Geliebte Suenderin
betrifft, sieht es ja nicht gerade rosig aus, wenn ich euch so spinnefeind seid.«
»Oh, Grandmère, ich glaube, in der Beziehung braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen, wir haben uns auch schon besser verstanden«, beschwichtigte er sie, Sabrina wurde schamrot und warf einen mörderischen Blick auf Luciens unbewegtes Profil.
Die Herzogin sah erstaunt von einem zum anderen, und ihre Augen strahlten vor Glück. »Ich habe gewußt, Lucien, daß ich mich auf dich verlassen kann. Du bist zwar dickköpfig, aber im Stich gelassen hast du mich noch nie.« Sie lächelte Sabrina an, die mit grimmigem Gesicht dasaß. »Du wirst uns einen Erben schenken, und schon so bald! Ich hatte schon Angst, ich müßte sterben, ohne Camareighs Zukunft gesichert zu sehen.«
»Ich könnte ja auch eine Tochter bekommen«, erwiderte Sabrina streng.
Lucien lachte über das überraschte Gesicht der Herzogin.
»Und das wird sie wahrscheinlich auch. Ich habe noch nie ein so stures Mädchen wie Sabrina kennengelernt.«
»Wie ich sehe, hast du alle Hände voll damit zu tun, mit deiner Herzogin fertig zu werden, Lucien, denn wenn sie sich einmal gegen dich gestellt hat und damit durchgekommen ist, wirst du sie nie wieder ganz unter Kontrolle haben - außer natürlich, sie wünscht es«, sagte die Herzogin, und ihre Augen blitzten vor Vergnügen.
»Sich gegen mich stellen?« fragte Lucien ungläubig mit einem ironischen Blick auf Sabrina. »Sie würde nicht im Traum daran denken, nicht wahr, Sabrina, mein Schatz?«
Sabrina ballte im Schutze der Falten ihres Kleides die Hände zu Fäusten. »Mich gegen dich stellen, Lucien?« sagte sie mit zuckersüßem Lächeln. »Ich habe noch nie darüber nachgedacht - ich mache es einfach.«
Lucien breitete resigniert die Arme aus. »Ihr seht, Grandmère, ich habe keine Chance.«
Die Herzoginwitwe nickte nachdenklich. »Ihr mögt es ja vielleicht nicht glauben, denn offensichtlich sind eure Gemüter noch sehr erhitzt, aber eines Tages wird das eine gute Ehe sein. Mein Wort darauf. Ihr habt beide Esprit und seid leidenschaftlicher Natur, meine einzige Sorge ist nur, daß ihr euch vorher umbringt. Bitte, tut das nicht, oder zumindest nicht, bis mein Enkel geboren ist.«
»Keine Angst, Großmutter, Sabrina ist zum Überleben geboren. Sie sieht vielleicht zart und brav aus, aber laßt Euch nicht von ihrem feinen Äußeren täuschen, unter all ihrem Samt und den Spitzen ist sie zäh wie Leder.«
Die Herzoginwitwe lächelte, sie amüsierte sich prächtig. »Ihr werdet noch zum Tee bleiben, dann dürft ihr gehen«, befahl die Herzogin und klingelte dem Majordomus.
Lucien beugte sich zu Sabrina. »Du bist akzeptiert worden und solltest stolz darauf sein. Grandmère lädt fast nie jemanden zum Tee ein. Selbst ich hatte nur selten die Ehre«, murmelte Lucien.
»Das kommt daher, weil ich nur selten mit dir zufrieden war«, erwiderte die Herzoginwitwe, »aber jetzt bin ich sehr zufrieden mit dir, weil du diese Kleine geheiratet und mich zur Urgroß-
mutter gemacht hast.«
»Es war mir ein Vergnügen«, sagte Lucien leise, und sein Blick heftete sich auf Sabrinas geöffneten Mund.
Plötzlich fiel der Herzogin der Brief ein, den sie gestern bekommen hatte. »Seltsam, nicht wahr, das mit Percy und seiner Familie - und Kate -, sie haben einfach mitten in der Nacht London verlassen wie Diebe und sind irgendwohin auf den Kontinent verschwunden? Sehr eigenartig.« Sie sah Lucien fragend an. »Du weißt nicht zufällig etwas darüber?«
Lucien rieb sich nachdenklich die Narbe, während er nach einer Antwort suchte. »Nein, Percy und ich sind uns noch nie sehr nahegestanden, Grandmère, ich weiß nichts über seine Angelegenheiten, nur daß er all seinen Besitz, auch das Londoner Haus, verkauft hat. Wie es scheint, plant er einen längeren Aufenthalt auf dem Kontinent.«
»Hmmm, äußerst seltsam. Aber nachdem du Camareigh geerbt hast und Kate und Percy wußten, daß sie keine Chance mehr hatten, es zu erben, haben sie wohl gedacht, ein Tapetenwechsel wäre das beste. Ich weiß, daß sie dein Glück nur schwer ertragen können.«
»Ich nehme an, Ihr habt recht, Grandmère«, erwiderte Lucien.
Die Herzogin klopfte nachdenklich mit ihrem Stock auf den Boden. »Was mir wirklich zu denken gibt, ist dieser Brief, den ich bekommen habe. Er ist von Percys Frau, Lady Anne, und wie es scheint, hat sie das Kommando über die ganze Familie übernommen. Die kleine Maus hat endlich ihre Stimme gefunden. Sie sagt, Kate wäre
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