Geliebte Suenderin
schade, wenn eine so schöne Frau wie du würgend und keuchend am Strick hängt, keine Luft mehr bekommt und ihr die Augen aus den Höhlen treten vor Angst, das Blut in ihrem Kopf dröhnt, wenn ihre kleinen Füße in der Luft baumeln und die blütenweiße Haut fleckig und violett wird. Kein sehr schöner Anblick.« Seine Hand legte sich langsam fester um Sabrinas Hals. Ihr Puls hämmerte wie rasend unter seinem Daumen, er drückte fester zu, es rauschte in ihren Ohren, und sie packte voller Panik seine Hände und versuchte, sie von ihrem Hals zu reißen.
Sie starrte in seine Augen, die vor Wut fast schwarz waren.
Dann ließ er plötzlich los und ließ sie wieder frei atmen. Sabrina holte mit bebender Brust tief Luft, und allmählich hörte das Zimmer auf, sich zu drehen.
Ein grausames Lächeln verzerrte den Mund des Herzogs.
»Das war nicht sehr nett, nicht wahr? Hattest du Angst?« Er lachte herzlos. »Nein, du würdest nie zugeben, daß du Angst hast, nicht wahr, Bonnie Charlie? Uneinsichtig bis zum Schluß, nicht wahr? Na, wir werden sehen«, sagte er geheimnisvoll.
Sabrina versuchte, ihr Zittern unter Kontrolle zu bringen und fauchte: »Ich werde nie flehend zu Euren Füßen liegen. Glaubt Ihr etwa, Ihr feiger Judas, Ihr könnt mich beherrschen? Ihr täuscht Euch, Euer Gnaden.«
Sabrina schob entschlossen ihr Kinn vor, und ihre zu neuem Leben erwachten violetten Augen funkelten böse, als sie ihn wütend und verängstigt verspottete.
»Möchtet Ihr wirklich, daß Eure Freunde erfahren, daß der tapfere Herzog von Camareigh sich mit einer Frau duelliert hat?
Daß er sie fast getötet hätte? Glaubt Ihr wirklich, daß es ihnen gefallen würde, zu erfahren, daß der blutrünstige Bonnie Charlie, der sie so lange terrorisiert hat, nur eine Frau war? Nein, ich denke, das wird Euch keiner danken, Euer Gnaden. Sie könnten nie wieder ihre parfümierten Köpfe stolz der Öffentlichkeit präsentieren«, höhnte Sabrina lachend, sich als Herrin der Lage wähnend.
Sie erwiderte den stolzen Blick des Herzogs. »Ihr seid in der Zwickmühle, denn Eure Selbstachtung steht auf dem Spiel, und die Ehre eines Mannes, und sein Name ist doch alles, nicht wahr?
Nein, ich glaube, Ihr werdet Bonnie Charlie nicht den Behörden übergeben.«
Der Herzog grinste grimmig. »Du verteidigst dich sehr überzeugend. Aber wer hat denn behauptet, ich hätte vor, einen Straßenräuber den Behörden zu übergeben?« Er lächelte, als er Sabrinas verwirrtes Gesicht sah. »Andererseits könnte ich ihnen ein diebisches Mädchen übergeben, das mit böser Absicht in mein Haus eingedrungen ist. Und mit ihr zusammen einen ge-wissen großen Freund. Oh, du hast deinen Riesenbeschützer vergessen, wie ich sehe«, sagte er, zufrieden grinsend. »Ja, der wird zweifellos gehängt werden, oder ihr werdet, nach einem längeren Aufenthalt im Gefängnis, beide abgeschoben. Nicht sehr angenehm, das kann ich dir versichern. Ja, deine mißliche Lage sollte dir wirklich angst machen. Entweder das, oder du bist eine Närrin, was ich aus bestimmten Gründen nicht glaube.«
Sabrinas Gesicht war bei diesen bedrohlichen Worten ganz blaß geworden, ihre Augen wurden groß und dunkel vor Angst.
Der Herzog schien zufrieden, daß seine Worte die beabsichtigte Wirkung hatten. Er schlenderte zur Tür und sagte: »Dar-
über solltest du nachdenken, und wenn du etwas mitteilungs-freudiger bist und mir die Informationen, die ich haben will, gibst, werden wir uns noch einiges zu sagen haben.«
Sabrina starrte in ohnmächtiger Wut zur Tür, seine Worte rannen wie Quecksilber durch ihren betäubten Verstand. Sie ließ sich in die weichen Kissen zurückfallen und zerrte die Bettdecke über ihre zitternden Schultern, als eine zögernde Träne den Weg von ihrem Auge über die Backe fand.
Was sollte sie bloß machen? Seit das passiert war, hatte sie keinen klaren Gedanken fassen können. In der Vergangenheit war alles immer nach ihren Vorstellungen gelaufen. So jemandem wie dem Herzog war sie noch nie begegnet. Er war skrupel-los, rachsüchtig, gemein - und intelligent. Und er hatte sie erwischt.
Sabrina schniefte und wischte sich die Tränen wie ein kleines Kind mit dem Handrücken ab. Plötzlich fiel ihr etwas ein, und sie setzte sich erschrocken auf.
Mary. Was, in aller Welt, mochte sie denken? Sie war jetzt schon unzählige Tage verschwunden. Die arme Mary dachte sicher, sie wäre tot oder gefangen. Und John würde durch die Gegend toben und sie suchen, und er würde
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