Geliebte Suenderin
öffentlichen Kutschen über die Hauptstraßen fuhren, auf denen auch die fliegen-den Kutschen unterwegs waren, die manchmal bis zu sechzig Meilen am Tag zurücklegten.
Sie aßen gebratene Ente, Steinbutt, frische Austern und Ge-müse, gefolgt von Beerentörtchen und Käse, serviert von einer freundlichen Bedienerin und verbrachten ein paar angenehme Stunden damit, sich zu entspannen und von der knochenbreche-rischen Fahrt zu erholen. Sie nippten ihren Tee vor einem gestuckten Kamin und lachten über die verwirrten und wütenden Stimmen einer Truppe Wanderschauspieler, die für die Vorstellung des Abends, Wie es euch gefällt, probten.
Danach setzten sie ihre Reise fort und erreichten am frühen Abend die Außenbezirke Londons, wo das Dämmerlicht sich mit dem rauchigen Dunst, der über der Stadt lag, mischte. Sie fuhren über die offenen Felder und durch die kleinen Dörfer, die London umgaben, und sahen Schiffe mit den Flaggen zahlloser fremder Länder, die an der geschäftigen Themse vor Anker lagen und ihre Fracht aus fernen Ländern löschten.
London war ein Irrgarten von gewundenen, kopfsteingepfla-sterten Straßen, die viel zu schmal waren für das Verkehrsge-wimmel, das sich durch sie wälzte. Sechsspänner, Ochsenkarren, Sänften, Reiter und Fußgänger drängten sich durch die engen Straßen. Der Stau löste sich langsam auf, als ihre Kutsche sich vom Flußufer und dem Geschäftsviertel der Stadt entfernte und in größere Plätze und die geraderen, breiteren Straßen, die sie umgaben, einfuhr.
Das kleine Queen-Anne-Stadthaus des Marquis von Wrainton lag an einem ruhigen Platz in der Nähe des Hydepark, wo der König immer noch mit seinen königlichen Jagdgenossen Rot-wild jagte. Die breite Backsteinfront des Hauses mit der Doppel-reihe Fenster und dem steil ansteigenden Dach betonten schmie-deeiserne Gitter entlang des Firstes und massive Kamine.
»Richard, wir sind da.« Sabrina gab ihrem schlafenden Bruder einen Stups. Mary stieg als erste aus, nachdem sie Hobbs geholfen hatte, Tante Margarets zahlreiche, in der Kutsche verstreute Habseligkeiten einzusammeln. Einer der Diener hatte das Personal von ihrer Ankunft unterrichtet, und als Sabrina sich anschickte, die Eingangstreppe hochzugehen, wurde sie dort vom Majordomus empfangen, in ordentlicher blauer Livree und mit mißbilligendem Blick.
»Ich bin Lady Sabrina Verrick; meine Schwester, Lady Mary; meine Tante Margaret und mein Bruder, Lord Richard Faver, Graf von Faver.« Während Sabrina sich und die anderen vorstellte, stolzierte sie an dem baß erstaunten Majordomus vorbei, der vor der imposanten Eingangstür aus Mahagoni stand und die eichengetäfelte Halle bewachte.
»Ich bin zu Tode erschöpft«, stöhnte Tante Margaret, als sie am Arm der stets hilfreichen Hobbs in die Halle stolperte.
»Führt Lady Margaret in ein Zimmer«, befahl Sabrina und rauschte in den Salon, dicht gefolgt vom Majordomus, »und schickt ihr ein Bad und etwas Tee nach oben. Wir werden unseren hier unten nehmen.« Sie drehte sich um und schenkte dem sprachlosen Diener, der immer noch völlig verblüfft war über diese Invasion ins Haus seines Herrn, ein umwerfendes Lächeln, das ihr in Sekundenschnelle seine Loyalität verschaffte.
»Sofort, Mylady, und ich werde umgehend die Zimmer für Euch und Eure Familie vorbereiten. Solltet Ihr sonst noch irgend etwas brauchen, stehen wir Euch ganz zu Diensten.«
Sabrina strahlte. »Ich danke Euch, und wie heißen Sie?«
»Cooper, Mylady.«
»Schön, Cooper, wir werden uns zurückziehen, sobald wir uns erfrischt haben.«
Cooper hüstelte und räusperte sich verlegen. »Hätten Mylady etwas dagegen, ein Schlafzimmer mit Lady Mary zu teilen?«
fragte er. »Wir sind momentan etwas beengt, da der Marquis und die Contessa augenblicklich hier residieren.«
Diese Worte ließen Sabrina zur Salzsäule erstarren. Ihr Gesicht wurde mit einem Schlag so bleich, daß der Majordomus besorgt einen Schritt näher zu ihr trat.
»Geht es Euch nicht gut, Lady Sabrina?« fragte er ängstlich.
»Soll ich das Riechsalz holen?«
»Nein, es ist nichts, ich war nur so überrascht von Eurer Information über den Marquis«, erklärte Sabrina.
Cooper sah etwas verwirrt aus. »Ja, also, ich hatte mich auch schon gefragt, Lady Sabrina, weil Lord und Lady Wrainton Freunde auf dem Land besuchen und geplant hatten, Verrick House einen kurzen Besuch abzustatten, um seine Familie zu sehen. Aber wir erwarten sie Samstag zurück, und da werdet Ihr ja
Weitere Kostenlose Bücher