Geliebte Suenderin
und Stiefel und das Schwert an ihrer Seite schweifen. »Na schön, Sabrina, dann gehst du eben in Hosen zum Maskenball. Du wirst ohne Zweifel der Liebling des Abends sein. Ich hoffe nur, daß keiner deiner Opfer anwesend ist.«
Er hatte natürlich recht. Ihr Auftritt war eine Sensation, nachdem bekannt wurde, daß der kleine Herr im Samtanzug die Herzogin von Camareigh war.
Aber schon nach kurzer Zeit begannen die Parties und Festivi-täten Londons sie zu langweilen, außerdem war ihre Schwangerschaft schon ziemlich weit fortgeschritten, und so beendete sie ihre gesellschaftlichen Aktivitäten. Sabrina verließ ohne jedes Bedauern London, um in der Ruhe Camareighs die Geburt ihres Kindes abzuwarten. Sie war allerdings sehr überrascht und verletzt, obwohl sie es nicht zeigte, als Lucien ihr erlaubte, allein aufs Land zurückzukehren.
»Da meine Anwesenheit dich anscheinend nur irritiert, wirst du erleichtert sein zu hören, daß ich dich nicht nach Camareigh begleiten werde«, sagte ihr Lucien und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen ihre Reaktion auf diese plötzliche Entscheidung.
Aber Sabrina war es gewohnt, ihre wahren Gefühle zu verstecken, und es gelang ihr, nur desinteressiert die Schulter zu heben. »Wie du wünschst, und ich weiß deine Rücksicht zu schätzen. Wenigstens dieses eine Mal scheinst du meine Gefühle wahrzunehmen«, erwiderte sie giftig.
Sie hatte versucht, sich einzureden, daß sie wirklich froh dar-
über wäre, ohne Lucien in Camareigh sein zu können, aber auf der langen Kutschenfahrt ging er ihr doch nicht aus dem Kopf, und sie fragte sich, was er wohl in London machte. Sie seufzte, angewidert von sich selbst. Sie wußte einfach nicht, was sie wollte. Ihr Stolz und ihr Zorn blockierten immer noch ihr Begehren, denn jedesmal, wenn sie Lucien ansah, fühlte sie, wie ihr Puls beschleunigte, und sie mußte zugeben, daß er sie immer noch anzog.
Auf dem Weg nach Camareigh war sie über Verrick House gefahren, um den ängstlich wartenden Richard abzuholen, dessen neues Zuhause bei Sabrina sein würde, und um an Marys Hochzeit teilzunehmen. Sabrina war etwas neidisch, als sie Mary sah, die so bezaubernd in ihrem Kleid aus Silberstoff mit der sechs Meter langen Schleppe aussah, das Sabrina extra für sie in London hatte anfertigen lassen, wie sie mit Orangenblüten im Haar den Kirchgang hinunterging und voller Liebe Terence Fletcher anschaute. Lucien war am Morgen der Hochzeit überraschend aufgetaucht, angeblich nur, um ihnen alles Gute zu wünschen, und war nach der Zeremonie ebenso schnell wieder ohne jede Erklärung verschwunden.
Während ihres Aufenthalts in Verrick House hatte Sabrina Mrs. Taylor besucht und ihr einen Korb Orangen und Zitronen von Camareigh gebracht. Es machte sie traurig, das kleine Haus zu betreten und sich an die Zeiten zu erinnern, die sie dort lachend und plaudernd mit Mrs. Taylor verbracht hatte - aber jetzt war alles anders geworden. Sie spürte Mrs. Taylors Nervosität, als sie versuchte, sich mit ihr zu unterhalten, Sabrinas Titel schüchterte sie ein. John und Will hatten sich aber nicht verändert, sie waren noch dieselben lustigen Freunde von früher, sie freuten sich, sie zu sehen und Neues aus London zu hören.
Als sie mit Richard von Verrick House abfuhr, hatte sie einen dicken Kloß im Hals und mußte sich mit Mühe die Tränen verkneifen.
Die nächsten Monate verbrachte sie ruhig in Camareigh. Der Winter war kalt, und sie wurde immer runder und das Kind immer schwerer in ihr, so daß sie das Haus kaum noch verließ.
Lucien kam nur selten zu Besuch und wenn, dann kam es Sabrina so vor, als würde er seine ganze Zeit mit Richard verbringen. Er hatte kaum einen Blick für sie übrig, was wohl ihrer unförmigen Gestalt zuzuschreiben war.
An Weihnachten kamen Mary und Terence und brachten Tante Margaret und Hobbs mit. Sabrina beobachtete erstaunt Lucien, der den leutseligen Gastgeber spielte und mit seinem berühmten Charme der Dominicks seine Gäste in seinen Bann zog.
Sabrina ertappte sich manchmal bei dem Gedanken, wie anders ihr Leben hätte aussehen können, wenn nicht all diese Mißverständnisse Hindernisse in den Weg gelegt hätten. Wenn Lucien sie doch wirklich lieben würde, so wie damals, als sie ihr Gedächtnis verloren hatte! Doch war es damals nur ein Spiel für ihn gewesen, und nachdem er jetzt hatte, was er wollte, sowohl den Besitz, als auch den Erben, war er an ihr nicht mehr interessiert.
Als sich der lange Winter
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