Wie du schon sagtest, schade, aber du kannst eben nicht alles haben.«
Lucien lächelte. »Ich kann es aber versuchen.«
Die unterschwellige Drohung ließ Sabrinas Augen für einen Moment vor Angst ganz groß werden. »Es wird nicht leicht sein«, warnte sie ihn.
»Ich habe mir nie vorgestellt, daß eine Ehe mit dir leicht ist, Sabrina. Das hätte ich dir bereits beim ersten Mal sagen können, als du auf mich zustolziert bist.«
»Du hättest deine eigene Warnung beachten sollen, Lucien, denn du hast dir mehr aufgeladen, als du haben wolltest.«
»Richtig, aber einen guten Kampf habe ich immer schon genossen, Sabrina«, erwiderte Lucien gewandt, »was mich daran erinnert, wir haben eine Einladung zum Berkeley Square. Die Herzoginwitwe möchte meine keusche Braut kennenlernen, also werden wir morgen nach London abreisen. Vielleicht ist es besser, wenn wir unter Leuten sind, sonst wäre ich vielleicht versucht, dir ein paar Lektionen zu erteilen.«
Einige Tage später lernte Sabrina Luciens Großmutter in London kennen. Zu diesem Anlaß gab Sabrina sich mit ihrer Toilette die allergrößte Mühe. Sie trug ein mitternachtsblaues Kleid, das durch seine Plissees ihre schwellende Taille kaschierte. Die Corsage war goldgestickt, mit drei weißen Spitzenrüschen an den Ärmeln, die zu ihrem Unterrock paßten. Die Tage waren schon kühler, da der Herbst gekommen war; deshalb saß Sabrina, in einen zum Kleid passenden blauen Samtumhang gehüllt, etwas nervös im Salon und wartete darauf, daß der Majordomus sie vorließ. Immer wieder warf sie einen Blick auf Lucien, der desinteressiert mit einem Lächeln auf den Lippen Karten spielte.
»Ich glaube kaum, daß die Zeit dafür reichen wird«, bemerkte Sabrina, als er mit großem Geschick die Karten mischte.
Lucien sah gelangweilt hoch. »Glaubst du?«
Zwanzig Minuten später saßen sie immer noch im Salon.
Lucien hob amüsiert den Kopf, als Sabrina seufzte. »Du wirst dich noch an die kleinen Spielchen Grandmères gewöhnen, Sabrina. Du mußt Geduld lernen.«
Sabrina warf ihm einen wütenden Blick zu. »Offensichtlich schlägst du nach ihr.«
Lucien lachte. »Ich habe mir gerade überlegt, wie ähnlich ihr beide euch seid. Ich glaube, das wird ein sehr interessantes Treffen.«
Er irrt sich, dachte Sabrina einige Zeit später, als sie der Herzoginwitwe gegenübersaß. Sie war dieser herrischen alten Frau überhaupt nicht ähnlich, die Lucien schon so lange an der Kandare hatte und immer noch nicht so richtig bereit war, ihn loszulassen.
»So, du bist also die neue Herzogin von Camareigh? Mir scheint, du bist ein bißchen klein für jemanden, der eine so mächtige und ehrwürdige Stellung innehat«, bemerkte die Herzogin.
»Habt Ihr denn nicht die Erfahrung gemacht, Euer Gnaden, daß Größe kein Maßstab für Stärke ist?« konterte Sabrina frech und sah herausfordernd in die verblaßten, sherryfarbenen Augen, die denen Luciens so ähnlich waren.
Die Herzogin schwieg einen Moment lang, dann lachte sie.
»In der Tat, Kind, wie es scheint, kompensierst du deine man-gelnde Größe mit Esprit.«
Sie warf dem lächelnden Lucien einen verschmitzten Blick zu.
»Wie ist es dir nur gelungen, sie zu fangen, mein Junge? Wenn meine Augen mich nicht täuschen, hat sie nur giftige Blicke für dich, seit ihr gekommen seid.«
»Ihr habt mir in der Sache wenig Spielraum gelassen, Grandmère, ich war in Zeitnot, habe gesehen, daß ihr Ruf ruiniert ist und keiner außer mir zur Stelle, der sie heiraten kann«, erklärte er frech, und Sabrina kochte innerlich.
»Ich weiß nicht, ob ich dir das glauben soll oder nicht, aber nachdem ich deinen Ruf kenne, würde ich nicht daran zweifeln.
Was aber die zukünftigen Erben
Weitere Kostenlose Bücher