Geliebte Suenderin
einer an«, sagte der Herzog. »Er hat endlich seine Sprache wiedergefunden. Anscheinend habe ich da einen wunden Punkt getroffen.«
Der Herzog schritt den engen Raum ab, drehte sich abrupt um und fragte in scharfem Ton: »Wer ist sie?«
Aber der Riese blieb stumm und begegnete dem Blick des Herzogs mit giftigen blauen Augen.
»Früher oder später finde ich es heraus und dann . . . na ja, dann wird es zu spät sein, mich um Gnade zu bitten.«
»Nichts werdet Ihr«, murmelte Will und begegnete standhaft dem überraschten Blick des Herzogs, »sonst hättet Ihr es bereits gemacht. Die Soldaten wären hier gewesen und hätten inzwischen Charlie und mich mitgenommen. Aber ich sehe keine Rotröcke, Herzog - Ihr blufft nur.«
Der Herzog lächelte zögernd über Wills Schlußfolgerungen.
»Ah, aber du irrst dich. Warum sollte ich dich und deine hitz-köpfige Freundin verschonen?« fragte er kühl. »Ich habe ein paar Schulden einzutreiben, mit Zinsen, mein großer Freund, und wenn das bedeutet, daß ich mich mit euch beiden ein bißchen amüsiere, bevor ich euch töte - dann steht mir das zu. Wen schert es schon, was mit zwei bösartigen Verbrechern geschieht, die mich in meinem Haus überfallen haben?«
Wills Gesicht wurde rot vor Wut und Angst um Sabrina. »Was habt Ihr mit Charlie gemacht?« fragte er und zerrte vergeblich an seinen Fesseln. »Wenn Ihr ihr auch nur ein Haar gekrümmt habt -«
»Sie ist bei guter Gesundheit, zumindest im Augenblick, aber wer kann schon das zukünftige Schicksal von Leuten in einem so gefährlichen Geschäft wie eurem vorhersagen? Alles mögliche könnte ihr passieren. So schade, nachdem du das kleine Luder anscheinend recht gern magst.« Der Herzog lächelte wissend.
»Natürlich ist sie auf ihre wilde, ungezähmte Art eine echte Schönheit. Vielleicht hast du noch wärmere Gefühle für sie, was?
Hmm, es wäre vielleicht interessant, wenn ich mich selbst näher mit ihr befreunde«, überlegte er.
Wills Gesicht wurde lila vor Wut und von seinen vergeblichen Anstrengungen, sich loszureißen. »Sie ist nicht so! Sie ist unschuldig, und wenn Ihr sie mit Euren feinen Händen anfaßt, reiß’
ich Euch das Herz raus und werf es den Krähen zum Fraß vor«, warnte ihn Will und stieß noch weitere blutrünstige Drohungen gegen den Herzog aus.
»Schau, schau«, murmelte der Herzog mit einem etwas ge-quälten Lächeln. Er ging zu der schweren Holztür, aber drehte sich, ehe er sie öffnete, noch einmal kurz um und fügte leise hinzu: »Ich werde dich ein bißchen über meine Worte nachdenken lassen, und solltest du dich entschließen, dein Schweigen zu brechen, ruf einen meiner Diener, die vor dieser Tür Wache halten. Aber laß dir nicht zu lange Zeit, mein Freund. Ich bin kein geduldiger Mann.« Damit überließ er Will seinen Gedanken.
Lucien goß sich einen Brandy ein und starrte hinaus in den trüben Nachmittag. Er hatte nicht vorgehabt, so lange hierzu-bleiben. Aber er hatte ja auch nicht ahnen können, was für unglaubliche Dinge passieren würden.
Eine Frau! Wer hätte gedacht, daß der lästige Straßenräuber in Wirklichkeit ein Mädchen war? Es war unfaßlich. Ihn packte immer noch der Zorn, wenn er daran dachte, was er beinahe getan hätte. Eine Frau töten - er hätte nie gedacht, daß es so weit kommen würde. Aber warum sollte er sich schuldig fühlen?
Woher sollte er wissen, daß Bonnie Charlie in Wirklichkeit ein Frauenzimmer in Hosen war? Sie hatte kein Recht, so etwas zu tun. Er schüttelte verwirrt den Kopf. Genau das war das Problem - sie war kein gewöhnliches Frauenzimmer. Sie sah aus und redete wie eine Lady aus gutem Haus. Und selbst wenn sie das nicht war, wie könnte er eine Frau den Behörden übergeben? Ihr Schicksal würde besiegelt sein, und er hätte ihren Tod auf seinem Gewissen. Nein, er mußte etwas unternehmen, denn einfach laufenlassen konnte er das kleine Luder auch nicht.
Er würde ihren Namen herausfinden, alles Wissenswerte über sie und über ihren riesenhaften Freund erfahren und ihr dann drohen, sie zu entlarven, sollte sie je wieder als Bonnie Charlie losreiten. Ja, das war genau das Richtige. Aber wie konnte er diese wertvolle Information aus diesem widerspenstigen Weib herausholen?
Drohen? Er spürte immer noch ihren weichen Hals unter seinen Händen. Sie war verängstigt gewesen, aber diesen Kurs wollte er nicht weiter verfolgen. Frauen einschüchtern war nicht nach seinem Geschmack. Er zog raffiniertere Methoden vor.
Er sah erneut
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